Das Münchner Oktoberfest



Das Münchner Oktoberfest, auch die "Wiesn" genannt, ist das größte Volksfest weltweit und findet 2000 zum 167. Mal statt. Zwischen dem 16. September und dem 3. Oktober werden wieder rund 6 Millionen Gäste auf der Münchener Theresienwiese erwartet.
 
 

Übersicht:

Kleiner Reisebericht
 

Wiesn-Geschichte

Wiesn-Festhallen
 

Wiesn-Statistik

Wirtschaft
 
 
Technische Daten Die Wiesn 1950 bis 1999
Die Wiesn 1999 in Zahlen
 
 

Kleiner Reisebericht - 29.09.-01.10.2000



Beteiligte: natürlich meine Wenigkeit, und dann auch noch: Lars, Susi, Annett, Thomas, Michael, Barbara, Uwe, Kerstin, Christian

Habe mich am Freitag um 17:25 Uhr in den Zug gesetzt und wurde netterweise 20:41 Uhr am Dresdner Hauptbahnhof von Lars und Thomas abgeholt. Wir sind noch auf einen Drink in den "Saustall" gefahren, bevor wir uns zwecks Schlaf fassen trennten. Ich habe bei Thomas in Berbisdorf übernachtet.

 Am nächsten Morgen trafen wir uns bereits 7:00 Uhr bei Lars. Thomas und ich haben vorher noch getankt und Kerstin und Christian von ihrer neuen Wohnung, die sie eine Woche zuvor bezogen hatten, abgeholt. Mit nur fünfminütiger Verspätung kamen wir an und endlich ging es dann gemeinsam mit zwei Autos weiter.

Wir umfuhren einige Staus und trafen gegen 12:30 Uhr bei Mike in Garching ein. Ich hatte uns bei ihm eine Übernachtungsmöglichkeit gesichert. Netterweise versorge er uns auch noch mit Mittagessen: er kochte Spaghetti - als Grundlage für nachfolgende alkoholische Exzesse.

Dann ging es mit 3 Autos (ux, seine Freundin Barbara und sein Nachbar Uwe schlossen sich uns an) weiter bis zur U-Bahn, wo wir parkten und uns zwei Wochendtickets kauften, mit denen man sich im Münchner S-Bahn-Verkehr getrost an entsprechenden Tagen fortbewegen darf. Glücklicherweise ist die Verbindung von dort bis zur Theresienwiese ausgezeichnet und wir endeten ohne größere Schwierigkeiten und Umsteigen am Ziel unserer Reise - der "Wiesn".

Nach einer kurzen Verständigung beschlossen wir, zuerst zu trinken und uns erst am Abend auf diversen Karussels zu vergnügen.

Nun kam der schwierigste und leider auch frustrierendste Teil: einen Platz zu ergattern. Mit einer zehnköpfigen Gruppe ein fast sinnloses Unterfangen. Die Zelte waren bereits eine halbe Stunde nach Eröffnung um 10:00 Uhr "wegen Überfüllung geschlossen" worden. Die einzige andere Möglichkeit, an Bier zu gelangen sind die angrenzenden Biergärten. Aber auch da tummelten sich Tausende von Leuten. Wir waren am Verdursten und teilweise auch leicht genervt. Der Verkauf von "Stehmaßen" ist nicht erlaubt - nur sitzende Personen (auf den dafür vorgesehenen Bänken) bekommen Getränke. Die Chance auf Plätze sinkt natürlich proportional mit der Größe der Gruppe.

Wir gingen zuerst zum Löwenbräu-Zelt. Dort ließen wir Christian und Kerstin allein und schlenderten zu acht weiter. Christian hatte von seinem Vater 9 Bierzeichen für eben dieses Zelt bekommen. Ein Bierzeichen ist eine Art Gutschein für Getränke und Essen. Die beiden haben nur zwei verbraucht und die restlichen für 7 DM verkauft. Fast die gesamte Gruppe war sauer darüber. Der Geizhals hat nicht mal zwei Bierzeichen für die Fahrer herausgerückt!

Nachdem wir bereits durch mehrere Gärten hindurchgelaufen waren und dann diskutierend vor einem weiteren standen, sprach uns ein weißbehemdeter Mann an und wollte uns gegen eine Bestechung von ca. 100 DM in ein Zelt lassen. Wir sind nach einer kurzen Besprechung (ich war absolut dagegen) weitergegangen. Offensichtlich ist das ein üblicher Brauch, da wir noch mehrere Männer mit dieser Art Nebenverdienst erblickten.

Auf meinen Vorschlag hin gingen wir zurück zum Fischer-Vroni-Zelt und haben nach einer kleinen Weile dort einen Tisch im Biergarten ergattert. Habe vorher noch mit den Leuten dort diskutieren müssen.

Endlich sitzend waren alle Gedanken nur auf eines gerichtet - Bier. Wir bestellten. Der Preis pro Maß wird auch jedes Jahr höher. Diesmal kostete ein Bier 12,50 DM.

Ich kostete und war überrascht. Dem Bier fehlte der etwas bittere und herbe Nachgeschmack. Es war süßlich und insgesamt stärker als das normale Bier. Trotz meiner geringen Vorliebe für dieses Getränk fand ich das Oktoberfestbier ausgezeichnet und verdrückte dementsprechend mehr als üblich - nämlich zwei Maß und muß zu meiner Schande gestehen, daß ich danach ziemlich betrunken war. Das war aber nicht so schlimm, da heute jüdisches Neujahrsfest war - das Jahr 5761 fing an und ein kleiner Rausch an diesem Tag ist für mich schon quasi Tradition. Leider war ich nicht zu betrunken, um Männer nicht attraktiv zu finden. Habe auch daher mehrere Leute näher kennengelernt und die obligatorischen Oktoberfest-Bussis ausgetauscht. Den Rest des Abends war Thomas und auch Annett ziemlich damit beschäftigt, mich ständig von irgendwo wegzuziehen und mich festzuhalten. Ich fand alles aber ziemlich lustig und habe mich amüsiert. Die anderen allerdings auch.

Ux und Barbara sind relativ zeitig wieder zurückgefahren, weil sie müde waren und als echte Münchner auch schon öfters mitgemacht hatten.

Wir verließen unseren so mühsam ergatterten Platz, um uns 20:00 Uhr mit Christian und Kerstin an der Löwenbräu-Säule zu treffen und uns den anderen Aktivitäten auf dem Platz zu widmen.

Dort schafften wir auch erst einmal unser Bier weg. Die Toiletten sind glücklicherweise kostenlos und befinden sich neben jedem Zelt.

Wir liefen zum "Teufelsrad". Das ist eine sich drehende Scheibe in einer Art Arena. Ein Mann kommentiert humorvoll die dort stattfindenden Szenen. Ziel ist es, auf dem Rad zu bleiben. Es gibt verschiedene Runden: mal boxen zwei Leute gegeneinander (zwei Männer oder ein Ehepaar, ...), mal werfen sich entweder Männer oder Frauen darauf. Die Selektion wird noch dadurch erschwert, daß zwei Männer von außen versuchen, die letzten Harnäckigen mit einem Seil von der Drehscheibe zu ziehen. Alles ist ziemlich witzig und es wird sehr viel gelacht.

Wieder aus der Halle fuhren wir eine Runde Autoscooter. Bevor ich wußte, was geschah, hatte mich Thomas in so einen Wagen heineingezerrt. Allerdings übernahm er das Steuer, da ich allein wohl eher nicht dazu imstande war, sinnvoll den anderen auszuweichen. Hat man dann bei meinem Versuch diesbezüglich auch bemerkt.

Wir gingen dann weiter zum "Freien Fall". Um eine Säule herum sind Sitzbänke angeordnet und diese Vorrichtung wird in unregelmäßigen Intervallen schnell hochgezogen und wieder heruntergelassen. Nachdem Thomas und Lars gefahren waren, trauten sich Susi und Annett auch. Ich kannte es bereits von früher (USA) und hatte auch keine Lust dazu. Stattdessen ging ich in die "Special Effects Show", als alle wieder da waren. Das war eine gute, etwa elfminütige Lasershow.

Als wir wieder in Richtung Ausgang liefen und ich langsam wieder nüchtern wurde, fuhr ich noch mit der Achterbahn "EuroStar". Die anderen wollten nicht. Es war großartig. Aber ich war froh, nicht noch mehr Alkohol metabolisiert zu haben und einen relativ guten Gleichgewichts- und Orientierungssinn zu besitzen. Mir war danach kurz etwas schwindlig, da der Alkohol "auf mein Gehirn drückte" und ich mich darum bemühen mußte, gerade zu laufen. (Betrunkenen ist die Fahrt übrigens verboten.)

Zurück bei der Gruppe gingen wir dann zur U-Bahn und fuhren nach Garching zurück. Kerstin und Christian fuhren in Thomas' Auto nach Buchloe, um dort zu übernachten.

Am nächsten Morgen wurden wir bereits 8:20 Uhr vom Wecker aufgescheucht, damit wir pünktlich losfahren würden. Unsere Gastgeber verwöhnte uns mit einem sehr schönen Frühstück. Dann warteten wir auf Kerstin und Christian, die erst halb 12 - anderthalb Stunden zu spät! - eintrafen. Wie mir berichtet wurden, haben sie sich dafür nicht einmal entschuldigt oder ein schlechtes Gewissen gezeigt - eine Sache, die uns alle - vor allem Susi - sehr ärgerte. Thomas fuhr dann mit den zweien zu seiner Oma, um dort einen Herd für die beiden abzuholen. Er war so sauer (vor allem über ihre bevorstehende Sprachlosigkeit, die eine Fahrt total langweilig machte), daß er sogar vergaß, sich von allen zu verabschieden.

Wir anderen vier fuhren zurück nach Dresden (mit einem kurzen Zwischenstop in Chemnitz-Nord bei Burger King).

Ich wurde am Dresdner Hauptbahnhof abgesetzt und fuhr 18:50 Uhr mit dem Zug wieder zurück nach Berlin. War 22:13 Uhr endlich am Zoologischen Garten, um am nächsten Tag gleich frühmorgens um neun mein Biotest-Praktikum im Labor zu beginnen.



 

Wiesn-Geschichte

Das Oktoberfest hat eine wahrlich königliche Geschichte:

 Am 12. Oktober 1810 feierte Kronprinz Ludwig, der spätere König Ludwig I., seine Vermählung mit Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen. Die Festlichkeiten, zu denen auch die Münchner Bürger eingeladen waren, fanden auf einer damals noch vor den Toren der Stadt gelegenen Wiese statt. Diese trägt seitdem zu Ehren der Braut den Namen "Theresienwiese". Den Abschluß der Hochzeits-feierlichkeiten bildete ein Pferderennen, das in Anwesenheit der königlichen Familie als ein Fest für ganz Bayern gefeiert wurde. Durch den Beschluß, das Rennen im folgenden Jahr zu wiederholen, entstand die Tradition der "Oktober"-Feste.
 
 

Wiesn-Festhallen

Die Festhallen und Serviceeinrichtungen auf der Theresienwiese sind wochentags von 10.00 Uhr - 22.30 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 9.00 Uhr - 22.30 Uhr geöffnet, reservieren kann man bei den einzelnen Festwirten.

1) Hippodrom

2) Armbrustschützen-Festhalle

3) Hofbräu-Festzelt

4) Spatenbräu-Festhalle (Ochsenbraterei)

5) Fischer-Vroni

6) Hackerbräu-Festhalle

7) Augustiner-Festhalle

8) Festhalle Schottenhamel

9) Pschorrbräu-Festhalle (Bräurosl)

10) Schützen-Festhalle

11) Löwenbräu-Festhalle

12) Paulaner-Brauerei-Festhalle (Winzerer Fähndl)

13) Käfer's Wies'nschänke

14) Wein- und Sektzelt ("Zum Weinwirt")

15) Bodo's Cafezelt

16) Hühner- und Entenbraterei Ammer
 
 

Wiesn-Statistik
 
 

Wiesn-Besucher seit 1971
 
 

Wirtschaft

Die Wiesn hat als größtes Volksfest der Welt eine enorme wirtschaftliche Bedeutung für die Stadt München und das Umland. Rund 1,4 Mrd. Mark erbringt das Fest an Wirtschaftswert während seiner 16-tägigen Dauer. Auf der Wiesn selbst werden ca. 450 Mio. Mark umgesetzt und weitere 380 Mio. werden für Einkäufe, Taxi- und MVV-Fahrten sowie für Verpflegung ausgegeben. Annähernd 560 Mio. Mark, der größte Teil des Wirtschaftswertes, resultieren aus Einnahmen für Übernachtungen der auswärtigen Wiesenbesucher.
 
 

Während des Oktoberfestes sind ca. 8000 Personen fest angestellt und weitere 4000 Personen finden als wechselnde Beschäftigte Arbeit.


 
 
 
 

Technische Daten
 
 
 
Fläche Ca. 42 ha
Sitzplätze in gastronomischen Betrieben Ca. 94 000
Stromverbrauch rund 2.344.720 Mio. kWh 

(entspricht 14 % des Tagesbedarfs Münchens bzw. eine 4-köpfige Familie könnte damit 52 Jahre und 4 Monate mit Strom versorgt werden)

Gasversorgung rund 205.655 m³
Wasserversorgung rund 80.505 m³ 

(entspricht 27 % des Tagesbedarfs Münchens)

Restmüll 511 t
Papier 47,76 t
Abfall zur energetischen Verwertung 75,42 t
Dosen 0,87 t
Speisereste / Knochen 283.84 t
Toilettenanlagen ca. 740 Sitzplätze 

ca. 700 Stehplätze 

17 behindertengerechte Toilettenanlagen

Fernsprecher 83, darunter Karten- und Münzapparate sowie für internationale Kreditkarten geeignete Telefone

 

Die Wiesn von 1950 bis 1999
 
Jahr
Bier (hl)
Hendl (Stück)
Schweinswürstel (Paar)
1950
15.012
88.294
648.338
1960
28.751
235.896
696.630
1970
39.985
487.570
795.358
1980
38.438
552.198
287.693
1990
54.300
750.947
303.352
1995
50.162
628.890
183.504
1996
52.622
595.580
254.788
1997
55.891
699.562
210.268
1998
56.165
603.746
176.590
1999
61.462
609.661
152.025

 

Die Wiesn 1999 in Zahlen
 
 
 
Besucher 6,5 Mio.
Bier 60.054 hl + 1.408 hl alkoholfreies Bier
Wein 30.808 l
Sekt 23.876 Flaschen
Kaffee, Tee 198.929 Tassen
Erfrischungsgetränke 444.197 Flaschen
Brathendl 609.661 Stück
Schweinswürstel 152.025 Paar
Fisch 323 Zentner
Schweinshaxn 62.169 Stück
Ochsen 84 Stück