Reisebericht über den Nordwest-Afrika / Naher Osten Trip

Januar / Februar 1996

 

Kenia

Tanganjika

Sansibar

Ägypten / Sinai

Jordanien

Israel

 

Ich begann meine Reise nach Tansania mit einem Flug von Berlin-Schönefeld nach Cairo. Dort konnte ich für die 25 h Aufenthalt einfach kein Transitvisum erhalten, sondern mußte für $15 ein normales Einreisevisum kaufen. Da ich aber für 24 h freie Unterkunft und Verpflegung in einem Hotel 10 min. zu Fuß entfernt erhielt, diskutierte ich nicht lang, auch weil ich noch durch eine Grippe angeschlagen war. Die Unterbringung war dann auch die luxoriöste während meiner Reise und die Verpflegung war gut und ad libitum.

 

Chaos in Nairobi

Der Flug nach Kenia war, wie bereits der vorhergehende, nachts. Mit Sonnenaufgang landeten wir in Nairobi. Dort warteten schon Kleinbusse von den Safariagenturen, die uns für $4 vom Flughafen ins Zentrum fuhren. Dort bestand die Möglichkeit, mehrere Tourunternehmer bezüglich Kilimanjaro-Tour zu checken. Belastend war das ständige Bequatsche, nicht nur durch die Leute in den Agenturen, sondern auch durch die jungen Männer auf der Straße, die für Commission versuchten, einem den ‘besten’ Tour-Operator aufzuschwatzen und nicht von der Hacke gingen. Beeindruckend war schon die Fähigkeit dieser Leute, penetrant zu lächeln und gleichzeitig zu lügen. Ich entschied mich, den Transport und die Kili-Tour bei Longonot-Tours zu buchen, da sie angaben, selbst der Touroperator zu sein und ein Büro in Arusha zu haben.

Mit einem Shuttle-Bus fuhr ich am frühen Nachmittag die 240 km nach Arusha (Tansania). An der Grenze in Namanga herrschte auf keniatischer Seite Chaos. Als wir aus dem Bus ausstiegen, stürzten Masais zu Dutzenden auf uns, um uns Souvenirs zu verkaufen, Geld zu tauschen, usw.. Einfach belastend ! Hier stellte ich auch wieder einmal fest, daß es Unfug ist, sich ein Visa im voraus zu besorgen. In Dt. investierte ich den doppelten Betrag, der hier verlangt wurde. Nach dem (lt. Reiseveranstaltern) für Tansania unabdingbaren Impfnachweis für Gelbfieber hat mich auch später nie jemand gefragt (und wenn, dann hätte man das Problem mit ein paar Dollars regeln können).

In Tansania angekommen

Nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir Arusha. Von dem Manager (Ezekim), der mich abholen sollte, war keine Spur, so hatte ich mir ein Hotel selbst zu suchen. Für $20 ging das gerade so. Dort traf ich u.a. auch eine Norwegerin. Das Besondere daran war, daß die Frau eine verblüffende Ähnlichkeit mit der Tamara Blixen darstellenden Schauspielerin Maryl Streep hatte. Ich war aber nicht der erste, der sie darauf hinwies.

Am nächsten Morgen fand ich dann Ezekim (Ostrych Tours!) in seinem Büro. Ein Gestrüpp von Ausreden ! Ein weiteres Problem war, daß er mich erst zum Kilimanjaro schicken wollte, wenn das Geld, das ich bereits in Nairobi bezahlt hatte (bei Jimmy, Longonot Tours), hier ankam. Da ich aber sowieso vorher einen Ruhetag einlegen wollte, hatte ich keine Verzögerung. Die $20 bekam ich auch zurückgerechnet, und er brachte mich in einem $5 Hotel (Mashele) unter, das aber die gleiche Qualität hatte. Gleich gegenüber befand sich auch eine kleine Gaststätte mit familiärer Athmosphäre, in der man wirklich preiswert essen und trinken konnte, ohne das Gefühl zu haben, sein Verdauungssystem auf Stabilität zu testen.

Beim Moneychangen später auf der Bank traf ich einen älteren Deutschen aus dem Shuttle wieder. Er buchte auch in Nairobi (Safari), wurde auch in Arusha nicht abgeholt, wurde im Hotel abgezockt ($110 für die Nacht) und hörte noch nichts von seinem Touroperator (obwohl es an diesem Morgen schon losgehen sollte) wie die beiden Canadier neben ihm.

Am nächsten Morgen holten mich Jimmy und Ezekim ab. Mit Jimmy konnte ich mich hervorragend unterhalten. Er ‘beschwor’ auch unsere Gemeinsamkeiten als Christen. Bin aber nicht mehr dazugekommen nachzufragen, wie er das mit seinen Halbwahrheiten und Lügen (Touroperator, eigenes Büro in Arusha) von 2 Tagen vorher auf die Reihe bekommt. Interessant fand ich, daß er mir vorschlug, ich solle doch das nächste mal meine Freundin mitbringen. Wir könnten ja dann mal unsere Frauen tauschen.

Auf zur Kilimanjaro-Besteigung

Jedenfalls ging es für mich dann mit dem Jeep über Moshi zum Marangu-Gate zusammen mit einer Australierin, die bei AA-Tours buchte. Am Marangu-Gate (1860 m) trafen wir dann auf andere Gruppen, die an diesen Tag die Marangu-Route nahmen. (Da sie die einfachste, billigste, schnellste (5 Tage) und meistfrequentierte ist, wird sie auch Coca-Cola-Route genannt. Machame- und Rongai-Route sind schwieriger, mit Zelten und mindestens 6 Tage.) Wir bekamen Guide und Porter zugeteilt und begannen den Aufstieg am frühen Nachmittag durch den Regenwald zur Mandara-Hütte (2725 m). Es war eine angenehme Wanderung von etwa 3 h. Vor dem Abendessen hatten wir noch Gelegenheit, einen alten Krater zu sehen. Auf dem Weg dorthin sahen wir eine Meerkatzenfamilie, die sich durch unsere Anwesenheit kaum stören ließ.

Am nächsten Morgen begannen wir gegen 8 Uhr unsere fünfstündige Wanderung zur Horombo-Hütte (3719 m). Der dichte Regenwald wurde immer lichter und die Bäume kleiner. Das Abendessen war wieder gut. Danach formierte sich eine lockere Runde, in der jeder so seine Stories erzählte. War wirklich lustig und lehrreich ! Ich sah auch ein, daß ich locker $50 gespart hätte, wenn ich in Moshi gebucht hätte. Die beste Story erzählte ein Franzose von seiner Safari. Nicht allzuviel klappte, und sein Fahrer begründete es jedesmal mit ‘that’s Afrika’. Am Ende setzten sie ihn noch unterwegs ab, mit ‘that’s Afrika’. Als er dann in das Büro dieser zweifelhaften Agentur kam, wollte man ihm natürlich kein Geld zurückgeben. Als er sich dann mit dem Faxgerät unter dem Arm in Richtung Tür bewegte und der Manager ihm zurief, daß er das doch nicht machen kann, antwortete er: ‘that’s Afrika’. Sie einigten sich auf einen Kompromiß.

Vielleicht eine kurze Erklärung an dieser Stelle: Kilimanjaro ist das Gebirge, Kibo der Kraterberg mit sieben Gipfeln, wovon der Uhuru-Peak der höchste ist.

Die Fünfstundentour am nächsten Tag war landschaftlich nicht so angenehm. Die Vegetation verflüchtigte sich immer mehr, man sah nur noch Geröll und Felsen. Wir hatten aber immer einen herrlichen Blick auf den Mawenzi (5149 m). Noch vor dem Erreichen der Kibo-Hütte (4720 m) bemerkte ich erstmals bei etwa 4500 m, daß man doch nicht mehr im Flachland ist. Nach der Ankunft in der Hütte stellten sich Kopfschmerzen und Vorstufen des Schüttelfrostes ein. Schmerzen hinter der Stirn hatte jeder, viele konnten nichts mehr essen und hatten Ärger mit ihrer Verdauung. Ich merkte auch, daß ich doch zuwenig warme Sachen mithatte und borgte mir von den Trägern (da nur die Guides mit zum Gipfel gehen) ein paar Stücke. (Für ein Entgeld natürlich. Preis und Höhenlage hatten eine enge Beziehung).

Zum Uhuru-Peak (5895 m), dem höchsten Punkt Afrikas

Alle gingen so schnell wie möglich ins Bett, ohne sich auszuziehen, um auszuruhen und sich vor der Kälte zu schützen. Bereits um Mitternacht wurde aufgestanden. Noch vor 1 Uhr gingen wir los mit Taschenlampen in Begleitung unserer Guides. Der Aufstieg zum Gilmans-Point (5685 m) war eintönig und belastend, vor allem durch die losen und steilen Geröllfelder, die wir zu überwinden hatten. Bereits auf halben Wege an der Meyer-Höhle hatten die ersten umzukehren. Die Höhe machte sich bei einigen stark bemerkbar. Man hatte langsam Schritt für Schritt zu gehen.

Nach 4 h erreichten Greg (USA) und ich zusammen mit unseren Guides als erste Gilmans Point. Wir beschlossen, ohne wesentlichen Aufenthalt zum Hauptgipfel weiterzugehen, um ihn zum Sonnenaufgang zu erreichen. Auf dem Weg dorthin passierten wir steile Abhänge, Schneefelder, sahen Eisfelder und Gletscher. Die Temperatur war vielleicht nicht wesentlich unter null Grad Celsius, aber es war ein extrem starker Wind. Den Hauptgipfel des Kibo (Uhuru- (Freiheits-) Peak, 5895 m) erreichten wir zum Sonnenaufgang. Nach Gipfelfotos auf der schneelosen Spitze (hatte auch das Foto für Greg mitzutaken, da seine Camera eingefroren war) gingen wir sofort zurück zu Gilmans Point, da es ganz einfach zu unangenehm auf dem Kraterrand war. Dabei begegneten wir denen, die das letzte Stück noch vor sich hatten. Nach einer kurzen Rast am Gilmans stiegen wir über ein riesiges Geröllfeld ab. Es war anstrengend, aber interessant, da wir nur die Hacken in das lose Material zu drücken hatten und hinabgleiten konnten wie im Schnee.

Gegen 9 Uhr war ich zurück in der Kibo-Hütte und legte mich erst einmal eine Stunde aufs Ohr. Dann ging es gleich weiter mit dem Guide zur Horombo-Hütte. Nach einem Lunch ging es dann ins Bett bis zum Supper.

Am nächsten Morgen stiegen wir ab zur Mandara-Hütte, von dort wählten wir den Forrest-Trail. Dieser Waldweg ist ein geschlungener und sehr interessanter Pfad durch den Regenwald, mit kleinen Wasserfällen und abwechslungsreicher Flora und Fauna. Am Marangu-Gate trafen sich alle wieder, und die Begleiter bekamen ihren ‘tip’ ($15-25 pro Teilnehmer). Nach Erhalt unserer Gipfelcertificate kam die große Auflösung. Ich wurde mit dem Jeep wieder die 2 h nach Arusha zurückgefahren und ließ mich wieder am Mashele absetzen. Dort ging es erst mal unter die Dusche.

Safaris in den Nationalparks

Da ich mich in einer guten Verfassung befand, ging ich gleich am nächsten Morgen zu Ezekim ins Büro, um über den Tourplan einer Safari zu verhandeln. Wir konnten uns relativ schnell einigen (5 Tage, $70 pro Tag, etwa $10 teurer als Safaris in Kenia), da ich auch die nicht billigeren Angebote anderer Agenturen kannte, die zudem noch mit Unsicherheiten behaftet waren, da es so einige ‘schwarze Schafe’ gibt. Bevor die Tour nach dem Lunch startete, hatte ich noch zu bezahlen. Da ich Reiseschecks aufheben wollte, beabsichtigte ich, $250 mit Karte zu bezahlen. Nachdem mir mitgeteilt wurde, daß ich mit Commission dafür $336 abzubuchen hatte, fand ich plötzlich doch genügend Reiseschecks.

Am frühen Nachmittag traf ich dann bei AA-Tours mit meiner Gruppe zusammen, 2 Amerikanern, einem Canadier und Hans, einem ziemlich unorthodoxen deutschen Rentner. Der Manager versicherte extra, daß wir am selben Abend noch einen Gamedrive im Tarangire-Nationalpark haben. Also ging es los im Jeep nach Westen mit Fahrer, Koch und Touris. Nach 2 h erreichten wir einen Campground in der Nähe des Tarangire N.P.. Dort eröffnete uns unser Fahrer, daß mit Gamedrive nichts mehr wird, da der Park in einer halben Stunde schließt. Bingo. $100 gesavt von AA-Tours. Mit Hans lief ich noch 2 Stunden und beobachtete einige Tiere, vor allem Vögel, und Masais mit ihren Rinderherden.

Tarangire N.P., Lake Manjara N.P.

Am nächsten Morgen waren wir aber schon 7 Uhr am von Militär bewachten Parktor und hatten einen beeindruckenden dreistündigen Gamedrive (Zebra, Shakal, Cook-Dik-Dik (kleinste Antilope), Mungos, Crown Plover, Yellow Colored Lovebird, Guinea Fowls (Perlhühner), Gazells, Rock Hyrax, Marshal Eagle, Eagle Owl, Rowlers, Crowned Horn Bird, Grand Gazelle, Spotted Hyanas, Abdims Stork, Marabu, Hornbill, Elephants, ...). Während der Mittagszeit fuhren wir dann nach Norden zum Lake Manyara N.P.. Hier sahen wir Zebras, Elefanten und erstmals Giraffen, Paviane, Meerkatzen, Hippos (Flußpferde) und Flamingos. Leider verkleinerte sich dieser See durch die regenarmen letzten drei Jahre beträchtlich, weshalb vor allem die Flamingo-Population schmolz. Darauf machte mich Hans aufmerksam, der schon mehrmals in den letzten 20 Jahren diese Gegend bereiste. Er kannte noch das ‘alte’ Afrika. (Hans arbeitete pro Jahr maximal 9 Monate auf dem Bau, den Rest des Jahres reiste er. Kein bedeutender Platz auf der Welt, den er nicht kennt.)

Am nächsten Morgen fuhren wir los in Richtung Ngorongoro-Krater. Die Straße verdiente kaum diesen Namen, Allradantrieb ist Bedingung für diese T(ort)our. Die Fahrer sind wirklich fähig. Wir fuhren durch ein landwirtschaftlich gut in Schuß gehaltenes Gebiet, danach Regenwald. Am Rand des Ngorongoro-Kraters passierten wir die Gedenktafel für Michael Grzimek, der beim Einfangen von Tieren mit dem Flugzeug 1959 hier abstürzte, da es einen Baum streifte. Weiter fuhren wir in Richtung Serengeti N.P.. Auf der Hochebene südlich des Serengeti N.P. sahen wir neben den Viehherden der Masais zunehmend hunderte, tausende, ja zehntausende Gnus (Wilderbeests) und Zebras, die ihre Migration nach Süden fast beendet hatten, hier kalben werden und danach dem Regen hinterher wieder nach Norden bis zur Masai-Mara in Kenia ziehen. Sie waren nicht in hoher Konzentration anzutreffen, sondern locker verteilt über die riesige Fläche des Graslandes. Auch Gazellen (v.a. Great und Thomsons), Hyänen und viele Arten von Vögeln waren reichlich zu sehen.

In der Serengeti

Am Nachmittag passierten wir das Naabi Hill Gate zum Serengeti N.P.. Auf der weiteren Fahrt konnten wir auch Geier und andere Vögel an einem Zebrakadaver aus der Nähe beobachten. 200 m weiter fanden wir auch die ‘Verursacher’, sich in der Sonne rekelnde Löwinnen. 2 h später erreichten wir den Seronera Campground mitten in der Serengeti. Zu meinem Erstaunen war nirgends ein Zaun, man war einfach mittendrin. Als erstes hatte ich meine etwas wacklig werdende Camera mit Isolierband zusammenzukleben. Dann bauten wir unsere Zelte auf. In der folgenden Nacht umrundeten Hyänen hörbar die Zelte, aber wir hatten vorsorglich alles in den Jeep oder in die Zelte verpackt.

Am nächsten Morgen sahen wir bei der Fahrt durch den N.P. jede Menge Impalas, Topis, Sekretär, Gepard, Crested Eagle, Egypt Goose, Yellow Bill Stork und andere Tiere, bevor wir für Lunch zum Campground zurückfuhren. Hier sahen wir einen lädierten Jeep. Ihm hatte ein Kaffernbüffel den Kotflügel doch ziemlich stark verformt. Bei einem zweiten Gamedrive am Nachmittag blieb vor allem ein erschrockener und deshalb etwas aggressiver Elefant in Erinnerung. Da mußte unser Fahrer doch aufs Gaspedal drücken. Die vielen Tiere wurden schon zur ‘Normalität’, bemerkenswert war aber auf jeden Fall ein See voller Flußpferde.

Am frühen Abend fuhren wir zur Seronera Wildlife Lodge, einem gut in die Landschaft eingepaßten Luxusbau. Um hier zu übernachten, muß man wohl doch ein paar Pfennige mehr verdienen als ich mit meiner halben Stelle an der Uni.

Als wir zum Sonnenuntergang auf unseren Campground zurückkehrten, sahen wir dutzende Gazellen am Zeltplatz, keine 30 m von den Zelten entfernt. Während des Abendessens hörten wir sehr deutlich, daß sich nicht nur Grasfresser im nahen Busch aufhielten. Und auch kurz nachdem die letzten in den Zelten verschwunden waren, machte sich ein Löwe lautstark mitten auf dem Zeltplatz bemerkbar. Danach schlich er einige Minuten um die Zelte, bevor er wieder verschwand. Diese Zeremonie wiederholte sich aller 1½ bis 2 h. Man konnte auch im Zelt klar unterscheiden zwischen den kurzatmigen, fast direkt an der Zeltwand entlangschnüffelnden Hyänen und dem etwas Abstand haltenden, tief durchatmenden Löwen. Wenn man man ihn in vielleicht 1½ m Abstand, nur von der Zeltwand getrennt, vorbeigehen hört, ist man bestimmt kein Anhänger des Slogans ‘zurück zur Natur’ mehr. Unser Guide versicherte uns, daß Löwen nicht Zelte attackieren. Tja, wir wußten daß er das weiß, aber ob das LöwInnen auch wissen ?!

Am nächsten Morgen gegen 6 Uhr waren wir alle froh, daß die mehr oder minder schlaflose Nacht vorbei war und begaben uns auf eine nicht allzuschwierige Spurensuche. Da es nachts geregnet hatte, waren die Abdrücke relativ tief. Einen Löwen hörte man immer noch. Umso bewundernswerter fand ich unseren Koch, der das Frühstück schon fast fertig hatte. Wir brachen bald auch auf, um den Tag möglichst effektiv zu nutzen.

Oldupai-Schlucht, Ngorongoro-Krater und zurück nach Arusha

Auf dem Weg nach Süden zum Parkausgang sahen wir wiederum zahllose Gnus, Zebras, Impalas, auch Wüstenfüchse und Hyänen. Wir passierten den Oldupai-Gorge, die Schlucht, in der für die zeitliche Einordnung der Entstehung des Menschen sehr aufschlußreiche Knochen und Schädel ausgebuddelt wurden. Auch ein kleines Museum existiert dort.

Gegen Mittag erreichten wir den Rand des Ngorongoro-Kraters mit einem wunderbaren Blick in den Krater. Genau genommen ist es aber eine Absenkung durch tektonische Veränderungen. Der wirkliche Krater ist ein paar Kilometer weiter. Es ist eine im Durchmesser 19 km breite Absenkung von 2300 m auf 1700 m. Die Masai nutzen den Krater noch mit einer begrenzten Anzahl von Rinderherden. Hier leben alle Tiere, die wir auf den Safaries bisher sahen. Von den großen Tieren sahen wir hier erstmals Nashörner, drei von den insgesamt 21 des Kraters, Elan und Goldschakal. Viele auch in Europa lebende Zugvögel waren hier anzutreffen, v.a. Störche und Bachstelzen.

Zurück ging es zu unserer letzten Übernachtung auf den Campground in der Nähe des Lake Manyara N.P.. Hier konnten wir nach 2½ Tagen erstmals wieder fließendes Wasser genießen. Am nächsten Vormittag fuhren wir zurück nach Arusha, das wir gegen Mittag erreichten. Den Nachmittag nutzte ich um Batiks und Postkarten zu kaufen, Wäsche zu waschen und mir das Busticket nach Dar es Salaam (700 km, $11) zu kaufen. Beeindruckend war für mich, eine stimmungsvolle und singende Hochzeitsgesellschaft vor einer Kirche zu sehen, vor allem die Frauen mit ihren bunten Kleidern und speziell die Masai-Frauen mit ihrem breiten und kunstvollen Halsschmuck.

Auf dem Weg nach Sansibar über Dar es Salaam

Am nächsten Morgen war dann zeitiges Aufstehen angesagt, da ich schon 6 Uhr am Bus in die Hauptstadt sein mußte. Am Nachmittag erreichten wir dann Dar es Salaam, die ‘Stadt des Friedens’, was wohl mehr als ein frommer Wunsch aus weit zurückliegender Vergangenheit zu werten ist. Empfangen wurde ich durch das übliche Chaos. Da ich der einzige Weiße im Bus war, stürzten sich Taxifahrer, Leute von den Unterkünften und Commissionjäger bevorzugt auf mich und gingen einem nicht so leicht von der Hacke. Reine Gewohnheitssache. Ich ging von dort direkt runter zur Fähre, um nach Sansibar rüber zu kommen. Im voraus war keine halbwegs verläßliche Angabe über Abfahrtszeiten zu erhalten. Zwei Jungs wollten mich unbedingt begleiten. Was solls, wenn niemand beim Buchen der Fähre hinter mir steht wird es auch keinen Dollar billiger und der hinter mir steht bekommt halt seine Commission. Pech hatte ich, weil an diesem Tag die billigen Fähren ($10) schon weg waren. Die einzige Fähre, die an diesem Tag noch fuhr, kostete $ 30. Augen zu und durch. Dazu kamen die obligatorischen $5 Departure Tax. Tanganjika und Sansibar bilden ja erst seit 1964 einen Staat namens Tansania, wobei beide Seiten jederzeit wieder eigenständig werden können.

Beim Warten auf die Fähre kam ich ins Gespräch mit den anderen ‘Weißgesichtern’ aus Südafrika, Spanien und Mexiko. Der Mexikaner, ein Arzt der in Mocambique im Peacecorps arbeitete, hatte einen Taxifahrer im Nacken der Geld von ihm haben wollte, weil man ihn um die Commission von der Fähre geprellt hatte. Das wären $4 gewesen, die Taxifahrt kostete $3. (Den ‘Ausländerfahrpreis’ von $6 bezahlte der Mexikaner nur nicht, weil er über den realen Preis informiert war.) Da wollte der Taxifahrer plötzlich nichts mehr vom dem Deal wissen und seine Englischkenntnisse waren plötzlich ‘disappeared’. Erst mischte sich ein sich sehr intelligent fühlender Inder ein und bezeichnete den Mexikaner als Lügner, obwohl er mit Sicherheit wußte, was Phase war. Als er sich auch davon nicht beeindrucken ließ, holte der Taxifahrer 30 Minuten vor der Abfahrt einen Polizisten, und er zitierte ihn aufs Revier, da er nicht zahlen wollte. Ich bewunderte ihn seiner guten Nerven wegen. Kurz vor der Abfahrt kam er strahlend zurück und erzählte. Erst wollte man ihn einbuchten, aber als er sich einverstanden erklärte unter der Bedingung, daß auch der Taxifahrer mit in den Knast muß, da ja schließlich Aussage gegen Aussage stand, drehte der Taxifahrer ab und war zu einem Kompromiß bereit, auch weil seine stark schwankenden Englischkenntnisse die Sache sehr zweifelhaft machten.

Heiße Tage in Sansibar

Im Hafen von Sansibar waren wir dann zu fünft auf gemeinsamer Suche nach einem Quartier mit den obligatorischen Begleitern, die in diesem Fall sehr hilfreich waren, da es dunkel war und die Gassen verwinkelt. Als Gruppe konnten wir auch Bedingungen stellen, z.B. pro Nacht einen Dollar billiger oder wir gehen weiter. Wir entschieden uns dann für die Manchi-Lodge und nicht für die Victoria-Lodge (beide $6), da sie wegen Ramadan kein Frühstück servierten. Nach einer Dusche gingen wir durch eine stark sanierungsbedürftige, aber die Athmosphäre von 1001 Nacht verbreitende alte Stadt in Richtung Hafen. Am Jamitary-Garden waren Stände mit einheimischen Essen und jeder Menge Obst aufgebaut und man konnte sich sattessen zu einem vernünftigen Preis, was während Ramadan auf der weitaus muslimisch geprägten Insel nicht unbedingt selbstverständlich ist.

Am nächsten Morgen nahm ich eine Hauptattraktion in Angriff, Mitos Spice-Tour (Gewürzfahrt). Um 9 Uhr ging es mit etwa 20 anderen Touristen auf 2 Mutatus (Pickup Trucks mit Sitzen auf der Ladefläche zum Personentransport, in Kenia ‘erfunden’) zum alten Sultanspalast. Da er schon vor 100 Jahren abgebrannt ist, waren lediglich ein paar Ruinen übrig. Sehr interessant waren die Beschreibungen und Erklärungen unserer Begleiter über den früheren Zustand (mit Pools und Harem). Danach fuhren wir aus der Stadt heraus auf die Felder zur eigentlichen Spice-Tour. Uns wurden unzählige Gewürze, Obstarten, Gemüse und Säfte gezeigt, erklärt und zur Verkostung freigegeben (Bananen, Hot Chest (nießen), Menthol (stoppt Nießreiz), Peppermind, Lemon Grass, Hannah (rote Farbe), Papaya, Bredfruit, Sandpaper, Schokoladenfrucht (Kokobasta), Lacritze, Cashews-Nut, Tamorin, Nelke, Pampelmuse, Starfruit, Vanille, Kaffee, Pfeffer, Mango, Jod, usw.). Wir sahen auch Pflücker von Kokosnüssen auf Bäume klettern, durften aber entsprechend der Tradition nicht fotografieren.

Die Gewürzinsel verdankt ihr Einkommen den Engländern, die den Anbau auf der einst nur mit Gras und Büschen bewachsenen Insel einführten. Ein Synonym für Sansibar ist auch Nelkeninsel, da der Nelkenanbau eine wesentliche Einnahmequelle war und auf die Ausfuhr von Saatgut die Todesstrafe stand. Auch war die Insel bekannt als der einst größte Sklavenmarkt.

Nach der Rückkehr am späten Nachmittag war eine verspätete Mittagsruhe nötig, da das heiße und humide Klima doch seine Auswirkungen hat. Abends im Jamitary Garden traf ich zufälligerweise drei Deutsche, die auch am gleichen Tag wie ich den Kilimanjaro in Angriff genommen hatten. (Sie waren auf ihrer Serengeti-Tour danach auf dem gleichen Zeltplatz unter den gleichen Umständen. Einem sah man noch zu diesem Zeitpunkt an, daß er beeindruckt war, als er nachts das Zelt öffnete weil er unbedingt austreten mußte und einen Löwen anglotzte.) Nach dem Abendessen beschlossen wir, noch ein Bier zu trinken, was während Ramadan schon ein mittelschweres Vorhaben ist. Aber ‘we made it’ in Fishermans Bar, nachdem wir die halbe Stadt durchsuchten. Den nächsten Tag schlenderte ich durch die Gassen der Altstadt, fotografierte, relaxte.

Und wieder den ganzen Weg zurück

22 Uhr fand ich mich an der, diesmal billigen, Fähre ein, bezahlte Ticket und meine ‘exit donation’. Die Fähre fuhr in 3 h zum anderen Ufer und wartete dann bis 6 Uhr, wenn der Zoll seine Arbeit beginnt. Eine perfekte Möglichkeit, das Geld für die Übernachtung zu sparen und gleichzeitig früh in Dar es Salaam zu sein, um den ersten Bus nach Nairobi zu bekommen. Da der Bus erst 9 Uhr fuhr, war noch Zeit zum Frühstücken und sich umzuschauen. Besonders beeindruckend fand ich, wie ganze Haushalte auf den Dächern der Busse transportiert werden. 15 Uhr passierten wir Moshi, 17 Uhr Arusha und erreichten 21 Uhr Nairobi. Mit dem einzigen weiteren Weißen im Bus, Nike (GB), teilte ich mir dann auch das Zimmer im IQBAL ($4 each). Am nächsten Tag, dem Karenztag vor dem Flug, realisierte ich dann den Tip von Ernest (einem Arbeitskollegen aus Rwanda), doch in eine Wildgaststätte namens Carnivore zu gehen. Bereits ein aussagekräftiger Name. Bei vernünftigen Preisen ($8-10) war man wirklich satt. Ich entschied mich für Elan, Zebra und Krokodil. Elan und Zebra waren bestimmt nicht mehr die Jüngsten und Krokodil, naja. Ein Versuch wars wert.

Vor Einbruch der schnell zuschlagenden Dunkelheit, mitten in der rush-hour, machte ich mich mit einem Stadtbus auf den Weg zum Flughafen. Zum Glück stieg ich so ziemlich an der ersten Station ein und an der letzten aus. So hatte ich mich nur begrenzt in das Nahkampfgeschehen zu verwickeln. Die dicke Luft und reichlich ‘bedrückender’ Körperkontakt reichten aber auch.

Auf dem Flughafen war es laaangweilig, aber laut. Erst gegen Mitternacht wurde es still. Nur ein weiterer Touri entschied sich, hier zu schlafen. Als ich ihn dann wegen einer drückenden Angelegenheit bat, auf meine Kraxe aufzupassen, stellte sich heraus, daß es ein Deutscher war, dazu noch ein Ostdeutscher, Sachse aus Chemnitz. Der erste Ossi auf meinem Trip. Er war auf seinem letzten Weg nach Dt., nachdem er mit einem MB-Truck von Botswana hochkam. Den Rest der Nacht setzten wir unsere letzten keniatischen Shillings in Kaffee um.

Zurück nach Cairo und weiter auf den Sinai zum Tauchen

Am nächsten Morgen ging es dann, nach dem Entrichten von $20 Flughafengebühr, nach Cairo. Auf dem dortigen Flughafen kam die erwartete fruchtlose Diskussion bezüglich eines Re-entry-Visas. Besser ohne Kommentar. Mit einem Minibus ging es dann schnellstmöglichst in Richtung Sinai-Terminal der Eastdelta-Buscompany. Ein paar Meter vorher ließen mich freundliche, aber unwissende Ägypter erst einmal ein paar Runden mit meiner 20kg-Kraxe in der Sonne drehen. Der Terminal war mit Stacheldraht eingezäunt und bewacht wie ein Militärobjekt. Man wurde mehr gefilzt wie an mancher Grenze. Für $13 fuhr aber bald ein Bus nach Sharm el-Sheikh, das wir am späten Abend erreichten. Unterwegs hatten wir aber den Bus zu wechseln, da er nicht mehr wollte. Ein in Zürich arbeitender amerikanischer Tänzer klagte mir, daß ihm das immer passiere. Bei seiner letzten Fahrt begann der Bus in der Mitte zu brennen, und sie hatten zu tun rauszukommen. Während der Fahrt unterquerten wir den Suezkanal, und es wurden unsere Fahrkarten dreimal und Pässe zweimal kontrolliert. Die einzige preislich vernünftige Unterkunft im ganzen Umkreis von Sharm ist das Youth Hostel für $5. Ich teilte das Zimmer mit 2 Niederländern und Mark (Australien).

Am nächsten Morgen fuhr ich mit den Niederländern in einem Minibus nach Naama-Bay, da dort die meisten Tauchschulen sind und man vom Ufer weg Schnorcheln kann. Den Tag verbrachte ich mit Schnorcheln, Essen und mir für den nächsten Tag eine Tauchschule auszusuchen. Zurück in Sharm schaute ich mir mit den Ägyptern das Afrikacupfinale (Südafrika vs. Tunesien 2:0) im Fußball an.

Am nächsten Tag war Tauchen angesagt, nachdem ich doch noch meine Lizens und Logbuch finden konnte. Wir fuhren mit dem Boot zu zwei Local Reefs, Ras um Sid und Near Garden. Wenig Fische, keine großen Fische aber jede Menge wahnsinnig schöner Korallen. Insgesamt aber kein Vergleich zum Great Barrier Reef. Am Ras Mohammed und in der Straße von Tiran soll es aber eindrucksvoller sein als an den Local Reefs, vor allem auch große Fische in den Sommermonaten. Abends im Youth Hostel spielte ich noch mit den Ägyptern Fußball. War lustig und alles andere als verbissen. Dummerweise rutschte ich aus und schabte mir die Handflächen auf. War zum Glück nach dem Tauchen. Abends mußte mir Mark das Abendessen auslegen, da leider American Express Card nur an speziellen Orten zum cashen akzeptiert wird.

Über den ‘Geheimtip’ Dahab auf Umwegen zurück nach Cairo

Den nächsten Morgen fuhren Mark und ich nach Dahab ins Bedouin Village. Dort gehts zu wie in einer vergessenen Hippiekommune. Hat viel mehr Flair wie Sharm oder Naama Bay und es sind ägyptische Preise, d.h. Übernachtung $2-5, ebenso wie eine gute Mahlzeit. Im Blue Hole (Gaststätte am Ufer, man sitzt auf Teppichen auf dem Boden) trafen wir auch prompt ‘unsere’ Niederländer wieder, sich in der Sonne rekelnd. Mark fuhr mit einem Freund dann nach Naama Bay zurück, um an einem Wrack zu tauchen. So gesellte ich mich abends zu Schweden und Amis, die auf dem Dach unserer Bleibe einen faszinierenden Sonnenuntergang bewunderten. Danach ging es zu einem ausführlichen Supper ins Blue Hole.

Den nächsten Vormittag verbrachte ich mit Kartenschreiben. Belastend. Am Nachmittag nutzte ich den Weg zum Blue Hole für ein paar Trainingskilometer (2x8 km). Belastend, wäre fast gestorben. Dieses Blue Hole ist ein einzigartiger Schnorchel- und Tauchplatz. Die Korallen beginnen am Ufer und nach 20 m fallen sie steil ins Meer ab, so daß man keinen Grund erkennen kann. Blue Hole darum, weil es in den Korallen einen kreisformigen tiefen Einschnitt gibt, der eine wirklich blaue Oberfläche hat.

Den Tag darauf, nachdem meine Schürfwunden an den Händen halbwegs getrocknet waren, fuhr ich mit einem Pickup zum Blue Hole, um zweimal zu Schnorcheln. Der Halbtagstrip mit Maske, Schnorchel und Flossen ausleihen kostet keine $5, aber man sieht eine traumhafte Unterwasserwelt. Unbeschreiblich all die Korallenformen und die vielen farbenfrohen Fischarten.

Zurück nach Cairo via Katarinenkloster sollte es am nächsten Tag gehen. Nachdem der Fahrer des Taxis uns zugesichert hatte, uns über das Katarinenkloster direkt nach Cairo zu bringen, ging auch alles wie geplant - bis zur Tankstelle von Dahab. Hier gab es trotz Wartens keinen Strom und - kein Benzin. Weiter nach Nuweiba - no electricity, no gasoline. O.k., Verzicht aufs Katarinenkloster und ab nach Nordosten nach Taba. Dort - endlich - Benzin. Hier sagte uns der Fahrer, daß er hoch zur israelischen Grenze muß, um zu fragen, ob durch den Regenguß letzte Nacht Straßen unpassierbar geworden sind. O.k., hoch zur Grenze. Hier wurde aber deutlich, daß er lediglich noch mehr Leute in das Taxi zwängen wollte. Erst nach lautstarken Protesten und der Drohung auszusteigen und mit dem Bus zu fahren, wurden die Kraxen der ‘Neulinge’ wieder vom Dach genommen. Dann ging es 4 h quer durch den Sinai. Nach dem Suezkanal erklärte er uns, daß er nicht nach Cairo fahren kann, sondern daß das ein Taxifahrer von Suez machen muß. Große Verwunderung über die Änderung, aber nach dem Versprechen, daß wir sofort und ohne mit anderen Leuten den Minibus vollzustopfen nach Cairo gebracht werden, stiegen wir um. Aber totale Verarschung - im nächsten Moment war der erste Fahrer verschwunden und der andere stopfte uns das Auto mit anderen Leuten voll und machte noch eine Stadtrundfahrt. Dummerweise hatte ich mich von den Südafrikanern beschwatzen lassen, schon zu bezahlen. Man lernt halt dazu. Weiter ging die Verarschung in Cairo. Nachdem er uns zehnmal versicherte, daß er uns an dem Hotel absetzt das wir ihm nannten, fuhr er an einem anderen Hotel einfach nicht weiter, in dem er die Leute kannte. Commission hunting. Er war auch nicht zu bewegen weiterzufahren. Jegliche Diskussion sinnlos, wovon man die immer noch erstaunlich gutgläubigen Südafrikaner nur schwer überzeugen konnte. Aber wir waren schon nahe des anderen Hotels, so daß wir nach einigen durch Verständigungsschwierigkeiten bedingten Runden trotzdem nach einer halben Stunde die angestrebte Unterkunft (Hotel Nefertiti) fanden. Dort war ich mit Mike (USA) und Szab (HUN) in einem halbwegs akzeptablen Zimmer, wo jeder $2 zu zahlen hatte.

Cairo, ein Name - ein Begriff

Den nächsten Tag waren organisatorische Sachen zu erledigen (Busse erfragen, Fahrkarten kaufen, Geld tauschen). Um voranzukommen ist es in Cairo notwendig, bei fließendem Verkehr die Straße zu überqueren, sonst kann man gleich zu Hause bleiben. Die Ampeln behandelte ich dann auch wie jeder andere - ich ignorierte sie. Da einheimische Gaststätten während des Fastenmonats im wesentlichen nicht bedienen, war man gezwungen, auf dort vorhandene amerikanische Fast Food (fast Essen?) Ketten auszuweichen, wenn man nicht am Fasten teilnehmen wollte. Das erstaunliche in Cairo während Ramadan ist die plötzliche Ruhe in den sonst chaotisch überfüllten Straßen kurz nach Sonnenuntergang. Dann wird gegessen an jedem Ort. Gegen 20 Uhr erwacht das Leben wieder, und die Straßen sind gefüllt (die ganze Familie ist unterwegs, Läden sind geöffnet) bis Mitternacht.

Ein Angestellter des Hotels brachte mich am Abend mit seinem Auto zum Flughafen, um Ingrid abzuholen. Die andere Seite des Deals war, daß wir für ihn ein paar Whiskyflaschen (v.a. White Horse, $12) aus dem Duty-Free-Shop mitbrachten. Der ‘normale’ Ägypter kommt nicht so einfach ran an Alk. Der Vorteil in muslimisch stark beeinflußten Ländern ist natürlich, daß mit Alkohol verbundene Erscheinungsformen menschlicher Existenz dort nicht anzutreffen sind. Auch Nichtmuslime halten sich zurück.

Selbstverständlich ist der Besuch der Pyramiden von Gizeh. Mit den Stadtbus wird man in 40 min. für ein paar Pfennig vom Zentrum direkt zu den Pyramiden gebracht. Der Eintrittspreis für das Areal ist gering ($2). Das Beeindruckende an den drei großen Pyramiden (Cheops, Chephren, Mykerinos) und der Sphinx ist weniger ihre Schönheit, mehr ihre Größe und die Genauigkeit der Verarbeitung der riesigen Steine. Einfach monumental. Belastend ist hier die ständige Beschwatzerei durch Beduinen mit ihren dürren Pferden und Camelen und/oder Bakschischjägern. Auf dem Weg zurück mit dem Linienbus wurde uns deutlich, daß es wirkliche Bus-halte-stellen nur am Anfang und Ende der Linie gibt. Sonst hat man von dem langsam fahrenden Bus zwischen die Autos zu springen und sich zum Straßenrand durchzuarbeiten. Der nächste Weg führte uns ins Ägyptische Museum. Schwerpunkt zwischen zahllosen Mumien, Särgen und Steinen ist der Grabschatz des Tut-ench-Amun. Der Inhalt des 1922 entdeckten Grabes des mit 18 Jahren gestorbenen Pharaos mit insgesamt zwei Zentnern puren Goldes ist zauberhaft, vor allem die goldenen Totenmasken. Am späten Nachmittag gingen wir zum Khan-al-Khalali, einem der größten Basare. Es war ein buntes Gewimmel, und es gab alles mögliche zum Kaufen. Man kam nur schwer vorwärts. Von dort gingen wir hinüber in die eigentliche Altstadt. Dort war es zwar nicht so sauber wie auf der vorher besuchten Touristenattraktion, aber viel orientalischer und billiger. Es waren auch viele alte und sanierungsbedürftige, aber noch wunderbare alte arabische Bauwerke zu sehen.

Am nächsten Tag hatte ich mir das Re-entry-Visa zu besorgen. Dazu hatte ich mir das riesige Mugama-Building, das zentrale Verwaltungsgebäude am Tahrir-Square, anzutun. Schon am Eingang an der Personenkontrolle war ein Metalldetektor zu passieren und Fotoapparate, Taschenmesser, usw. abzugeben. Im Treppenhaus ein Gewimmel wie im Ameisenhaufen. Ich fühlte mich an den Zeichentrickfilm mit Asterix und Obelix erinnert, als sie zehn Aufgaben zu lösen hatten, wovon eine darin bestand, in einem römischen Verwaltungsgebäude ein Formular zu bekommen. Hunderte strömten die breiten Treppen hoch und wieder runter. Endlich fanden wir die Visaabteilung. An der Information ließ ich mir das zuständige Fenster für das Re-entry-Visa nennen. Ich stellte mich an und bekam dann auch ein Antragsformular an Fenster 17. O.k., ich füllte es aus und wollte es am Fenster 17 zurückgeben. Abfahrt. Ich hatte zu Fenster 33 zu gehen. An Fenster 33 sagte man mir, daß sie das nichts angeht, dafür sei Fenster 45 zuständig. Weiter zu Fenster 45 und anstehen, besser gesagt andrängeln. Hier nahm man zwar meinen Paß entgegen, aber schickte mich zu Fenster 19, um die Visagebühren zu bezahlen. An Fenster 19 wieder anstehen und zwischen anderen hindurch konnte ich dann zu Fenster 18 das Geld schieben und mir die notwendigen Marken ergattern. Zurück zu Fenster 45. Frohen Mutes reichte ich die Marken hinüber. Sie wurden auf meinen Antrag geklebt und Antrag plus Paß einem Mann übergeben, der damit verschwand. Also vor dem Fenster warten auf die Rückkehr. War ja schließlich in Gesellschaft. Nach 45 min. wurde dann etwas ähnliches wie mein Name gerufen, ich eilte zur Glasscheibe. Siehe da, ich sah meinen Paß mit dem Visa.

Ein ‘Geheimtip’ für Cairo ist das etwas außerhalb gelegene, aber mit der neuen Metro problemlos zu erreichende Coptische Museum. Die christlich-orthodoxen Copten bilden den Übergang von der Pharaonenzeit zur Neuzeit. Sie gehören zu den ersten christlichen Völkern und wurden nach der Eroberung durch Araber in die Minderheit gedrängt. Ausgestellt werden sehr alte kunstvolle Gegenstände (Tücher, Schnitzereien, Ikonen, Gemälde, Bildhauerarbeiten) und Schriften (v.a. Thomasevangelium). Das Museum ist umgeben von einem Komplex von Kirchen mit engen Gassen. Man fühlt sich an Jerusalem erinnert. Das ruhige Gelände ist eine Erholung vom schmutzigen und lauten ‘Rest’-Cairo.

Luxor, Theben-West und Teilnahme am Ägypten-Marathon

Die folgende Nacht nutzten wir, um mit dem Zug nach Luxor zu fahren (650 km, $8). Zu aller Erstaunen kam er pünktlich an. Zufälligerweise stand Szab am Bahnsteig und wartete vergebens auf einen Freund. Nach dem einchecken in einem Hotel liehen wir Fahrräder und fuhren mit der Fähre auf die andere Nilseite nach Theben-West. Als erstes passierten wir die stark erodierten Memmnonkolosse. Danach fuhren wir am Ramasseum vorbei zum Tempel der Hatschepsuit (Deir el-Bahari). Dort schlossen wir unsere Fahrräder an und kletterten über den Bergrücken ins Tal der Könige. Die Einblicke von oben, v.a. auf den Tempel der Hatschepsuit waren beeindruckend. Man blickt von einer fast 200 m hohen Steilwand direkt in den Tempel. Im Tal der Könige entschieden wir uns für das Grab des Thutmosis III. (erst Treppe hoch in den Fels, dann drei Etagen nach unten, Darstellung des die Sonne verschiebenden Skarabäus), Ramses III. (wunderbare Reliefs und Seitenkammern) und nach dem Werfen einer Münze für Ramses VI. (tolle Decke), da wir doch nicht so gut über die Unterschiede zwischen den Gräbern informiert waren. Nach einer kurzen Mittagspause beeilten wir uns zurückzukommen, da es doch ziemlich ‘warm’ wurde. Der Tempel der Hatschepsuit, der einzigen Pharaonin, mit seinen drei Ebenen war auch von unten ein beeindruckendes Bauwerk. Weiter ging es zu den Tombs of the Nobles, den Privatgräbern. Die meisten sind ausgeraubt und zerstört, einige wenige noch gut erhalten und zugänglich. Besonders schön sind die Gräber von Menna und des Nakht. Bekannt aus dem letzteren sind die drei Tänzerinnen. Sehr schön dargestellt ist auch der Anbau und die Verarbeitung von Wein und Getreide.

Schwerpunkt für mich war der Ägypten-Marathon. Treffpunkt war 6 Uhr am Isis-Hotel. Mit Bussen wurden wir über eine noch im Bau befindliche Brücke zum Tempel der Hatschepsuit, wo sich Start und Ziel befanden, gebracht. 8 Uhr war Start für die 1300 Teilnehmer aller Distanzen, wovon etwa 300 den Marathon in Angriff nahmen auf einem 10 km Rundkurs. Es war ein interessanter Kurs vorbei an Ramasseum, Tempel Ramses III., Memmnonkolossen, Ziegen und Maultieren. Gegen Mittag wurde es schon unerträglich heiß, Zeit das Ziel zu erreichen. Mit 3:44 h erfüllte ich mein Ziel, unter 4 h zu bleiben. Hier hatte ich dann Gelegenheit, mit einigen Deutschen zu sprechen, die an den vom Läufermagazin "Laufzeit" organisierten Urlaubsreisen teilnahmen und auch aus Ostdeutschland kamen.

Auf die erst geplante Variante zum Sinai zurück (mit dem Bus nach Hurghada und mit der Fähre nach Sharm el-Sheikh) verzichtete ich, da ich nach einer Rundfrage in Reisebüros bezüglich der Fähre Informationen von dreimal täglich bis überhaupt nicht bekam. Ähnlich mit den Preisen.

Über Cairo zurück zur Unterwasserwelt des Sinai und eine Nacht auf dem Mosesberg

Nachdem wir uns mit Szab für drei Tage später auf dem Mosesberg im Sinai verabredet hatten, ging es nachts gleich mit dem Zug nach Cairo zurück und am nächsten Tag (10 Uhr) mit dem Bus über den Suezkanal (12 Uhr) nach Sharm el-Sheikh (16.30 Uhr), weiter mit dem Sammeltaxi nach Dahab. Dort folgte ein ausführliches Supper im Blue Hole.

Nach einem gemütlichen Frühstück am nächsten Morgen fuhren wir mit einem Sammeltaxi zum Schnorcheln im Blue Hole. War wieder wunderbar, obwohl es sehr windig war. Diesmal waren mehr Fischschwärme zu sehen als beim ersten Mal. Vor dem zweiten Mal Schnorcheln an diesem Tag traf ich auch Mark, den Australier, wieder. Wir verabredeten uns für den Abend, um zusammen mit einem Minibus zum Katharienkloster zu fahren.

Nachts um 23 Uhr fuhren wir los. Gegen 1 Uhr erreichten wir das Katarinenkloster und begannen den Aufstieg zum Mosesberg (Gebel Musa) mit Taschenlampen über den Kamelpfad. Er ist nicht sehr steil, aber trotzdem schwierig nachts zu laufen. Zwei Stunden später hatten wir die Kreuzung für das letzte Stück, den ‘steps of repentence’ erreicht und waren 3.30 Uhr auf dem windigen kalten Gipfel (2300 m). Schneereste waren noch zu sehen. Wir krochen in unsere Schlafsäcke und versuchten, noch ein Stück zu schlafen, was zumindest teilweise trotz Kälte gelang. So standen wir 6 Uhr auf und erwarteten sehnlichst den Sonnenaufgang. Wir fanden auch Szab, der keine große Lust zeigte, seinen Schlafsack zu verlassen. Der Sonnenaufgang brachte neues Leben in den durchgefrorenen Körper. Zwei Gruppen begrüßten den Morgen mit kirchlichen Liedern und schufen eine wundervolle Athmosphäre.

Der Abstieg war landschaftlich wunderbar. Die Felsen wechselten durch die Sonneneinstrahlung die Farbe und bald eröffnete sich ein herrlicher Blick von oben auf das Kloster. Nach zwei Stunden erreichten wir das Kloster, das am Sonntag leider nicht besichtigt werden konnte. Von unserem Fahrer ließen wir uns dann auf der Straße nach Nuweiba zum Trampen absetzen. Nach einer halben Stunde nahm uns auch ein LKW auf der Ladefläche mit. Trotz scheinbaren Verstehens setzte uns der Fahrer nicht am Hafen zur Fähre nach Aqaba ab, sondern irgendwo an der Straße nach Taba. Da aber sowieso wieder mal nirgends eine genaue Abfahrtszeit der Fähre zu erfahren war, zogen wir den sichereren Landweg über Eilat (Israel) vor. Den billigeren Landweg glich Israel durch seine $15 Austrittsgebühr wieder aus.

Besuch der Felsengräberstadt Petra in Jordanien

Interessant ist die Visagebühr für Jordanien. Es gibt eine große Tafel an der Grenze, auf der fast jedes in Frage kommendes Land mit der entsprechenden Gebühr aufgelistet ist. Deutsche kommen mit $11 noch relativ gut davon, Canadier und andere Nationalitäten müssen mitunter das dreifache berappen. Auf das nach der Grenze folgende Gerangel mit und zwischen den mafiaähnlich organisierten Taxifahrern, den bei Diskussionen auch gleich ein Polizist zur Seite stand, der bestätigte, daß nur der extrem überhöhte Fahrpreis nach Petra ($37) in Frage kommt und die zu keiner vernünftigen Antwort bereit waren, möchte ich nicht weiter eingehen. Das ist eine Story für sich und bestätigt in Ägypten erarbeitete Vorurteile. Jedenfalls fand sich etwas abseits ein Taxifahrer, der uns die 130 km für weniger Geld nach Petra brachte und uns ein für das dortige Preisniveau günstige Unterkunft bei einem Freund vermittelte. Wichtig war, daß auch eine Küche zur Verfügung stand, da die letzte Kaschemme von Ausländern Preise wie in Deutschland verlangte. Und es war noch immer Ramadan.

Am nächsten Morgen standen wir schon 5 Uhr auf, um uns noch in der Dunkelheit am Eingangstor zur Felsengräberstadt vorbeizuschleichen und die $38 Eintritt pro Person zu sparen, dessen Höhe wir nicht einsahen. Das gelang auch ohne Probleme. Problematisch wurde es aber, als wir gegen 8 Uhr in eine Kartenkontrolle gerieten. $25 pro Person war ein akzeptabler Kompromiß. Dazu bekamen wir noch gute Ratschläge über die beste Route durch die Nabatäer- und Römerbauwerke. Was wir dann zu sehen bekamen war Wahnsinn, auch die $38 wert. Als erstes ging es durch eine 2 km lange, 3-5 m breite und dutzende Meter hohe Schlucht, dem Siq. Am Schluchtausgang eröffnete sich ein imponierender Blick auf den El Khazneh (Schatzhaus), einen in Fels gehauenes Felsengrab mit sechs korinthischen Säulen , niederen Giebel und Attika, auf der drei barock anmutende Aufsätze ruhen. Die Beduinen vermuteten dort einen ‘Schatz des Pharao’. Weiter ging es an unzähligen kunstvoll in den Fels gehauenen Gräbern. Durch den Aufstieg zu High Point bekamen wir einen Überblick über das Tal. Zurück im Tal gingen wir in ein römisches Amphitheater und weiter zu einer römischen Kolonnadenstraße. In einem Nabatäertempel rasteten wir für ein paar Minuten, bevor wir vorbei an bunten und wundervoll erodierten Felsen zum Al-Dayr, einem weiteren Tempel, aufstiegen, der sich am anderen Ende des Tales befand. Nach einer längeren Pause begaben wir uns auf den Rückweg, wobei wir noch mehrere Tempel und Gräber bewunderten und jede Menge wundervoller natürlich bunter Muster in den Gräbern und an den Felsen sahen. Gegen 16 Uhr verließen wir das Tal und hatten uns um den nicht unkomplizierten Rücktransport nach Aqaba am nächsten Tag zu kümmern, da an diesen Abend der Ramadan zu Ende ging und danach Feiertage (Al-Fitr) folgten. Nachdem wir uns durch ein Gestrüpp von Halbwahrheiten und Fehlinformationen gearbeitet hatten, fand sich doch eine $5 Möglichkeit für die Fahrt am nächsten Morgen nach Aqaba.

Trip nach En Gedi (Israel), Besuch von Nahal David und Baden im Toten Meer

Über Aqaba ging es nach Eilat zurück. Dort nutzten wir die Zeit bis zur Abfahrt des Busses nach En Gedi für ein Bad im Golf von Aqaba. Mit einem Blick kann man hier drei Länder sehen. Durch die Araba-Ebene (Teil des Grabenbruches, der von Syrien nach Kenia/Tansania (Rift-Valley) führt) fuhren wir nördlich ans Tote Meer und passierten den Salzberg von Sodom und die Festung Masada. Das lustige war, daß der Busfahrer En Gedi passierte, ohne zu halten, er vergaß es einfach. In Jordanien oder Ägypten hätten wir damit gerechnet, aber im europäisch orientierten und organisierten Israel kam es unerwartet. Der Fahrer setzte uns dann an der nächsten Haltestelle ab und schrieb uns ein paar hebräische Worte auf unseren Fahrschein für die kostenlose Rückfahrt im bald entgegenkommenden Bus. Wieder in En Gedi checkten wir in der Jugendherberge ein, der einzigen bezahlbaren Unterkunft ($15) weit und breit. (Vom im Freien schlafen auf dem Campground ($8) abgesehen). Die Jugendherberge hatte aber nicht nur vom Preis her deutsches Niveau.

Den nächsten Morgen begannen wir mit einem Bad im Toten Meer noch vor dem Frühstück. Den extremen Auftrieb durch den hohen Salzgehalt am Körper zu fühlen ist schon merkwürdig. Nach Dusche und Frühstück liefen wir zum Nahal David, einem paradiesischen Gebirgstal mit Tieren und Wasserfällen inmitten der Wüste. Wir sahen einige Nubische Steinböcke und Vögel, wie den nur in dieser Gegend vorkommenden Tristram’s Starling. Den schönsten Anblick bot der traumhafte, mit Pflanzen umwucherte Shulamit-Wasserfall. Die Stimmung vervollkommnete eine japanische Reisegruppe, die ein christliches Lied in Perfektion in dieser Athmosphäre sang. Als Euröpäer war man überrascht und beeindruckt. Ebenso beeindruckend war die Art und Intensität ihrer Gebete.

Zur Davidshöhle, wo David Saul auf seiner Verfolgung verschonte, stiegen wir nicht auf. Stattdessen kletterten wir über den Calcolithic Temple (nicht mehr als Grundmauern zu sehen) ins Nachbartal, dem Nahal Arugot. Hier liefen wir den Canon entlang zum Hidden Waterfall. Gut, aber bei weiten nicht so beeindruckend wie Shulamit Falls. Dann gings zurück zur Straße, um nach Jerusalem zu fahren.

J E R U S A L E M, die Heilige Stadt

Bevor der Bus kam, nahmen uns jüdische und arabische Jugendliche aus Nazareth in ihrem Kleinbus direkt nach Jerusalem mit. Wir passierten Qumram, dem Ort der Essener-Kloster-Wohn-Gemeinschaft, wo auch die Schriftrollen vom Toten Meer gefunden wurden. Unsere Reisebegleiter waren echt gut drauf. Lustig war in Jerusalem, als sie auf der Straße wendeten, da wir das Jaffator verpaßten. Es war eine Einbahnstraße. Lachsalven waren das Ergebnis, als sich die Fahrer erstaunt anglotzten. O.k., das Problem war aber zu lösen, wir zogen dann alle zusammen im Petra-Hostel am Jaffator ein. Abends wurde noch durch die in 15 min. zu durchquerende Altstadt geschlendert. Der nächste Tag war für mich durch die Fahrt an das Volcani Center (Institut für Tierzucht) nach Rehovot und den Diskussionen dort ausgefüllt. Für einen abendlichen Stadtbummel durch die Altstadt war trotzdem noch reichlich Zeit.

Am Freitag (dem ‘arabischen Sonntag’), war der Tempelberg nur für Muslime offen. Nachdem wir ins freundlichere Tabasco-Hostel im Arabischen Viertel umzogen, begannen wir die Stationen der Via Dolorosa, dem Leidensweg Christis, entlangzugehen. Dabei schmuggelten wir uns in eine deutsche Reisegruppe, so daß wir über den Reiseführer hinausgehende Informationen bekamen. Beeindruckend war, als die Gruppe in der Annenkirche (Kreuzfahrerkirche neben dem Bethesda-Teich) einen Canon sang. Nachfragen bestätigten die Vermutung - es war der Kirchenchor. Danach kamen Erklärungen zur Verurteilungs- und Kreuzigungskapelle. In der Kapelle der Zionsschwestern sahen wir den Ecco-Homo-Bogen. Von hier soll Pontius Pilatus Ecco Homo (Seht den Menschen) beim Anblick von Jesus gerufen haben. So gingen wir Station für Station des Leidensweges zur im Gewirr der engen Gassen nicht ganz so einfach zu findenden Grabeskirche, einem doch ziemlich komplexen Bauwerk aus verschiedenen Kirchen, Kapellen und Kryptas. Hier ist die Spitze von Golgatha zu finden und das Heilige Grab.

Am Nachmittag fuhren wir von der arabischen Busstation aus zur Geburtskirche nach Bethlehem. Nichts ist übrig von der Romantik eines Stalles auf dem Felde, alles umbaut und eingepfercht in frommer Manier. Der Eingang wurde bis auf Kopfhöhe zugemauert, damit kein Araber wieder mit einem Pferd hineinreitet. Es ist wohl die älteste Kirche, da sie bei der arabischen Invasion verschont wurde, weil die Eroberer das Gemälde der drei Weisen aus dem Morgenland vorfanden. Unter dem Altar befindet sich eine Krypta, die als Geburtsort von Jesus bezeichnet wird. Daneben befindet sich die Katharinenkirche. In den Grotten darunter soll Hieronymus die Vulgata übersetzt haben.

Zurück in Jerusalem hatten wir einen langen Aufenthalt an der Westmauer, auch bekannt als Klagemauer. Sie besteht aus Resten der westlichen Stützmauer des von Herodes von 40 bis 4 v. Chr. erbauten Tempelplateaus (300x500 m). Hier kann man stundenlang stehen und beobachten. Weiter gingen wir ins jüdische Viertel. Auffälligstes Bauwerk sind die Reste der 1948 am Tag der Einnahme Westjerusalems durch jordanische Truppen gesprengten großen Synagoge, der Hurvah. Ein restaurierter Bogen an der Südseite läßt frühere Größe erahnen. Insgesamt ist der jüdische Teil der Altstadt umfangreich restauriert, alte Stadtmauern und der Cardo, Reste einer römischen Prachtstraße, harmonisch eingebunden.

Der nächste Vormittag bot nun endlich die Gelegenheit den Tempelberg mit dem Felsendom zu besuchen. Dieses unbeschreiblich schöne Bauwerk ist über dem Felsen Moriah errichtet, an dem Abraham Issak opfern wollte und an dem Mohammed seine Himmelfahrt begann. In der Krypta in der Bergspitze sollen sich die Seelen versammeln, bevor sie in den Himmel steigen. Der achteckige Bau wurde circa 690 bis 700 von Sultan Ibn el Malik errichtet, wahrscheinlich an dem Platz, auf dem der Tempel stand. Das zweite bedeutende Bauwerk ist die Al-Aksa (Die Nördliche) Moschee. Sie wurde auf der Stelle eines römischen Jupitertempels von 638 bis 640 erbaut und bietet Platz für 5000 Personen. Nach der Kaaba in Mekka und der Moschee in Medina ist es der drittwichtigste Ort für die Muslime. Zwischen Felsendom und Al-Aksa befindet sich der Waschbrunnen (jeder Muslim säubert sich vor dem Betreten der Moschee Hände, Ohren und Füße).

Vom Tempelberg gingen wir durch das Stephans- (Löwen-) Tor nach Osten hinüber zum Ölberg, wo sich Jesus oft aufhielt. Im Garten Gethsemane (Gath + Schemani - Presse von Olivenöl), wo er durch Judas verraten wurde, stehen tausend Jahre alte Olivenbäume. Daneben steht die Agoniebasilika oder auch Kirche der Nationen genannt, da ihr Bau von vielen Ländern finanziert wurde. Die von Zwiebeltürmen gekrönte russische Magdalenenkirche war leider schon geschlossen. Aber Dominus Flevit (der Herr weinte) konnten wir besichtigen. Sie ist wie eine Träne gestaltet, und drückt das Weinen von Jesus über Jerusalem aus. Auch wir besuchten das im Süden außerhalb der Mauern liegende Dormitio-Kloster. In dem hervorragend restaurierten Komplex befindet sich das Davidsgrab und der Abendmahlssaal. Zurück an der Westmauer konnte man auch an diesem Sonnabend, dem ‘jüdischen Sonntag’, die orthodoxen Juden mit ihrer interessanten Kleiderordnung sehen.

‘Bombenabschied’ von Jerusalem

Am nächsten Vormittag, einen Tag wie jeder andere, liefen wir entlang der Jaffa-Road, als wir an eine Absperrung gerieten. Die erste Vermutung eines Verkehrsunfalls bestätigt sich nicht. Ein Palästinenser aus der Westbank hatte bei seinem morgendlichen Selbstmordattentat auf einen gutbesetzten Stadtbus 24 weitere Insassen mit auf seine ‘Himmelfahrt’ ins Paradies genommen. Bis auf ein paar Scherben hatten die professionell arbeitenden, mit reichlich praktischer Erfahrung ausgestatteten Einheiten des Katastrophenschutzes nichts hinterlassen. Der Verkehr begann langsam wieder zu fließen. Nahe des Explosionsortes sah man Juden beten und Kerzen anzünden.

An der zentralen Busstation buchte ich dann die Fahrt nach Cairo für den nächsten Morgen. Weiter ging alles klar und ich fuhr mit dem Bus den nächsten Tag zur Grenze nach Rafah. Hier kassierten die Israelis mächtig ab - $30 Austrittsgebühr. Bodenlose Frechheit. Die Grenzkontrollen waren harmlos, Bomben aus Israel heraus schmuggelt ja keiner. Mit einem ägyptischen Bus ging es dann glattweg ins Zentrum von Cairo. Eine Penne war schnell gefunden und am nächsten Morgen mußte ich sehr zeitig zum Airport. Hier gelang es mir nach vielen negativen Auskünften und Rumhergeschicke doch noch den Flug von Frankfurt nach Berlin umzubuchen. Großes Hallo gab es dann noch vor dem Abflug. Rein zufällig wollten im selben Flugzeug auch gut befreundete Marathonläufer aus dem Vogtland und Ostberlin zurück.

 

 

Nun sitzt Uwe Wünsch wieder im kalten Deutschland, schwelgt in Urlaubserinnerungen, kämpft mit Schnupfen und Computer und hofft, daß es hier bald mal Sommer wird.