A U S T R A L I E N

17. Juli bis 17. August 1997

17

Abflug Berlin

18

Bangkok

19

Sydney, Brisbane, Cairns

20

Wild World Center

21

Kuranda

22

Cairns

23

Atherton Tableland

24

A

25

Great Barrier Reef

26

G

27

Cairns, Darwin

28

Ind Pacific Marine Museum

29

Kakadu NP

30

K

31

K

01

Darwin, Katherine

02

Mataranka, Devils Marbils

03

Alice Springs

04

Kings Canon

05

Uluru, Kata Tjuta

06

Uluru

07

Desert Park, Alice Springs

08

Adelaide, Kangoroo Island

09

Kangoroo Island

10

K

11

K, Adelaide

12

Victoria Cave

13

Mt. Arapiles, Grampions

14

Great Ocean Road

15

G, Melbourne

16

Sydney

17

Armidale

 

17.7., Donnerstag

Frühzeitig begann unsere weite Reise ans andere Ende der Welt, nach ‘down under‘. Sigi verabschiedete uns am Dresdener Bahnhof, und wir fuhren mit dem Zug nach Berlin. Um 12.40 Uhr startete unser Flugzeug der Olympic-Airways nach Athen. Nach 4 Stunden erreichten wir Athen mit einem Stopover in Thessaloniki. Die meisten Passagiere hatten bereits ihr Urlaubsziel erreicht. Bei uns ging es erst richtig los. Von Athen flogen wir weiter bis Bangkok in etwa 10 Stunden. Bei einer Zwischenlandung in Dubai mußten wir das Flugzeug verlassen. Extrem heiß-feuchte Luft schlug uns entgegen. Meine Brille beschlug sofort. Ich hatte das Gefühl den Nebel einer Sauna zu betreten. Es war fast Mitternacht. Es ist mir unvorstellbar, wie ein solches Klima am Tage ertragbar sein kann.

 

18.7., Freitag

Unser Aufenthalt in Bangkok dauerte 10 Stunden. Für Uwe, den Weltreisenden natürlich eine viel zu lange Zeit, um sie ungenutzt im Flughafengebäude verstreichen zu lassen. Schnell faßten wir daher den Entschluß, in die Stadt zu fahren. Wir wählten eine Tour, die uns für 50 DM die Besichtigung von drei Tempeln versprach. Preislich sicher eine Touristenfalle, aber aufgrund von Zeit- und Informationsmangel blieb uns keine Wahl. Bangkok war ein einziges Verkehrschaos: verstopfte Straßen, sich geschickt durch den Stau schlängelnde Mopeds, wild umher fuchtelnde Polizisten mit Atemschutzmasken. Erstaunlicher weise nahmen die Thais das scheinbar ganz gelassen - kein Hupen, wie in Kairo, keine grimmigen und nervösen Gesichter, wie beispielsweise bei uns. Die Tempel nahe des Grand Garden wirkten im Gegensatz dazu wie Oasen der Stille und Ausgeglichenheit inmitten der hektischen und überfüllten Stadt. Eingehüllt vom Duft der Räucherstäbchen und der meditativen Gesänge versank man schnell in Gedanken und tauchte in eine fremde Welt. Ein riesiger goldener Buddha lag in der Mitte des ersten Tempels. Er war umgeben von kleinen Buddhafiguren, die von den Tempelbesuchern mit Blattgold verziert wurden. Überall im Tempel glitzerte es golden, aber auch Blumen schmückten den Tempel. Danach besuchten wir einige weitere Tempel und den Goldenen Berg.

Am Abend starteten wir dann nach Sydney.

 

19.7., Samstag

In Sydney meldete sich Uwe telefonisch in Armidale und gab sein zweites Gepäckstück in der Post auf. Noch ein letztes Mal stiegen wir ins Flugzeug. Nach einer Zwischenlandung in Brisbane erreichten wir am Abend Cairns. Nach einem Anruf holte uns ein Kleinbus von einem Backpacker Hostel am Flughafen ab. Endlich konnten wir die Nachtruhe auf festem Erdboden ohne neue Zeitverschiebungen und Unterbrechungen genießen. Australien ist eben wirklich sehr weit weg.

 

20.7., Sonntag

Wir schliefen lange aus und erkundeten am Nachmittag das Wild World Center, Ich konnte mich hier mit der australischen Tierwelt vorerst im Zoo vertraut machen. Einige Tierarten, wie Cassowary, Wombats und Giftschlangen kann man in freier Wildbahn nur mit sehr viel Glück beobachten. Wobei ich bei letzteren auch keinerlei Wert darauf lege. Wir sahen Koalas, Krokodile, Emus und Känguruhs aus nächster Nähe. Schon beim Spazierengehen kam mir alles sehr fremd vor. Ich mußte mich erst daran gewöhnen, daß die Vegetation eine völlig andere war. die bei uns beliebte Zimmerpflanze Ficcus benjaminus steht hier als großer Baum mit dickem Stamm an der Straße. Sogar das Zwitschern der Vögel klang hier anders. Ich war sehr erstaunt, irgendwann einen ganz gewöhnlichen Spatz zu sehen. Abends gab es das 'Free Meal' des Hostels in einem Beach-Club. Verrückte vergnügungssüchtige Leute tanzten in einem Becken voll Schaum vor der Bühne. Es dient zur Animation für Leute die nicht (nur) wegen Riff, Tieren und Landschaften nach Cairns fahren.

 

21.7., Montag

Die historische Kuranda-Railway brachte uns über eine waghalsige Streckenführung mit zahlreichen Tunneln und Brücken hinauf in die Tablelands zum Regenwaldörtchen Kuranda, 30 km westlich von Cairns. Wir hatten herrliche Ausblicke auf den tropischen Regenwald, tiefe Schluchten und den Barron-Fall. Der kleine Bahnhof in Kuranda war über und über mit Pflanzen bewachsen. Zu Fuß folgten wir einem schalen Pfad durch den Regenwald, wo es, wie der Name schon sagt, regnete, obwohl im August eigentlich Trockenzeit ist. Der Ausblick auf die Barron-Schlucht muß nach der Regenzeit gigantisch sein, wenn man die Wassermassen auf Fotos sieht. In der Trockenzeit sah der Wasserfall eher zahm aus. Kuranda erschien uns sehr gelassen und ruhig, das lag vielleicht auch an der relativ geringen Touristenzahl, da kein Markttag war.

Die Kuranda-Railway wurde einst aus Bergbauzwecken errichtet. Der Bau dauerte von 1882 bis 1891 und kostete vielen Menschen das Leben. Die ungünstigen Bedingungen des Gebirges und dichter Dschungel erforderte harte Handarbeit.

 

22.7., Dienstag

Eigentlich hatten wir ja keine Zeit zur Erholung, aber die Zeitumstellung machte sich doch in ständiger Müdigkeit bemerkbar. So beschloß Uwe, einfach einen ganzen Tag im Bett liegen zu bleiben. So ganz untätig konnte ich aber nicht ausharren und habe eine kurze Strandwanderung unternommen. Ich beobachtete sehr viele Seevögel, die bei Ebbe im Schlamm nach Nahrung suchten. Am meisten faszinierten mich die Pelikane. Diese großen Vögel mit ihren großen Schnäbeln und der Punkerfrisur sind lustig anzusehen. Interessent waren auch Ibisse, die mit ihren überlangen säbelartig gekrümmten Schnäbeln im Schlamm stocherten. Auch Regenpfeifer mit einem gelben Bart, Löffler und Königsfischer waren zu entdecken.

 

23.7., Mittwoch

Heute begann eine 2-tägige Tour "On the Wallaby". On the Wallaby war ein gemütliches, mit viel Holz eingerichtetes Hostel mitten in den Tabellands in einem Ort namens Yungaburra. Unser Fahrer lenkte den kleinen Bus geübt und zügig über die serpentinenreiche Strecke in die Berge. Mir ist dabei fast schlecht geworden. Bei unserem ersten Regenwaldrundgang besuchten wir den Cathedral Fig Tree. Fig trees sind riesige Feigenbäume mit frei hängenden Luftwurzeln, die einst als kleine Pflänzchen einen Gastbaum besiedeln, bis dieser abstarb. Die Wurzeln formen nun dieses dichte und undurchdringliche Gebilde.

Im Lake Barrine NP, dem zweiten Regenwaldwalk, erfuhren wir interessante Dinge über Pflanzen des Regenwaldes. Es gibt einige giftige, die wie Brennesseln das Gift mit feinen Härchen in die Haut transportieren können. Andere haben Stacheln, Widerhaken oder klettenartige Schlingen - alles nicht sehr einladend.

Ich lief den schmalen Pfad entlang als der größte Teil der Gruppe war schon vorausgegangen. Uwe und zwei Leute waren zurückgeblieben und begutachteten noch eine Pflanze. Da hörte ich ein Rascheln neben mir. Beim Blick in diese Richtung erstarrte ich fast vor Schreck. Ein Schlangenkopf hob sich in Abwehrhaltung aus dem Laub. Schnell lief ich ein paar Meter weiter. Doch ich besann mich und kehrte um, um die Folgenden zu warnen. Am liebsten wäre ich mit meiner Schlangenphobie und weichen zitternden Knien nicht wieder in die Nähe dieser Stelle gegangen. Um so mehr stieg mein Adrenalinspiegel, als Uwe seelenruhig dort stehenblieb. Wir holten unseren Führer Pete zurück. Es stellte sich heraus, daß es sich um eine Python, eine große Würgeschlange, handelte. Pete nahm die ca. 2.5 m lange Schlange hoch und wir konnten die kräftigen Muskeln der Schlange fühlen. Die Schlange kringelte sich sehr fest um seinen Oberarm. So beeilte er sich, die Schlange wieder ins Gras gleiten zu lassen. Auch für ihn war es etwas besonderes. Wie ich es geschafft habe, ein Foto zu schießen, weiß ich selbst nicht mehr. Im Hostel schauten sich später alle die Videoaufzeichnung einer Taiwanesin an und bestaunten den Snakeman.

Am Nachmittag fuhren wir Kanu auf dem Lake Tinaroo. Mit Uwe war ich mir dabei überhaupt nicht einig, wie man ein Kanu richtig steuert. Es war sehr kalt in dem nassen Boot und manchmal regnete es. Trotzdem war es lustig. Höhepunkt war unsere zweite Schlangenbegegnung. Pete, nun schon in Übung, holte die nahe am Ufer liegende Python auch gleich ins Boot. Dies fand überhaupt keine Zustimmung der beiden mitfahrenden Mädchen. Uwe bangte ernsthaft um seinen Fotoapparat, den er sich von einer der beiden über das Wasser reichen ließ, um diese Situation zu fotografieren.

Am Ufer zeigte uns Peter 'malende Steine' in verschiedenen Rot- und Brauntönen, die die Aborigines für die Körperbemalung benutzen. Es war ein großer Spaß, als wir uns gegenseitig die Gesichter schminkten.

In der Dämmerung gingen wir zu einem Beobachtungspunkt mit Blick auf eine Flußbiegung. Wir waren sehr gespannt, ob wir diesen Abend ein Schnabeltier sehen würden. Sie sind nachtaktive Tiere und tauchen nur sehr kurz aus dem Wasser auf, um zu atmen. Im Englischen haben die Eier legenden Säugetiere einen lustig klingenden Namen - Platypus. Im strömenden Regen starrten wir auf das Wasser. Die Dunkelheit brach sehr schnell an. Als alle anderen schon gegangen waren, bekamen wir plötzlich zweimal kurz hintereinander einen dunklen Schatten an der Wasseroberfläche zu sehen. Viel konnte man bei den Lichtverhältnissen nicht erkennen. Aber es war ein Platypus!

 

24.7., Donnerstag

Dauerregen - die Wolken hingen in den Bergen. Es war viel kälter als in Cairns. Erst am Mittag wagte sich die Sonne raus und wir wagten den ersten Spaziergang zum Curtain Fig Tree, wieder einem großen Feigenbaum, dessen Wurzeln gardinenähnlich herabhingen. Mit einem kleinen Bus wurden wir nachmittags zum Lake Eacham gebracht. Der See, vulkanischen Ursprungs, lag inmitten von dichtem Regenwald. Ein kleiner Pfad führte zu einem im Dickicht versteckten romantischem Wasserfall. Die Sonnenstrahlen zwängten sich einzeln durch das dichte Blattwerk und wurden im Wasser grünlich glitzernd reflektiert. Uwe und ich folgten dem Seerundweg vorbei an den verschlungenen und verflochtenen Urwaldgewächsen. Wir hatten nur wenig Zeit und mußten straff laufen. Wir waren schon fast am Ziel als plötzlich ein Verbotsschild auftauchte, daß den weiteren Weg versperrte und AUS$ 9000 Strafe androhte. Um umzukehren reichte die Zeit bis zum Abfahrtstermin nicht. Glücklicherweise sagte uns ein Mädchen, daß das verbotene Stück ungefährlich wäre und nur einige hundert Meter lang. So machten wir uns mit ungutem Gefühl auf den Weg und erreichten ohne Kontrolle und rechtzeitig den Ausgangspunkt. Ich kann gar nicht beschreiben, wie erleichtert ich war.

 

25.7., Freitag

Rückfahrt nach Cairns. Mit der Trockenzeit meinten die Wettermacher es wohl nicht so ernst. Regnerische und windige Verhältnisse zwangen uns, die geplante Rifftour Tag für Tag zu verschieben. Nun war der letztmögliche Abfahrtstermin gekommen, da am Sonntag unser Flug nach Darwin gebucht war. Drei Stunden dauerte die Schiffsfahrt bis zum Great Barrier Reef, daß hier so einige Kilometer vom Ufer entfernt ist. Der Wellengang war beachtlich und einige Passagiere wurden unvermeidlich seekrank. Mit einem kleinen Glasbodenboot schaukelten wir vom Schiff, daß uns zum Riff brachte, zur Reef Encounter. Die Wellen schwappten ins Boot hinein. Im ersten Organisationschaos ging es ziemlich hektisch zu. Jeder bekam eine Kajüte zugeteilt und wir erhielten viele Erläuterungen. Die Tauchausrüstung machte einen schon etwas verschlissenen Eindruck. Die Mannschaft war aber okay. Schon kurz darauf verschwand Uwe mit allen anderen Tauchern unter Wasser. Ich hatte arge Probleme mit meiner Brille und der Taucherbrille. Beides zusammen paßte nicht. Die Schiffsbesatzung gab mir das Gefühl, als hätten sie noch nie im Leben jemanden mit Brille gesehen. Ich verstand auch nicht alles, was mir erklärt wurde, steckte aber bald in einer Taucherausrüstung und sollte meinen ersten Tauchgang versuchen. Es war ein Fiasko. Ich war innerlich so unruhig und nervös und hatte einen fürchterlichen Druck auf meinem Ohr. Ich wollte nur schnell an die Oberfläche. Leider war das spätere Schnorcheln auch nicht sehr vergnüglich. Ich fror schrecklich und mußte unter großer Kraftanstrengung gegen die Wasserströmung zum Riff schwimmen. Die hohen Wellen schleuderten mich hin und her, das Salzwasser schwappte in meinen Schnorchel. So konnte ich immer nur kurze Blicke auf die wunderbare Korallenwelt werfen. Meine Kraft reichte nie, um länger am Riff entlang zu schwimmen. Außerdem war ich immer allein, da alle anderen Tauchten. Die fremde Unterwasserwelt war mir unter diesen Umständen manchmal etwas unheimlich. Einmal bin ich in Panik gefallen, als ein kleiner haiförmiger Fisch zielstrebig auf mich zu schwamm. Hektisch fuchtelte ich mit Armen und Beinen, schluckte Wasser. Als ich wieder untertauchte kam er schon wieder. Später sah ich ihn dann am Bauch von einem Taucher hängen. Mir ging ein Licht auf. Das war ein Putzerfisch und ich mußte über meine Angst lachen.

 

26.7., Sonnabend

Schon früh am Morgen hörten wir die Mannschaft umher rennen und die Maschinen wurden in Gang gesetzt. In der stürmischen Nacht hatte sich das Schiff vom Anker gelöst und war abgetrieben. Es war merkwürdig im Bett zu liegen und hin und her zu schaukeln. Der Wind brachte aber eine Wetterbesserung. Sogar die Sonne begrüßte uns heute und wir konnten alles viel besser genießen.

Auf der Rückfahrt zum Festland hatten wir noch ein großes Erlebnis. Wir sahen einen Buckelwal, erst die Fontäne und dann die Rückenflosse. Eine ganze Weile schwamm er parallel zum Schiff.

 

27.7., Sonntag

Ein Waschtag und besonders das Trocknen der Wäsche war nun unumgänglich geworden. Durch die extrem hohe Luftfeuchtigkeit in den Kajüten waren fast alle Sachen feucht und zwei Tage lang nicht getrocknet. Nachmittags flogen wir 2 h 30 min nach Darwin. Bei guter Sicht genossen wir einen überwältigenden Blick auf das Korallenriff mit seiner geheimnisvollen grünlich schimmernden Farbe. Es war sehr schade, daß wir die vergangenen Tage im Riff nicht solch ein schönes Wetter hatten. Aus der menschenleeren Landschaft des nördlichen Australiens, die wir später überflogen, stieg mehrfach der Qualm von Buschfeuern gen Himmel.

In Darwin spazierten wir abends durch die Stadt, wo wir in einer lauten Disco das 'Hostel Discounted Meal' erhalten konnten. Am Strand entdeckten wir später im Lichtschein einer Laterne ein Opossum, das auf einen Baum kletterte, um dann schnell wieder in der Dunkelheit zu verschwinden. Hier waren viel höhere Temperaturen als in Cairns und die milde Abendluft lockte uns regelrecht zu einem Abendspaziergang.

 

28.7., Montag

Unseren freien Tag in Darwin ließen wir ruhig anlaufen. Bei Hitze hat man auch nicht allzu große Lust, Bäume auszureißen. Beim Besuch des Indo Pazifischen Marine Museums konnten wir Korallenriffe im Aquarium bestaunen, diesmal mit trockenen Füßen. In Ruhe betrachteten wir Fische, denen ein Taucher im Meer lieber aus dem Wege geht, oder besser schwimmt, wie zum Beispiel dem giftigen, gut getarnten Stonefish oder dem imposant aussehenden Lionfish mit messerscharfen Spitzen an den Flossen.

 

29.7., Dienstag

Die nächsten drei Tage gingen wir mit 16 Leuten auf Safari in den Kakadu NP. Vom Bus aus sahen wir einen Büffel am Straßenrand. Die Büffel sind in Australien eingeschleppte Tiere, die durch ihre harten Hufe große landschaftliche Schäden anrichten. Einen kurzen Halt machten wir am Visitor Center ‘Windows on the Wetlands‘. Von einem Aussichtsturm sah man weit in das flache Land mit seinen Restwasserlöchern. Im Winter in der Trockenzeit versammeln sich hier hunderte von Wasservögeln. Im Anaburro Billabong nahmen wir nachmittags ein Bad. Ein Billabong ist ein Wasserloch in einem ausgetrockneten Flußbett. Am Ufer wuchsen Seerosen, und in den Bäumen lärmten weiße Kakadus. Der Kakadu NP ist aber nicht nach diesem Vogel benannt, sondern erinnert an ‘Gagadju‘, eine der Sprachen der Aborigines-Stämme dieses Gebietes.

Am Nachmittag erlebten wir eine Bootsfahrt auf dem Mary River, die uns Einblick in die reiche Tierwelt gab. Am aufregendsten waren die vielen Krokodile, die bis zu 5 m großen auch für den Menschen gefährlichen Salzwasserkrokodile und die kleineren Frischwasserkrokodile. Wo man hinsah entdeckte man Wasservögel, z.B. Reiher, Darter, Heron, Seeadler, Whistling Kite, Gänse, Jaribostörche, Rainbowbeeeater. Interessantes erfuhren wir über die Lotuslilie, die als chinesische Medizin bei Schmerz und Fieber, als Aphrodisiatikum und als Wasserfilter Anwendung findet.

Monsunregenwälder stellen die charakteristische Vegetation des Kakadu-Nationalparks dar. Beim Wandern am Abend durch den sehr trockenen Wald lernten wir den Paperbarkbaum kennen, dessen Rinde vielschichtig wie ein Papierstapel erscheint. Hier kann sich die Feuchtigkeit speichern, so daß viele Insekten und sogar kleine Frösche die Trockenzeit überleben können. Im Sandboden entdeckten wir viele kleine Sandlöcher der Ameisenlöwen. Ließ man etwas Sand in den Trichter rieseln dauerte es nicht lange, bis der Ameisenlöwe ihn wieder nach oben schmiß.

Auf der Safari nächtigten wir auf Campingplätzen in 2-6 Mann-Zelten und bereiteten unser Essen dort zu. Abends saßen wir meist gemütlich am Lagerfeuer zusammen, aber nie zu lange, da früh schon gegen 4.30 Uhr, weit vor dem Sonnenaufgang, Weckzeit war. Jede Nacht faszinierte mich der einzigartige Sternenhimmel aufs Neue. So viele klare Sterne und die Milchstraße, deutlich bis zum Horizont erkennbar, sind zu Hause, durch das viele Streulicht nie zu sehen.

 

30.7., Mittwoch

Als wir noch vor Sonnenaufgang aufstanden, war im Monsunforest ein fürchterlicher Lärm, wahrscheinlich das Urwaldgeschrei von Fledermäusen. Am East Alligator River, dem Grenzfluß zwischen Kakadu-NP und dem Arnhelmland der Aborigines, trafen wir einen Fischer beim Baramundifang. Baramundi sind ca. 80 cm große Fische, die sehr schmackhaft sein sollen. (Das ist ein Gerücht! Uwe)

An den Ubirr-Felsen betrachteten wir später die bis zu 20000 Jahre alten Felsmalereien der Aborigines. Die Darstellungen erzählen Geschichten und zeigen Tiere, die zum Speiseplan gehörten. Interessant war die sogenannte X-Ray-Technik, bei der die Tiere mit inneren Organen dargestellt wurden. Eine Zeichnung zeigte einen Tasmanischen Tiger. Sie erzählt von Zeiten, als der Tasmanische Tiger auf dem Festland noch nicht ausgestorben war. Von hier hatten wir auch einen herrlichen Blick über die flood plaines.

In der Mittagshitze liefen wir eine kurze staubige Strecke zum traumhaft schönen Barramundi-Gorge. In einer tiefen Schlucht verbanden kleine Wasserfälle mehrere Wasserbecken in verschiedenen Höhen miteinander. Ich war unheimlich aufgeregt, als ich von einem ca. 4 m hohem Fels in ein solches Wasserloch springen sollte, so wie die anderen es schon mutig vorgemacht hatten. Aber es war gar nicht so schlimm. Ich hatte das Gefühl, sehr tief ins Wasser einzutauchen. Das Wasser hatte erstaunlicher weise eine angenehme Temperatur, obwohl es sich um fließendes Wasser handelte.

Den Sonnenuntergang erlebten wir vom Boot aus auf dem Jim Jim Creek. Pandanus-Palmen neigten ihre Palmenwedel über das Wasser. Sie heißen bei den Aborigines Jim Jim und gaben dem Fluß seinen Namen. Auch Eukalyptus und Melaleuka begrünten das Ufer. Uwe richtete seine Augen aber wahrscheinlich mehr auf die hübsche Steuerfrau. Am Abend saßen wir romantisch ums Lagerfeuer unter dem einzigartigen Sternenzelt.

 

31.7., Donnerstag

Das frühzeitige Aufstehen schon vor Sonnenaufgang machte uns schon fast nichts mehr aus - Gewöhnungseffekt. Heute wollten wir die Twin Falls aufsuchen. Mit einem Allrad angetriebenem Fahrzeug quälten wir uns durch tiefen Sand. Zwischendurch gab es einen Stop zwecks einer Morgengymnastik. Der kleine Bus schlingerte um die Kurven, einmal blieben wir stecken und alle mußten schieben. Dorthin führte auf den letzten Kilometern kein Weg. Wir mußten uns von nun an einige hundert Meter schwimmend fortbewegen. Zur Unterstützung bekamen wir kleine Surfbretter (baggy boards) und paddelten mit ihnen schildkrötenhaft durchs Wasser. Da es immer noch zeitiger vormittag war, kamen noch keine Sonnenstrahlen in die Schlucht. Nach einiger Zeit froren wir entsetzlich.

An den Jim Jim Falls fiel kein einziger Tropfen die steile Felswand herab. Wenn während der Regenzeit der Zugang überschwemmt ist, erreicht man diesen Ort nur per Hubschrauber.

Den vor Krokodilen warnenden Schildern schenkte ich nicht allzu viel Beachtung. Schließlich wurden viele Touristen hier entlang geschickt. Als ich einige Tage später das Foto von einem Krokodil, aufgenommen an den Twin Falls, sah, erschrak ich sehr. Wenn ich das vorher gewußt hätte, wäre ich wahrscheinlich nicht ins Wasser gegangen, auch wenn es sich um die angeblich ungefährlichen Süßwasserkrokodile handelte - die können ja viel erzählen.

 

Der Verlauf der Jahreszeiten ist hochdramatisch und extrem gegensätzlich. Die Aborigines unterscheiden sechs Jahreszeiten nach der Auswirkung des Wetters auf die Sammel- und Jagdmöglichkeiten:

Gunumeleng: Okt.-Dez.; Vormonsunzeit mit Gewittern, Schutzsuche in Höhlen

Gudjewg: Dez.-März; Starkregen, Überschwemmung, leichtes Fangen von in Bäume

geflüchteten Tieren, Einsammeln von Gänseeiern

Bangarreng: April; Nachlassen des Regens, Pflanzen tragen Früchte, Tiere haben Junge

Yegge: Mai-Juni; austrocknender Wind, Feuer regt zu neuem Wachstum an, Tiere schon

gebraten einzusammeln

Wurreng: Juni-August; Austrocknen von Wasserläufen und Überschwemmungsebenen,

Wasservögel versammeln sich zu Scharen an Restlöchern

Gurrung: August-Sept.; Trockenheit, Hitze, Gänse, Schlangen, Schildkröten

 

Termitenhügel verzieren überall die sonst eintönige Landschaft des Inneren Australiens. Auf dem Rückweg nach Darwin stoppten wir an einem besonders hohen Termitenhügel. Diese Bauwerke sind schon sehr imposant und stabil, wenn man die Größe der Termiten im Vergleich sieht.

 

01.08., Freitag

Heute begann die ca. 3600 km lange Durchquerung des australischen Kontinents. Quer durchs sogenannte Outback, das auch heute nur von einem verschwindend kleinem Teil der Bevölkerung bewohnt wird. Stundenlang ging die Fahrt auf gerader, wie mit einem Lineal durchs Land gezogener Straße über flaches trockenes Land. Der Blick aus dem Fenster bot meist das gleiche Bild: roter Sand, spärliche Vegetation, vor allem gelbliches Spinefexgras, blauer wolkenloser Himmel und dazwischen wie Sandburgen die zahlreichen Termitenhügel. So eintönig die Landschaft scheint, so faszinierend ist doch das Zusammenspiel der Farbtöne im ‘Roten Zentrum‘.

Unterwegs bestaunten wir 'Charlie', dem Wasserbüffel aus 'Crocodile Dundee'. Dieser Film wurde größtenteils im Kakadu NP gedreht. Hier konnte sich Uwe als Tierzüchter nicht zurückhalten und kletterte über den Zaun zu einer Fotosession mit dem Tierchen.

In Katherine liehen wir uns für einen nachmittag ein Kanu aus. Eine Seefahrt die ist lustig, eine Seefahrt die ist schön, naja. Um gut im Kanu voranzukommen, braucht man wohl zwei gutaufeinander abgestimmte Paddler. Es gestaltet sich etwas schwierig, wenn jeder seine eigene Meinung über die richtige Steuertechnik hat und vor allem nicht von seiner Meinung abzubringen ist. Ich hoffe, daß nicht alle Dinge im Leben so schwer unter einen Hut zu bringen sind wie kanufahren. Um den grandiosen Blick im zweiten Gorge zu genießen, reizte ich meine körperlichen Kräfte bis zur Erschöpfung aus. Unter größter Anstrengung trugen (!) wir das schwere Boot mit gekrümmtem und schmerzenden Rücken über Felsklippen. Nur so erreichte man den zweiten Gorge. Dort angekommen vergaß man fast, daß schon bald der selbe Rückweg angetreten werden mußte. Diesmal aber glücklicherweise mit der Strömung.

Der Kathrin River hat bis zu 100 m tiefe Schluchten in den weichen Kalkstein gegraben. Die Wasserpegel steigen in der Regenzeit 10 m an und der Fluß verwandelt sich in einen reißenden Strom. Das konnten wir uns nicht vorstellen, so im Boot vor sich hintreibend. Unterwegs hielten wir Ausschau nach den auf Schildern angekündigten Krokodilen, aber alle Sandbänke waren leer. Auf einem Stein beobachteten wir ganz nah einen kleinen Kormoran, der sich durch nahende Boote überhaupt nicht stören ließ.

 

02.08., Sonnabend

Im Pool der Mataranka Homestad mit einer Wassertemperatur von 34 °C nahmen wir ein wunderbares Morgenbad. Den idyllisch gelegenen Pool umrahmte dichte Vegetation. Im zweiten Weltkrieg war dieser Badeort nur den Offizieren vorbehalten. Eine heiße Quelle speist den Pool und sorgt für diese herrliche Oase in der trockenen Welt des Outback. Bei einem weiteren Stop auf dem Weg nach Süden fütterte unser Fahrer ein Krokodil mit einem Huhn.

Viele Kilometer, Stunde um Stunde, ging es dann immer tiefer ins Innere des Roten Kontinents. Kurz hielten wir an einem Schild zu einer unbefestigten Nebenstraße, daß die nächste Tankstelle nach 500 km ankündigte. Nachts erreichten wir dann die Devils Marbels. In der Mythologie der Aborigines, der Traumzeit, den dreamings, handelt es sich bei dieser Gesteinsformation um die Eier der Regenbogenschlange Kutja. Unter freiem Himmel schliefen wir am Lagerfeuer zünftig im Swag ein. Ein Swag ist ein Schlafsack aus Zeltplane mit innenliegender Matratze.

 

03.08., Sonntag

Sonnenaufgang - wir kletterten auf die riesigen Granitblöcke, die durch Verwitterung kugelartig abgeschliffen, aufeinandergetürmt oder in der Gegend verstreut sind. Nur die Sonne versteckte sich hinter den Wolken. Eine Entstehungstheorie geht davon aus, daß es sich um Vulkanisches Gestein handelt. Wenn Lava abkühlt, entsteht sehr festes Gestein, dort wo das Hitzezentrum war und die Abkühlung am langsamsten erfolgte. Diese härteren Gesteinsschichten halten der Erosion lange stand und sind für die Kugelform verantwortlich.

Auch heute fuhren wir wieder viele Stunden im Bus durch Wüstenlandschaft. Am Abend erreichten wir Alice Springs. Hier lebt ein größerer Prozentsatz an Aborigines. Viele Probleme gibt es mit den Aborigines, die ihre engen Bindungen an die alte Kultur verloren haben. Alkoholismus und folgender Persönlichkeitsverfall drängen sie an den Rand der Gesellschaft.

 

04.08., Montag

Frühzeitig erreichten wir eine Kamelfarm und ich holte meinen ersten Kamelritt nach, den ich in Ägypten versäumte. Es war sehr lustig. Kamele wirken majestätisch mit ihrem hoch erhobenen Kopf, aber gleichzeitig auch sehr komisch. Ich war von dem weichen schaukelnden Gang auf den großen breiten Entenfüßen begeistert. In der Morgenkälte froren wir, aber nachmittags wurde es wieder sehr heiß. Bei einem weiteren Stop zeigten uns Aborigines einige ihrer Waffen und Geräte. Speer und Boomerang konnten wir auch ausprobieren. Danach fuhren wir zum Watarrka NP. Wir wanderten drei Stunden entlang des Kings Canyon. Mit bis zu 270 m emporsteigenden Sandsteinwänden ist es die größte Schlucht des Red Centre. Manchmal wirkten die Wände wie mit einem Messer glatt abgeschnitten. An anderen Stellen zeigte sich eindrucksvoll die Schichtung des Materials. An der Oberfläche formte die Verwitterung eine Vielzahl von abgerundeten Kuppeln. In einer Schlucht lag ein Wasserloch, um das sich ein grüner Gürtel bilden konnte. Dieser Abschnitt mit seinem eigenen feuchten Klima hat deshalb den Namen Garten Eden erhalten.

 

05.08., Dienstag

Am Fuße des Ayers Rock informierten wir uns im Aboriginal Culture Centre über die mythischen Geschichten, die sich um diesen Berg ranken. Wenn man inmitten der Ebene diese eindrucksvolle Felsformation erblickt kann man die magische Faszination spüren, die von diesem Wunder der Natur ausgeht. Der Glaube der Aborigines besagt, daß die Regenbogenschlange Kutja im Inneren des Berges wohnt. Beim Besuch des Aborigines Cultural Center begann eine gezielte Beeinflussung mit der versucht wurde, Touristen von der Besteigung des Felsens abzubringen. Auch unser Guide beteiligte sich daran. Da aber viele Traveller vor allem deshalb herkommen und ihr Geld hier lassen, wird es als eine sehr unfaire und unangenehme Aktion empfunden.

Zwischen den vielen Kuppeln der Olgas wanderten wir durchs 'Valley of the Wind'. Ein berechtigter Name. Es war ein heißer Nachmittag, aber durchs Tal pfiff die Luft wie durch einen Windkanal. Bei den Aborigines heißen die Kuppeln der Olgas Katja Tjuta, was 'viele Köpfe' bedeutet. Die Olgas bestehen aus dem gleichen Material wie der Ayers Rock und gehören zu einer großen Felsformation. Es handelt sich um Kieselsandstein der an den Olgas horizontal geschichtet, am Ayers Rock aber vertikal liegt durch Erdverschiebungen und Faltungen. Natürlich stand Sonnenuntergang und -aufgang am Ayers Rock auf dem Programm. Die tief stehende Sonne erzeugt ein wechselndes Farbspiel am Felsen, das wir vom Zeltplatz aus beobachteten.

 

06.08., Mittwoch

Ich weiß nicht, wie der Regen in die Wüste gekommen war. Nachts wurden wir im Swag durch die Tropfen geweckt, die auf unsere Köpfe vielen. Leider fiel damit nicht nur das Farbenspiel am Felsen zum Sonnenaufgang, sondern auch unsere Ayers Rock-Besteigung ins 'Wasser'. Der Aufstieg ist bei feuchtem glatten Felsen zu gefährlich. So umrundeten wir den 9 km im Umfang messenden Felsblock. Erstaunlicherweise wirkt der von weitem einheitlich scheinende Berg bei der base-tour zerklüftet und am Fuße teilweise stark erodiert. Man ahnte nicht, wie weit man schon um den Berg gelaufen war. In kleinen Höhlungen sind regelrechte Bienenwabenmuster durch Erosion entstanden. Die Eisenoxidschicht gibt dem Berg die rote Farbe. Die Aborigines bezeichnen ihn als Uluru, 'schattiger Platz'.

Zurück in Alice Springs kosteten wir beim Abschiedsessen Känguruh-, Buffalo- und Kamelfleisch. Ich empfand es weder als besonders wohlschmeckend noch als widerwärtig.

 

07.08., Donnerstag

Bis zur Abfahrt unseres Übernachtbusses von Alice Springs nach Adelaide am Nachmittag erkundeten wir den Desert Park am Fuße der Mac Donell Ranges. Hier waren die verschiedenen Wüstenzonen nachgestaltet (Desert River, Sand Desert, Woodland) und entsprechende Flora angepflanzt. In den großen Vogelkäfigen sahen wir auch den Red Tailed Black Kakadu wieder, den wir unterwegs in Schwärmen fliegen sahen. Besonders interessant war das Nocturnal House. Im Dämmerlicht huschten die vielen lustigen großäugigen Nachttiere vorbei, die man sonst nie zu Gesicht bekommt. Wir sahen auch den Thorny Dragon und Echidnas. Nur das Common Brushtailed Possum sahen wir später noch einmal auf einem Campingplatz. Es war sehr neugierig und kaum scheu. Es ist größer als eine Katze und ein ausgezeichneter Kletterer. Beim Klettern benutzt es unterstützend den kräftigen Schwanz.

 

08.08., Freitag

In Adelaide stärkten wir uns in China-Town in einer der vielen Imbißstuben, nachdem wir die verbleibenden Tage verplant und gebucht hatten. Danach schlenderten wir durch die Rundle Mall, der bekannten Einkaufsstraße, vorbei an Arkaden aus der Kolonialzeit. Schon am Abend flüchteten wir aus der Großstadt und fuhren nach Kangoroo Island. In dem Backpacker in Penneshaw, in dem wir übernachteten, froren wir oft. Es war ja in der Mitte des Winters. Nur sehr selten sind hier die Räume beheizbar. So mußten wir uns beim Tischtennisspiel erwärmen.

 

09.08., Sonnabend

Wir genossen ein gemütliches Frühstück in der wärmenden Vormittagssonne. Es war wirklich etwas besonderes in unserem Urlaub, daß wir heute lange ausgeschlafen hatten. Ein bärtiger Rübezahltyp mit seinem alten klapprigen Bus zeigte uns die Attraktionen der Südküste. An der Seal Bay konnten wir mitten durch eine Seelöwenkolonie spazieren. Die Seelöwen erholen sich am Strand nachdem sie drei Tage im Meer auf Nahrungssuche waren. Die Jungen gebären sie nach einer 18 monatigen Tragezeit. Eines der kleinen Seelöwenjungen rutschte scheinbar etwas orientierungslos mit Sand beklebt über den Sand. Es suchte Anschluß an am Strand lümmelnde Grüppchen , wurde aber verjagt. Neugierig beschnüffelte es unsere Schuhe, von Scheu keine Spur. Das wäre ein niedliches Knuddeltier. Ein weiterer Halt war an der ‘Little Sahara‘, einer großen Sanddüne inmitten von Buschland. Hier überrascht uns ein kräftiger Regenschauer und bevor wir den Bus erreichten waren wir durchnäßt.

Bei unserem nächsten Halt erblickten wir hoch oben in den Eukalyptusbäumen einer Allee die hübschen Koalas, die Vorbilder des Teddybären. Sie schliefen fest und rührten sich nicht. Koalas bewegen sich nur extrem langsam, um Energie zu sparen. Außerdem sind sie nachtaktiv, was bei Koalas so aktiv heißt. Sie gehören zur Gruppe der Beuteltiere, tragen ihren Beutel aber auf dem Rücken. Das Lunch ließen wir uns im Flinders Chase NP schmecken. Auch hier lebten Koalas, Känguruhs und eine große Zahl einer bestimmten Gänseart (Barron Geese), die von einer anderen Insel stammt. Sie sind vom Aussterben bedroht und wurden auf Kangoroo Island angesiedelt, da sie hier keine Feinde haben.

Danach suchten wir den bemerkenswerten 'Remarkable Rock' auf. Dieser bizarr geformte Granitfels liegt auf einer Platform an der Steilküste, als ob er bei der Erschaffung der Welt übrigblieb und irgendwo abgestellt wurde. Es ist kaum vorstellbar wie Wasser, Eis und Wind dieses Gebilde mit unzähligen Zapfen, Höhlungen und Löchern entstehen ließen.

Auch das nächste Naturwunder, der Admirals Arch, beeindruckte uns sehr. Die Reste einer Tropfsteinhöhle stehen als Bogen mitten im Meer und sind der Brandung ausgesetzt. Am Fuße dieser Steilküste leben Seehunde (New Zealand Fur Seals), im Äußeren sind sie den Seelöwen sehr ähnlich. Beim Beobachten dieser Tiere gab es eine zweite kalte Dusche. Bei der Rückfahrt nach Penneshaw gab der alte Bus seinen Geist auf. Leider klappte die Organisation eines Ersatzbusses erst zwei Stunden später. Es war schon sehr kalt. Zwischendurch erwärmten wir uns verzweifelt durch Dauerlauf oder Gymnastik.

 

10.08., Sonntag

An einem herrlichen Sandstrand am blauen Meer mit seinen hohen schaumtragenden Wellen stand ein interessanter Felsen mit schwammiger Struktur. Wie eine zu Sandstein erstarrte Tröpfelburg. Wir besuchten auch eine Honigfarm. Dort kosteten wir leckeres Honigeis. In einer Eukalyptusöl-Destillerie (Destillerie hat hier nichts mit Alkohol zu tun) wurde nach traditioneller Art das Öl gewonnen. Dazu wurde unter einem großen Kessel mit Eukalyptusblättern ein Holzfeuer gelegt. Der Wasserdampf trägt das Öl durch ein Rohrsystem, welches durch ein Wasserbecken führt. Hier kommt es zur Abkühlung. Am Ende trennen sich im Auffangbehälter Öl und Wasser auf.

Auf einer anderen Farm habe ich das erste Mal beim Schafscheren zugesehen. Es ist eine harte Arbeit, bei der die Scherer den ganzen Tag eine gebückte Haltung haben. Auch eine Vorführung mit Border Collies, die die Schafe zusammentrieben, gab es zu sehen. An einem weiteren Ort war es ein lustiges Schauspiel, als die Pelikane aus dem Meer zur täglichen Fütterung kamen. Pelikane sehen mit ihrer Punkerfrisur und dem überdimensionalen Schnabel sehr lustig aus. Im Meer sahen wir zweimal einen Delphin kurz auftauchen.

Wie am vorhergehenden Abend gingen wir auch heute nach dem Dunkelwerden an die Steilküste direkt vorm Hostel. Dort befand sich die Pinguinkolonie der Fairy Pinguine oder Little Pinguins. An der Südküste Australiens brütet die kleinste Pinguinart zweimal im Jahr. Sie haben meist zwei Junge, die nach acht Wochen ihr Flaumkleid verloren haben und selbständig werden müssen. Tagsüber sind alle ausgewachsenen Pinguine in Meer, während die kleinen Pinguine versteckt in kleinen Unterschlüpfen auf die Nahrung der Eltern warten. Sie geben knurrende Geräusche von sich, wenn man an einem solchen Gebüsch vorbeigeht. Jede Nacht müssen die Pinguine den gleichen Weg zu ihrem Nest zurücklegen. Sogar in den Hecken einiger Häuser in Penneshaw nisten Pinguine. Pinguine und Eisbären begegnen sich niemals, da Pinguine auf der südlichen und Eisbären auf der nördlichen Halbkugel leben. Außer dem Emperor-Pinguin, dem größten aller Pinguine, leben und nisten alle Pinguine auf dem Festland und nicht auf dem Eis. Meistens stellt man sich Pinguine ja im Schnee vor. Hier liegt nicht einmal im Winter Schnee.

 

11.08., Montag

Die ganze Nacht bis in den Morgen regnete es in Strömen. Aber mutig in Regenkleidung verhüllt zogen wir trotzdem zu einer kleinen Wanderung los. Es dauerte nicht lange und wir wurden mit Sonnenschein belohnt. Wir wanderten am Strand entlang und stiegen dann die Steilküste hinauf bis wir eine hügelige Gegend erreichten. Gebückt unter niedrigen Bäumen und Sträuchern kletterten wir einen bewaldeten Berg hinauf ins Reich der Wallabies. Es dauerte auch nicht lange und wir erblickten die ersten dieser kleinen Känguruhs davonhoppeln. Sie waren immer auf einen gewissen Abstand bedacht, aber nie in Panik fliehend. Mit ihrem halb aufrechten Gang erinnerten sie mich an kleine Waldmännlein.

Auf dem Rückweg hätte ich einen großen Goanna, der sich in der Sonne aalte, fast übersehen. Es ist schon erstaunlich, wie groß Eidechsen werden können. Ein Australier erzählte, daß erschreckte Goannas an einem Mensch hochklettern können im Glauben auf einen Baum zu flüchten. Dies wäre aber wegen der scharfen Krallen sehr unangenehm.

Abends überquerten wir bei ruhiger See mit der Fähre die Meerenge und kehrten nach Adelaide zurück. Ich war wirklich froh. Einen Tag früher war Sturm und die Fähre wäre wohl wie eine Nußschale hin- und hergeschaukelt worden.

 

12.08., Dienstag

Nun begaben wir uns auf den letzten Streckenabschnitt von auch fast 2000 km, Adelaide-Melbourne-Sydney. So brachte uns der erste Tag mit dem Oz-Experience-Bus auch mehrere Stunden Fahrt, jedoch die Landschaft war völlig anders als im Landesinneren. Unterwegs besuchten wir eine große Tropfsteinhöhle, die Victoria Fossil Cave. Sie war nicht die einzigste, es existierten in diesem Gebiet mehrere Höhlen. Das Besondere dieser Höhle war ihr Reichtum an Fossilien und an Knochen von Tieren, die vor Jahrtausenden durch ein Loch in die Höhle fielen. So fanden Archäologen Knochen von sehr großen heute ausgestorbenen Beuteltieren sowie die Überreste einer Riesenschlange, die der Anakonda des südamerikanischen Kontinents ähnelt. Die Kontinente Südamerika, Australien und Antarktis hingen einst als Gondwanaland zusammen, bedeckt von Regenwald.

 

13.08., Mittwoch

Einige aus unserer Gruppe versuchten sich am Klettern und Abseilen. Wir wanderten auf kleinen Pfaden zwei Stunden auf den Mt. Arapiles und beobachteten unterwegs große Känguruhs und einen Kokaberra. Am Abend erreichten wir den Grampions NP, der denen Namen von einem Schotten erhielt, der an die Grampions seiner Heimat erinnert wurde.

 

14.08., Donnerstag

Heute war Great-Ocean-Road-Tag. In Warranambool konnten wir vom Ufer aus mehrere Wale sehen. Man sah immer erst die Fontäne und kurz darauf die Rückenflosse auftauchen. Es ist eine wunderbare Küste. Gewaltige Wellen zerschlagen sich mit tosendem Lärm an der zerklüfteten Steilküste. Man spürt die Kraft des Wassers, das stetig dem Land Teile entreißt. Die übrig gebliebenen bizarren Felsformationen erhielten bildhafte Namen: London Bridge, The Arch, The Twelve Apostels. Von dem Doppelbogen London Bridge brach 1992 die Verbindung zum Festland durch. Zwei Leute, die sich auf den Kreidefelsen befanden, mußten mit dem Helikopter gerettet werden. Die Twelve Apostels strahlten in der Abendsonne in wunderschönen Farben. Sie hießen früher Sau und Ferkel. Vielleicht wurde die Bezeichnung aus touristischen Zwecken geändert. Das Tosen der Brandung an der zerklüfteten Steilküste hätte man stundenlang beobachten können. Man ahnt wie unbezwingbar Naturgewalten sein können.

 

15.08., Freitag

Wir fuhren eine kurvenreiche Strecke entlang der Steilküste. Bei einem letzten Abschiedsblick auf die Küste sahen wir Wellensurfer, die mit ihren Bretter versuchten immer oben auf der Welle entlang zu fahren. Dann ging es direkt nach Melbourne, wo wir erschöpft durch die Stadt schlenderten. Am Abend ging unser Nachtbus nach Sydney.

 

16.08., Sonnabend

Nur ein paar Stunden in Sydney waren noch übrig. Bei freundlichem Wetter genossen wir die Ruhe am Morgen. Wir spazierten zum Abschied im Park am berühmten Opernhaus vor der Harbour Bridge. Dann ging es zum Flughafen auf eine weite Heimreise.