CHINA 1999

Datum

Ort

 

 

11/22

Xian, Terracotta Armee

23

Flug Xian Peking

24

Verbotene Stadt

25

Große Mauer

26

Tian’anmen Platz, Mao-Mausoleum, Seidenmarkt

27

Tiantan-Park

28

Lama-Tempel

29

Abflug Ingrid, Seidenmarkt

30

Universität Peking

12/01

Peking => Tai’an

02

Taishan, Tai’an => Qufu

03

Konfuzius-Tempel, Qufu => Tai’an => Tunxi

04

Huangshan

05

Huangshan

06

Yingtan => Guilin

07

Yangshuo

08

Yangshuo

09

Yangshuo => Guilin => Kunming

10

Dali => Lijiang

11

Lijiang

12

Lijiang

13

Lijiang => Jinjiang => Chengdu

14

Panda Breeding Center, Chengdu => Chongqing

15

Chongqing => Wanxian (Schiff)

16

Three Gorges (Schiff)

17

Yichang => Wuhan => Guangzhou

18

Guangzhou => Macau

19

Macau

20

Macau => Hongkong

21

Hongkong, Tempel

22

Hongkong, Victoria Peak, Zoo, Rolltreppe

23

Hongkong, Lantau Island

24

Zürich => Leipzig (Flug) => Cunersdorf

 

22.11., Mo.

Kurz nach 7 Uhr wurden wir vom Hotel abgeholt und zum Treffpunkt für die Bustour gefahren. Wir wahren die einzigen Nichtchinesen. Nach kurzer Zeit stoppten wir in einer Nebenstraße fürs Frühstück. Wir kamen dabei mit zwei älteren taiwanesischen Ehepaaren ins Gespräch, da sie englisch sprachen und uns zum Essen einluden. Sie wußten ja, was das ist und mußten sich auch nicht bescheißen lassen. Wir aßen Suppe und fleischgefüllte Teigtaschen.

Unser erstes Museum beschäftigte sich mit dem Bürgerkrieg und damit welch böser Mensch Chiang Kaishek von den Kuomintang doch war und wie heldenhaft sich Mao Zedong und vor allem Zhou Enlai verhalten hatten. Diese Szenen waren in Wachsfiguren dargestellt und die politisch korrekte und kalte Führerin erklärte alles, mit chinesisch. Im nächsten Museum ging es um die Geschichte der Ausgrabungen in dieser Gegend seit 1974. An einer anderen Stelle gingen wir in ein riesiges Modell des Mausoleums des ersten Kaisers Qin Shiuang, ausgestaltet mit Palästen, Landschaften, kostümierten Figuren, reichen Grabbeigaben, schillernden Quecksilberbächen und einem Sternenzelt. Danach fuhren wir zum Original. Dabei kletterten wir aber nur auf den großen Erdhügel. Man hat das Grab noch nicht geöffnet, da man heute noch keine ausreichende Voraussetzungen hat, mit dem Quecksilber umzugehen.

Der nächste und wichtigste Stop war die Terrakotta - Armee. Als wir auf dem Gelände ankamen war erst einmal Mittagszeit. Wir aßen wieder mit den Taiwanesen zusammen, so daß die Bestellung problemlos verlief. Es wurde alles auf den Drehtisch in die Mitte gestellt und dann ging es los.

Diese erst ab 1976 ausgegrabenen etwa 6000 lebensgroßen Terrakotta - Figuren sind beeindruckend. Vor allem in der größten der drei Hallen stehen die Krieger in Schlachtformation, dazu viele Pferde. Kein Krieger gleicht dem anderen. Nur ein Fünftel der Krieger ist bisher ausgegraben. Nicht alle sind aber noch in gutem Zustand. 2000 Jahre und ein Brand hinterließen Spuren. Man hätte sie ewig beobachten können. Um es wirklich nahe zu sehen braucht man aber ein Fernglas. Es wird auch genau aufgepaßt, daß nicht fotografiert wird. In einer anderen Halle werden bronzene Pferde und Streitwagen ausgestellt.

Auf dem Rückweg hielten wir noch an bis zu 42 Grad heißen Quellen. Während der Tang-Dynastie (7.-9. Jh.) wurde dieser barockähnliche Park mit Tempeln für den König und seine Konkubinen errichtet. Wie schon die ganze Zeit war es auch hier sehr neblig.

 

23.11., Di.

Nach einem späten Frühstück liefen wir zum Flughafenbus in der Vorstadt. Nach dem Bezahlen der Flughafensteuer (Y50) flogen wir im Nebel ab und kamen nach knapp zwei Stunden im noch dichteren Nebel in Peking an. Die Sichtweite dürfte nicht über 100 m betragen haben, so daß man die Landebahn erst kurz vor dem Aufsetzen sah. Wir tauschten DM300 und fuhren mit einem Bus ins Zentrum (Y16). Am letzten Stop belagerten uns gleich kommissionsgeile Taxifahrer und wollten uns beschwatzen mit ‚tollen‘ Preisen. LP sei Dank wußten wir, wo wir waren und kannten Taxipreise und auch billigere Hotels. Da uns keiner für den ortsüblichen Preis fahren wollte liefen wir ein paar Meter und nahmen ein Taxi, daß uns zum mitten im Zentrum gelegenen Feng-Yuan-Hotel brachte. Dort konnten wir den Preis fürs Doppelzimmer mit Frühstück auf Y150 herunterhandeln. Für diese Lage ein Traumpreis. Im Bad funktionierte die Heizung nicht, aber was solls. Zum Tagesabschluß gab es noch Fertigsuppen mit Jasmintee und wir schauten chinesisches Fernsehen (Nachrichten, Sport, historische Filme mit Kampfeinlagen).

 

24.11., Mi.

Nach dem Frühstück mit geschmackloser Suppe, Klößchen und merkwürdig scharfem Gemüse liefen wir die etwa 500 m zur verbotenen Stadt. Verboten, weil es zu Kaisers Zeiten für ungeladene Gäste nicht gestattet war, den Palastbereich zu betreten. Sie hätten es mit dem Leben bezahlt. Das ist heutzutage wesentlich ungefährlicher, man bezahlt ‚nur‘ Y50 als Eintritt und Y30 für einen Walkman als Führer. Wir starteten am Südtor und durchquerten die gepflasterten Höfe und nacheinander aufgereihten Tempel. Es war schon imposant. Aber noch mehr beeindruckte uns der eiskalte Wind.

Über den großen Vorplatz (hier übten Soldaten gerade das Exerzieren) gingen wir zum Tian'anmen Gate. Auf der Südseite hing ein riesiges Mao-Bild. Von hier rief der große Führer 1949 die Volksrepublik aus. Der riesige Tian'anmen Platz war mäßig bevölkert. Das Wetter lud dazu auch nicht ein. Einige führten ihre Drachensteigkünste vor. Es war beeindruckend, wie sie es verstanden, ihre Drachen zu steuern. Das Mao-Mausoleum war bereits geschlossen. So gingen wir zurück zum Hotel. Dort aßen wir im Restaurant. Beeindruckend war die Kanne zum Tee nachschenken mit einem 90 cm langem Rohr. Wenn der Kellner kunstvoll durch das überdimensionale Schnäuzchen geübt heißes Wasser nachgoß und dabei tatsächlich die kleine Tasse traf, versuchte man trotzdem reflexartig aus der Schußlinie zu gehen. Im Zimmer schrieben wir dann den Rest unserer Postkarten.

 

25.11., Do.

Am Morgen war eine dünne Schneeschicht auf den Autos. Vom Qianmen-Platz nahmen wir einen chinesischen Tourbus (Y36) in Richtung Norden zur Großen Mauer. Eigentlich suchten wir nach einem billigeren Bus Nr. 1, aber der stand wohl nur noch im Reiseführer. Zuerst war die Landschaft flach, doch plötzlich tauchte das Gebirge auf. Wir hielten an einem Paß für eine Stunde und liefen auf der dortigen Mauer entlang. Sie ist schon beeindruckend, aber das was sie so besonders macht ist ihre riesige Länge. Und die kann man ja schlecht sehen. Da wir pünktlich wieder am Bus waren, hatten wir das Pech, noch eine halbe Stunde warten zu müssen, bevor die letzten angekommen waren. Da keiner englisch konnte, hatte man uns die Zeit auf einen Zettel geschrieben.

Die nächste Station war Badaling, einem der bekanntesten Mauerabschnitte. Hier gab es erst Mittagessen in einem Fast Food, bevor wir den letzten Kilometer hinauf zur Mauer liefen. Hier entschieden wir uns in die westliche Richtung zu laufen, da fast alle nach Osten liefen. So waren wir schon bald allein, abgesehen von wenigen Andenkenverkäufern, die auch hier, eingehüllt in Armeemäntel, auf Touristen warteten. Der weg auf der Mauer war teils sehr steil, so daß man fast auf allen Vieren gehen mußte. Leider war es sehr kalt und windig.

Da wir an der ersten Station eine halbe Stunde warten mußten kamen wir zehn Minuten später auf dem Parkplatz an. Der Bus war weg, auch nach langem Suchen. Nach einer Weile fanden wir auf einem anderen Parkplatz eine deutsche Reisegruppe und der deutsche Reiseleiter hatte nichts dagegen uns mit zurück nach Peking zu nehmen. Auch der chinesische stimmte lächelnd zu, aber als wir schon im schön beheizten Reisebus saßen komplimentierte er uns dann doch hinaus und steckte uns in einen arschkalten Linienbus. Zurück nach Peking kostete es zwar nur Y5, aber wir saßen über eine Stunde wie in einem zugigen Kühlschrank und stiegen dann mit steifen Gelenken aus.

Von der Endhaltestelle dieser Linie nahmen wir dann ein Taxi in einem Hotel, wo eine Aufführung der Pekingoper stattfinden sollte. Dort gab es aber an diesem Abend nur 'normale' Oper, aber man sagte uns in welchem Hotel wir eine Pekingoper sehen könnten. Wir nahmen wieder ein Taxi und der Fahrer fuhr einen Umweg, so daß es eine kräftige Verstimmung gab. Im Hotel war es wenigstens kein Problem, Eintrittskarten zu vernünftigen Preisen (Y40) zu kaufen. Da wir noch etwas Zeit hatten und das Hotelrestaurant nicht sehr billig aussah (sie hatten sogar eine Pianistin), kauften wir uns an Straßenständen etwas zu essen.

Die Oper bestand aus mehreren Geschichten die mit schrillem Gesang, bunten Masken und Kostümen, reichlich Schminke, Tanz- und Akrobatikeinlagen dargestellt wurden. Nach der 90-minütigen Vorstellung liefen wir über Dazhalan und den Tian'anmen zurück zum Hotel.

 

26.11., Fr.

Am Morgen versuchte ich Ning Yang, einen Bekannten an der Uni, anzurufen. Das klappte aber nicht und wir gingen zum Mao-Mausoleum. Da man keine Taschen mitnehmen durfte und die Abgabestelle nicht gleich zu finden war, wartete ich am Eingang mit den Sachen und Ingrid ging zuerst. Die Schlange war zwar lang, aber es ging schnell vorwärts. Ingrid kam auch bald zurück vom Ausgang am anderen Ende und ich stellte mich an. Da es so schnell vorwärtsging war ich auch bald in der Vorhalle und hier wurde auch darauf geachtet von Uniformierten, daß keiner stehenblieb, wie auch in der Aufbahrungshalle. Keiner hatte also viel Zeit auf diesen kleinen wachsfigurenhaften Körper zu schauen, an den man in mehreren Metern Abstand vorüberging. Am Ausgang traf ich Ingrid, die sich wirklich beeilte nicht später zu sein, da sie ja außen herum laufen mußte.

Wir liefen dann die Jiangumennei Daje entlang, einer breiten Straße, an der gigantische Hotels und Bürohochhäuser entstehen. Man könnte hier genausogut in einer westlichen Metropole sein. Es gibt vielleicht auch mehr McDonalds in Pekings Zentrum als rote Fahnen. M steht wahrscheinlich für Make Money, der neuen Philosophie. Im Business Center eines Hotels schrieb ich eine Email und sendete ein Fax an Ning Yang mit der Telefonnummer meines Hotels.

Nach einer Weile erreichten wir den silk market, den Seidenmarkt. Er ist unter Touristen bekannt dafür, daß man hier billige Bekleidung kaufen kann. Fast jeder Tourist landet früher oder später an diesem Ort. Wir liefen durch die engen bevölkerten Gassen und schauten uns um. Dann liefen wir ins Hotel zurück. Im Restaurant genehmigten wir uns ein ausführliches Mahl. Das gebratene Huhn wurde uns erst im Ganzen gezeigt bevor es zerlegt wurde. Der Teller war garniert mit einem aus Rettich geschnitzten Hirsch. Die Köche scheinen viel Zeit zu haben.

Zum Abschluß des Tages schauten wir noch etwas Fernsehen. Der Wetterbericht sprach von -5 bis -7 Grad über Nacht. Naja, unsere undichten Fenster hatten wir ja schon mit Decken zugehängt.

 

27.11., Sa.

Nach dem Frühstück suchten wir den Abfahrtsplatz für den Flughafenbus für den nächsten Morgen. Danach gingen wir zum Jingshan Park. Er hat einem aufgeschütteten Hügel, der aus dem Aushub der Wassergräben nördlich der verbotenen Stadt entstand. Von hier hatte man einen wunderbaren Blick auf die Dächer der verbotenen Stadt. Interessant waren auch die herum schwirrenden Vögel mit langen blauen Schwänzen. Dann ging es mit dem Taxi zum Tiantan Park. Hier besuchten wir einen mehretagigen Tempel mit Echoeffekten, einen Rundaltar an dem der Himmelssohn für eine gute Ernte opferte und schöne Pavillons mit Laubengängen. Der Park sah durch die vielen symmetrisch gepflanzten Kiefern und Lebensbäume teilweise eher aus wie ein Forst. Da es aber kalt und sehr windig war hielten wir es hier nicht sehr lange aus und wir fuhren mit dem Taxi weiter zum Seidenmarkt. Wir kauften uns Handschuhe und einige andere Dinge. Auf dem Rückweg zum Hotel stoppten wir bei McDonalds, da wir einfach Hunger hatten und nicht lange suchen wollten. Mit Y16 für eine Mahlzeit ist man auch ganz gut bedient. Nach einem Zwischenstopp im Hotel liefen wir zu einer Artistikshow. Über den hohen Eintrittspreis von Y120 waren wir nicht erfreut, aber die billigen Plätze waren schon ausverkauft. In der Vorhalle waren viele Verkaufsstände mit reichlich sinnlosen Souvenirs aufgebaut. Der Saal war voll und die mit vielen Bussen angereisten meist jugendlichen Besucher fotografierten sich sehr gern gegenseitig, möglichst die Finger zum V geformt. Die Vorstellung begann und während der ersten Tricks ging ein begeistertes Raunen durch die Menge. Das war beeindruckend. Es wurden die typisch chinesischen artistischen Nummern gezeigt, vom Selbstverknoten eines Mädchens, Jonglieren mit allem möglichen Dingen, Tellerdrehen, Rote-Fahne-Schwenken bis hin zu vielen Leuten auf einem Fahrrad.

 

28.11., So.

Nach dem Frühstück versuchte ich Ning Yang zu erreichen, einem Professor für Tierzucht an der Pekinger Uni. Es war wieder alles andere als einfach, kaum einer war in englisch kommunikationsfähig. Glücklicherweise hatte er aber eines der Faxe vom Vortag erhalten und rief selbst an und es war kein Problem, die Absprachen für den nächsten Tag zu treffen.

Danach liefen wir zum Lama-Tempel. Er ist ein schöner farbenprächtiger Tempel mit Gärten, Freskos und Holzarbeiten. Die kleine Anzahl an Mönchen stammt aus der inneren Mongolei. Als bekanntester tibetanischer (also buddhistischer) Tempel außerhalb Tibets ist er auch ein Prestigeobjekt, bei den die Regierung zeigen kann, wie freizügig sie ist. Es ist einer der wenigen Plätze in ‚mainland China‘, wo aktive Religionsausübung zu sehen ist. Es wird gebetet, und es werden reichlich Weihrauchstäbchen verbrannt. Die Mönche scheinen aber trotzdem mehr eine Art Museumswärter zu sein. Es ist schon ungewöhnlich, daß so ein Tempel die Kulturrevolution unbeschadet überstanden hat. Vielleicht hilft er auch in der verwundenen Argumentation Pekings, daß Tibet ein rechtmäßiger Teil des Mutterlandes ist. Ansonsten sieht Die Partei Religion ja eher als spirituelle Verschmutzung.

Jedenfalls gefiel uns der Tempel besser als die verbotene Stadt. Der Aufbau der Gebäude ist zwar ähnlich, aber hier gibt es mehr grün und es ist nicht so überlaufen. Die gemütlichen vom Weihrauchqualm erfüllten Innenhöfe sind einfach angenehmer. In einem Tempel sahen wir einen herzlich lachenden Buddha mit Kugelbauch, in einem anderen einen riesigen stehenden Buddha. Einige Ausstellungsräume stellten die Geschichte des Klosters, die als ein Palast im 18. Jh. begann, dar.

Zum Tempel waren wir in etwa einer Stunde gelaufen. Auf dem Rückweg wollten wir mit einem Taxi Zeit sparen. Durch einige Staus benötigten wir aber wiederum so lang, über Y20 umsonst ausgegeben. Im Hotel zurück war es dann nach einem Nachmittagsschläfchen Zeit, die Sachen zu sortieren und Taschen zu packen.

 

29.11., Mo.

Nach dem letzten gemeinsamen Frühstück dieser Reise gingen wir die zehn Minuten zur Haltestelle des Flughafenbusses. Der fuhr aller halben Stunden und eine Stunde später waren wir auf dem Flughafen. Nach dem bezahlen der Flughafensteuer von Y90 konnte Ingrid dann ihr Gepäck einchecken. Es war aber ungewöhnlich, daß die Quittung dafür schon beim Einchecken entwertet wurde (ich konnte also nicht durch – ziemlich sinnlos, daß die Quittung (konnte jeder kaufen), nicht aber das Ticket kontrolliert wurde), was durch Kommunikationsprobleme mit dem Posten für einige Verwirrung sorgte. Ingrid wollte ja vom einchecken nicht direkt zum Gate gehen, sondern wir wollten noch etwas zusammen sitzen. Das konnten wir zwar dann auch, aber der Sinn dieser Maßnahme blieb uns etwas unklar.

Als wir in einer Cafeteria die Preisliste sahen nahmen wir von unserem Vorhaben Abstand einen Cappucino zu trinken. Wir erinnerten uns gern an die wunderbaren Abschieds-Cappucinos im Flughafen von Sydney. Saft (Y15) und eine kleine Dose Bier (Y10) waren schon teuer genug. Diese genossen wir ganz gemütlich, bis Ingrid zum Gate mußte.

Ich fuhr dann zurück in die Stadt. Zuerst kaufte ich mir auf dem Seidenmarkt zwei schwarze Hosen zu je Y85 und einen mittelgroßen Rucksack (Y40), um halbwegs mit ordentlichen Sachen am nächsten Morgen an der Uni zu erscheinen. Danach checkte ich in der vietnamesischen Botschaft die Visabedingungen, da ich eventuell noch 4 Tage ‚übrig‘ hatte. Nachdem ich aber hörte, daß es mich Y470 kosten würde und 7 Tage Bearbeitungszeit (schnelle Ausstellung mit Aufpreis in 5 Arbeitstagen) – da hatte es sich von selbst erledigt.

Danach suchte ich das Büro von SwissAir. Zum Glück bekam ich von einer chinesischen Reiseführerin, die ich in der vietnamesischen Botschaft getroffen hatte, eine genaue Ortsbeschreibung. Ich hätte den Scitech Tower ganz woanders gesucht. Hier hatte ich meinen Rückflug von Hongkong abzuklären, da mein Ticket falsch ausgestellt war. Vor dem Abflug war das aber nicht mehr zu korrigieren gewesen. Zu meiner Erleichterung ging das ohne Probleme. Ein Anruf bei diesem Büro am Vortag hatte mich verwirrt. Mein Name war in der Passagierliste nicht zu finden gewesen.

Danach lief ich zum Bahnhof, um mich schon einmal zu orientieren, wo ich zwei Tage später nach Tai’an abfahren wollte. Oh, ich hatte erst mal ein paar Orientierungsprobleme auf diesem riesigen mehretagigen Bahnhof. Es gab über 40 Schalter. Um hineinzukommen mußte man auch sein Gepäck durchlichten lassen, wie im Flughafen. Irgendwann fand ich dann aber die Ausländerecke mit Warteraum und Schalter und konnte die Abfahrtzeiten in englisch erfragen. Das ging dann sehr problemlos. Diesen Service fand ich außerhalb Pekings nie wieder.

Auf dem Rückweg ging ich über die Wangfjiang, einer modernen Ladenstraße (wie im Westen ;-) und kehrte ein bei McDonald’s. Ich hatte einfach mal Lust etwas zu bestellen, wo ich weiß, was es ist und nicht den mehrfachen Preis der Einheimischen zu bezahlen.

 

30.11., Di.

Nach dem Frühstück gegen 8.30 holte mich einer von Ning Yang’s Masterstudenten ab. Da ich am Abend in ein billigeres Hotel wollte nahm ich meine Kraxe mit. Mit dem Taxi fuhren wir eine Stunde quer durch die Stadt zur Uni, einem Riesenkomplex in der Nähe des Sommerpalastes. Dort traf ich neben Ning Yang auch drei andere Wissenschaftler (Yuan Chang, Qin Zhang und Aiguo Wang). Mit ihnen konnte ich auch deutsch reden, da sie in Stuttgart-Hohenheim ihre Dissertationen geschrieben bzw. gearbeitet haben. Erst diskutierten wir eine Weile in einem Seminarraum und sprachen über fachliche und auch andere Dinge. Es gab auch keinen Widerspruch als ich sagte, daß das was ich über Sozialismus in der Schule lernte im Widerspruch zu dem steht, was ich hier sehe. Ich bekam zur Antwort, daß Sozialismus mehr ein Slogan ist. Dann fuhren wir zu einer Gaststätte auf dem Campus und aßen Mittag in einem abgeteilten Raum. Ich war wieder froh, daß ich nicht bestellen mußte. Meine Gastgeber kümmerten sich darum und alles wurde, wie in China üblich, auf eine Drehtafel in der Tischmitte gestellt. Es war wieder eine bunte Sache. Das Schweinefleische, wenn auch mehr Fett als Fleisch, war noch am geschmackvollsten. Das Geflügelfleisch war zwar auch gut, aber das wird hier meistens ‚geschreddert‘. Überall sind Knochenteile. Ich kann das nicht ab, aber andere lieben es, das Knochenmark auszuzutschen. Es gab auch gekochte kleine Heringe (?), die man gleich im ganzen essen konnte. Zu trinken gab es Bier für alle, bis auf Ning. Meine Bemerkung, daß er dafür wohl auch mal nach Deutschland gehen sollte, löste doch eine gewisse Erheiterung aus.

Gegen 13.30 brachte Ning mich mit dem Auto die fünf Minuten zum Sommerpalast. Der Sommerpalast war beeindruckend, auch zu dieser Jahreszeit. Jetzt ertraten sich die Touristen nicht mehr. Das imposanteste ist der 700 m lange Gang mit unzähligen Gemälden. Auch sind wieder reichlich Tempel und Paläste mit ihren geschwungenen Dächern zu sehen. Man konnte auch sehr schön spazierengehen entlang des schon mit einer dünnen Eisdecke überzogenen Sees. Der Sonnenuntergang war sehr schön, die Strahlen spiegelten sich auf dem See.

Gegen 5 Uhr nahm ich dann den Bus zurück zum Bahnhof. Das dauerte immerhin 1.5 h im Berufsverkehr. Ich kaufte mir dann die Fahrkarte für 10 Uhr nach Tai’an (Y79, hard seat, 5 h). Vor dem Bahnhof hatte ich dann einige Diskussionen mit Taxifahrern, die mir eine Stadtrundfahrt verpassen wollten. Bei einem hatte ich die Kraxe schon im Wagen, holte sie aber wieder raus, als er mir bekanntgab, daß er ewig nicht links abbiegen kann und deshalb wieder den Umgehungsring fahren muß. Da den Trick aber so ziemlich jeder Taxifahrer liebt, lief ich dann doch 10 min zu einer Stelle, wo dieses Argument nicht ziehen konnte. Mit dem dann genommenen Taxifahrer gab es dann keine Probleme. Vielleicht lag das auch nur daran, daß ich alles auf dem Stadtplan verfolgte. Er versuchte mir zwar ein anderes Hotel aufzuschwatzen (Kommission !), aber es war erträglich. Er setzte mich dann auch vor dem anvisierten Hotel ab. Erst zweifelte ich, da das Jinghua-Hotel nicht wie meine Preisklasse aussah. Aber an der Rezeption bestätigte man mir, daß ich richtig bin und es auch Dorm’s für Y35 gibt. Die waren in einem separaten Gebäude hinter dem Hotel. Die Viererzimmer waren sauber, die Duschen hatten heißes Wasser, es gab Email und Tourist Office. Es gab sogar eine Kneipe. Beim Duschen kam ich auch gut mit einem Israeli aus Haifa ins Gespräch. Er war erstaunlich optimistisch über den Verlauf des Friedensprozesses. Dann schrieb ich noch mein Tagebuch und beendete den Tag.

 

01.12., Mi.

Gegen 8 Uhr stand ich auf. Schon seit 6 Uhr gab es reichlich Geraschel im Zimmer. Daran mußte ich mich jetzt wieder etwas gewöhnen. Auf dieser Reise waren wir vorher ja nur unter uns. Zum Frühstück traf ich den Israeli wieder. Wir stellten fest, daß wir mit Neuseeland und Nepal die gleichen Lieblingsurlaubsländer hatten.

Dann ging es mit dem Taxi zum Bahnhof (Y18), da ich doch schon ziemlich spät dran war. Von der Ausländerecke brachte mich eine Uniformierte auch gleich zum Bahnsteig. Das war wohl auch besser so. Der Bahnhof war riesig und nicht mal an der Information konnte man ein Wort englisch, außer vielleicht okay.

Am Zug stand an jedem Wagen ein Schaffner. Ohne Fahrkarte kommt man nicht rein. Im Normalfall wird auch die Fahrkarte schon kontrolliert, wenn man die Wartehalle in Richtung Bahnsteig verläßt. Im Zug waren offene Abteile mit gegenüber angebrachten Sitzen. Auf einer Seite 2x2 Sitze, auf der anderen Seite 2x3 Sitze. Unter dem Fenster gibt es einen kleinen länglichen Tisch. Im Zug waren viele Uniformierte. Kein Wunder, der Bedarf scheint hoch zu sein. In Peking paßte fast bei jeder Unterführung, Hotel, Bank, Kaufhaus, ... einer auf. Es gab die üblichen Abschiedsszenen.

Das Wetter war sehr angenehm, besser wie die Tage zuvor. Die Zugfahrt an sich war langweilig, die Landschaft eintönig, flach wie ein Brett. Man sah viele Felder und Dörfer mit einstöckigen Ziegelhäusern. Nur in den größeren Städten gab es mehrstöckige Häuser. Diese waren dann meist Industrieorte mit vielen großen Schornsteinen.

Im Zug war es ziemlich zugig. Hmm, daß es im Zug zugig ist ... ? Die Durchgangstüren standen jedenfalls offen, damit die Wägelchen mit allen möglichen Sachen durchgeschoben werden konnten.

Die Ankunft in Tai’an erfolgte auf die Minute. Dieses erstaunliche Erlebnisse sollte sich bei fast allen Zugfahrten wiederholen. Vor dem Bahnhof gab es das übliche hin und her mit den Kommissionsjägern. Einer sprang sogar noch ins Taxi. Den mußte ich erst über die Drohung wieder auszusteigen hinauskomplimentieren. Beim anvisierten Guesthaus gab es allerdings eine negative Überraschung – sie hatten die Dorm’s umgebaut und das billigste Bett war nur für Y220 zu haben. Also Blick in den LP und mit dem Taxi zum nächsten Hotel. Hier hielt man mir nur einen Zettel in englisch unter die Nase, daß sie keine Ausländer nehmen und in welche Hotels ich gehen kann. Da das Hotel 999 nur 50 m weg war ging ich dorthin. Y220 war auch ganz schön happig und ich bot ihm Y60. Da er nicht wollte ging ich wieder. Glücklicherweise rief er mich zurück, versuchte es noch einmal mit Y100 mit einem mir nicht verständlichen Pfand, gab es mir aber letztendlich für Y60. Ich war darüber auch ganz froh, da ich auch keine Lust mehr hatte herumzusuchen. Das Zimmer hatte ich dann auch für mich allein, was leider zum Nachteil hat, mit niemanden quatschen zu können.

Ich lief dann noch in Richtung Zentrum, um noch etwas eßbares aufzutreiben. Das Pflaster des Fußweges war in Farbe und Form wieder identisch mit dem in Peking. Diese Erfahrung sollte ich noch häufiger machen. Ich sah auch eine Karaoke-Session. Da steht ein großer Fernseher auf dem Fußweg, viele Leute stehen herum und einer mit Mikrofon singt zum abgespielten Video. Ein Straßenmarkt entlang eines kleinen Flusses war sehr angenehm, keine aufdringlichen Händler und vertretbare Preise. Nach dem Trubel in Peking war es etwas zum genießen. Ich kaufte mir einen Taschenrechner (gut zur Vermeidung von ‚Mißverständnissen‘, Y18), ein paar kleine Fleischspieße (Y0.5 per Stück) und ein Bierchen (Y2.5). In einer Gaststätte aß ich ordentlich (Y24), trotzdem blieb noch reichlich übrig. Die Bestellung ging ganz gut. Ich zeigte auf die chinesische Übersetzung im LP, wartete dann auf Kopfschütteln oder –nicken, und ließ mir dann den Preis in den Rechner tippen.

 

02.12., Do.

Heute stand die Besteigung des Tai’shan auf dem Plan. Es ist einer der fünf heiligsten Berge der taoistischen Chinesen. Gegen 7 Uhr stand ich auf, trank Tee und aß eine Fertigsuppe. Gegen 8 Uhr begann der Aufstieg. Natürlich war zuerst ein Obolus von Y35 zu entrichten. Der Weg war gepflastert und es gab tausende von Stufen. An den Seiten des Weges standen einige Tempel (neben vielen Souvenirständen). Es waren erstaunlich wenig Leute unterwegs, die neben dem ausgetrockneten Bach hinaufstiegen. Viele ersparten sich den Aufsteig zur Seilbahnstation Zhongtianmen Gate und nahmen den Bus. Gegen 10 Uhr war ich auch dort und entschied mich doch die Seilbahn zu nehmen (obwohl es Y45 kostete) und zwei Stunden zu sparen. Ich war auch schon ziemlich verschwitzt. Dazu hatte ich ja noch den Huangshan vor mir, der anspruchsvoller ist. Im Sommer wäre die Entscheidung wohl anders gefallen, da man dann 2-3 h warten muß. Jetzt konnte man aber gleich die nächste Abfahrt bekommen.

Von der Seilbahnstation auf dem Berg mußte man noch einige hundert Meter und Stufen gehen vorbei an Shop‘s und Tempels (für den einzig attraktiven Tempel, Azur Clouds Temple wurde Eintritt verlangt – sah ich nicht ein) zur Bergspitze (1545 m) mit dem Jadetempel. Eine Besonderheit des Tempels war das ‚wortlose Monument‘, ein unbeschrifteter Stein. Die Begeisterung hielt sich in Grenzen. In der Nähe gibt es auch einen Sunrise-Point, an dem man herrliche Sonnenaufgänge sehen kann. Da unten fast immer Nebel ist, schwebt man dann über den Wolken. An diesem Tag war auch die Sicht schlecht. Also keine Chance den Yellow River (Gelben Fluß) in 200 km Entfernung zu sehen. Dutzende Chinesen fotografierten sich trotzdem in allen Lagen. In der Hoffnung auf einen eindrucksvollen Sonnenaufgang auf dem Huangshan verzichtet ich hier darauf und stieg bald wieder den Berg hinunter, diesmal ohne technische Hilfe). 3 h nur Stufen hinunter – das macht nicht wirklich Spaß. Nicht zuletzt, weil die Stufen so schmal waren. Nichts für eine Langnase, eher für kurzfüßige Chinesen.

Am frühen Nachmittag besuchte ich den Dai Tempel im Zentrum von Tai‘an. Der Eintritt wurde in den letzten zwei Jahren auch von Y10 auf Y20 erhöht. Hier wurde in früheren Zeiten dem Gott des Taishan gehuldigt. Der Haupttempel ist 22 m hoch und eine ziemlich große Halle. Die Hauptattraktion ist ein 62 m langes aber schlecht erhaltenes Fresko. In den Gärten gab es herrliche Bonsai‘s zu sehen. Einige Souvenirverkäuferinnen waren ziemlich aufdringlich. Eine schien sogar testen zu wollen, ob meine Haare wirklich angewachsen waren.

Nachdem ich was gegessen hatte holte ich meine Kraxe im Hotel und ging zur Kleinbusstation und nahm einen Minibus nach Qufu (2 h, Y12), der Geburtsstadt und Grabstätte von Konfuzius. Hier lag wie üblich die Stadt im Dunst (Smog ?). Viele trugen auch hier Armeemäntel. Sie scheinen ziemlich warm zu sein. Einige Kommissionsjäger begleiteten mich auch zum einzigen preiswerten Hotel, das für Ausländer zugelassen ist. Es dauerte aber etwas, bis ich ein billiges Bett für Y60 bekommen konnte. Wohl sehr zum Leidwesen der beiden älteren Frauen, die mich zum Hotel führten. Zumindest schienen sie sich aber köstlich über meine langen blonden Haare zu amüsieren. Im Zimmer gab es sogar eine Heizung, die wirklich wärmte. In der Gaststube des Hotels trank ich noch ein ‚Drei-Konfuzius-Bier‘. Schmeckte sogar ganz gut. Naja, vielleicht kann man ja bald ein ‚Konfuzius-Fried-Chicken‘ dazu essen. Inzwischen hatte ich schon langsam ein Kommunikationsdefizit. Seit nun schon zwei Tagen fand ich niemanden, mit dem ich mich geordnet unterhalten, Erlebnisse teilen oder Informationen austauschen konnte.

 

03.12., Fr.

Gegen 7 Uhr stand ich auf. Bis 8 Uhr war die übliche Prozedur abgehandelt, einschließlich Tee und Fertigsuppe. Dann versuchte ich Informationen zu bekommen, wie man zum Huangshan gelangt. Problem. Vom China International Travel Service (CITS) existierte nur eine große Reklame auf einem Dach. Um das herauszufinden brauchte es einige Zeit und ich landete in einem Airline-Büro. Dort konnte ich zumindest deutlich machen wohin ich wollte. Man schickte mich wieder nach Tai’an zurück. Zugfahrzeiten hatten sie aber auch keine. Ich hatte gehofft diesen Umweg nicht machen zu müssen.

Zuvor war aber noch Qufu dran. Ich ging in den Konfuzius-Tempelkomplex (Y30). Hinter dicken Mauern gab es mehrere Tempel und viele uralte (aus den Zeiten Konfuzius (551 – 479 v. u. Z.) ?) und ‚verbogene‘ Kiefern. Das Beeindruckendste war die Dracheng Hall. Dieses 1724 erbaute und 31 m hohe Gebäude imponierte durch Baustil und Farben, im Zusammenspiel mit den Kiefern. So stellt man sich China vor.

Die Confuzius Mansions schaute ich mir nicht an, der Eintritt war nicht akzeptabel (Y40). Das sind hunderte (circa 450) von Räumen des Konfuzius-Clans. Einst hatten sie sogar eigene Steuerhoheit. In den vierziger Jahren verdrückten sie sich aber nach Taiwan.

Weiter ging es dann mit dem Pedicab (dreirädriges Fahrrad, ‚Kundensitze‘ vorn.) aus der Kleinstadt hinaus zum Kunfuzius-Wald. Sogar hier mußte man Y20 berappen. Am Eingang gab es wieder reichlich Andenkenverkäufer. Eigentlich können sie einem ja leid tun. Um sich als erwachsener Mensch so zu benehmen, muß es einen schon ziemlich schlecht gehen. Aber wer weiß, vielleicht ist es auch wie bei dem tibetanischen Jungen vor dem Tashilhunpo-Kloster. Unser Erscheinen schien ihm große Schmerzen zu bereiten. Vorher und nachher fühlte er sich anscheinend besser.

Der Wald ist eine Pilgerstätte für Konfuzionisten (nicht zu verwechseln mit konfus), da sich hier sein Grab befindet. Es ist ein einfacher Grashügel mit einen Gedenkstein davor. Da die Saison vorbei war und ich hier der einzige Tourist war konnte ich hier auch etwas vom Trubel der Stadt entspannen. Ich wanderte noch etwas durch den Wald, der auch einer der besterhaltenen Friedhöfe in China ist. Hier pflanzten tausende Schüler von Konfuzius einen Baum aus ihrer Heimat (über 20000) und noch heute werden seine Nachfahren hier begraben.

Der Pedicabfahrer brachte mich wieder zurück zum Hotel und es gab die üblichen Gedächtnislücken bezüglich des ausgemachten Preises des Fahrers. Ich holte meine Kraxe im Hotel und fuhr mit dem Bus zurück nach Tai’an. Am Bahnhof war es dann glücklicherweise kein Problem mit Hilfe der Zettelmethode (man malt die entsprechenden Ortsnamen, Kategorien, Fragen nach Zeiten und Preis aus der Sprachsektion des Reiseführers ab) eine Fahrkarte für einen Nachtzug nach Tunxi zu bekommen. Leider war nur ein harter Sitz zu haben. Egal, Hauptsache es geht bald weiter, dazu noch ohne Umsteigen irgendwie in einem Nest in der Nacht.

Da ich noch reichlich Zeit hatte gab ich meine Kraxe in der Gepäckaufbewahrung ab und schlenderte durch die Stadt. Etwas verärgert war ich, weil die im Reiseführer eingezeichnete Bank of China keine Reiseschecks einlöste. Die andere Filiale war ziemlich weit weg. Ich aß noch etwas und nahm ein Taxi zurück zum Bahnhof. Hier versuchte ich herauszufinden, auf welchen Bahnsteig ich muß. Nach einer Weile begriff ich, daß man da nicht so einfach hin kann. Alle Leute sitzen im Warteraum und die Zugnummern werden aufgerufen. Dann kann man sich durch eine Fahrkartenkontrolle durch ein Tor begeben und einigen Bahnangestellten hinterher zum Bahnsteig gehen. Hier wurde sich zu meinem Erstaunen in Doppelreihe angestellt bis der Zug einfuhr. Händchen mußte aber nicht gehalten werden. Die zwei Bahnangestellten standen während der Einfahrt des Zuges in Grundstellung. Danach rannte jedenfalls jeder zu seinem Waggon, zeigte die Fahrkarte dem Waggonschaffner und ging in den Zug.

Das Abteil war wieder vollgestopft. Nach einer Weile verwandelte sich der Boden des Abteils wieder in einen Müllplatz durch Spucke, Schalen und andere Abfälle. Auch war, wie meist, reichlich schmatzen, rotzen und spucken zu vernehmen. Ab und zu kam auch jemand, kehrte durch und zog dann auch mal einen nassen Lappen durch den Gang. Es ergab sich während der Nacht sogar eine einfache Kommunikation mit zwei älteren Ehepaaren (zeigen in Reiseführer und auf Fahrkarte) und ich hatte einige ihrer mitgebrachten Dinge zu kosten. Nicht alles schmeckte, aber es war interessant. Schlafen konnte ich nicht allzuviel, es war mehr ein dahindämmern. Oft unterbrochen von umhergehenden Leuten.

 

04.12., Sa.

Gegen 6.30 Uhr kam ich in Tunxi an. Ich versuchte jetzt schon die Verbindung nach Guilin abzuklären. Das erwies sich aber als sehr zäh, da ich verbindungsmäßig wirklich am Arsch der Welt bzw. in der Provinz gelandet war und ich auch noch an einem ungünstigen Tag weiter wollte. Naja, zu der Zeit war kein großer Andrang am Schalter und die Frau sprach zwar kein englisch, war aber freundlich und geduldig. Ich nahm dann gegen 8 Uhr eine Minibus nach Tangkou (Y13, 1.5 h). es war eine sehr schöne und abwechslungsreiche Landschaft mit Bergen, zwei Tunneln, Dörfern, Wasserbüffeln (die ersten wieder seit Chitwan) und Reis- und Gemüsefeldern. Der Fahrer fuhr flott, um das mal vorsichtig auszudrücken.

In Tangkou stieg ich gleich um in einen Van und fuhr zum Eingang des östlichen Aufstieges in Yungusi. Hier mußte ich erst mal Y62 als Eintritt berappen. Einige Frauen versuchten Handschuhe, Landkarten usw. zu verkaufen. Dann ging es los. In der ersten Stunde wollte ein Dutzend Leute meine Kraxe tragen. Es ging in einem schönen Tal ziemlich steil viele Stufen hinauf. Es war sehr neblig. Bei einer Rast kam ich mit einem chinesischen Pärchen ins Gespräch. Er konnte sogar etwas englisch sprechen. Es war herrlich wieder ein Gespräch zu führen, nach drei Tagen. Ich hatte doch schon ein beachtliches Kommunikationsdefizit. Beim weiteren Aufstieg gab es schon ein paar herrliche Blicke und Stufen, viele Stufen. Nach etwas mehr als 3 h war ich dann oben. Zusammen mit dem chinesischen Pärchen ging ich essen (herrlich einfach, wenn ein Chinese bestellt) und checkten dann im billigsten Hotel ein (Y60). Das Zimmer war gut gekühlt. Naja, hier gab es auch noch Schneereste von letzter Woche.

Um das Tageslicht noch zu nutzen gingen wir gleich zu einem Aussichtspunkt – seeing is believing. Und so war es auch. Was wir hier sahen war gigantisch, vielleicht das beeindruckendste was ich bisher sah in China. Der Nebel im Tal verschwand und kam zurück, verdeckte Bergkuppen und gab sie wieder frei. Dazu riesige steile, schroffe Felsen bewachsen mit (Krüppel-) Kiefern. Es war wie im Märchen. Das Bild wechselte ständig durch den vom Wind getriebenen Nebel. Leider wurde es auch irgendwann mal dunkel und wir gingen zum Hotel zurück.

Das Zimmer teilte ich mit einem Franzosen. Er sprach ein überraschend akzentfreies englisch. Normalerweise erkennt man französische Muttersprachler sofort. Da er aber die letzten Jahre viel in den USA, Indien und Australien im Verkauf gearbeitet hatte und auch viel gereist ist verlor sich dies. Wir unterhielten uns mehrere Stunden in unseren Schlafsäcken liegend, bevor wir das Licht ausschalteten.

Am nächsten Morgen standen wir rechtzeitig auf, um von einem Aussichtspunkt den Sonnenaufgang zu sehen. Im dichten Nebel war es schon schwer den Aussichtspunkt zu finden. Wir zeigten guten Willen und warteten noch eine halbe Stunde, aber es war sinnlos und wir gingen in die Unterkunft zurück. Der Franzose verzichtete auf das Frühstück und startete gleich, um noch einen Bus in Tunxi zu bekommen. Ich begann den Rückweg später. Die Wege waren sehr schlecht ausgeschildert. Oft war ich nicht sicher, ob ich noch auf dem richtigen Weg war. Es war etwas unter null Grad, naßkalt und windig. Viele Wege waren glatt und die Kiefern mit einer dünnen Eisschicht überzogen. Die Sicht war schlecht. Am Flying Rock und Bright Summit war nicht viel zu sehen. Erst nach über zwei Stunden begann der eigentliche Abstieg. Jetzt kamen Stufen. Viele, viele Stufen. Ab und zu traf man jetzt Gruppen von Chinesen und man konnte zumindest sicher sein, daß man nicht längere Zeit auf dem falschen Weg läuft. Aber auch die kurzen Verirrungen kosteten mit der Kraxe so einige Kraft. Jetzt ging es ja ständig bergab. Trotzdem war es ein beeindruckender Abstieg. Viele Wege und Stufen waren in den Fels gehauen, die Geländer zwar aus Zement, aber wie Stämme, Äste oder Wurzeln gestaltet. Ab und zu kam auch die Sonne durch und man sah einige Gipfel.

Gut ins Gespräch kam ich mit einer Gruppe von der Bank of China. Sie waren auf ‚Brigadeausflug‘. Man konnte sich mit einigen sehr gut unterhalten und so gingen wir bis Tangkou zusammen. Dort aß ich mit ihnen und sie nahmen mich dann auch in ihrem Minibus bis nach Tunxi mit. Unterwegs hielten sie noch für einen Rundgang in einer Kristallmanufaktur und für eine Teeverkostung. Letzteres schien ganz interessant zu sein. Leider verstand ich nicht allzuviel.

In Tunxi wollte mir dann eine Frau aus der Gruppe beim Fahrkartenkaufen helfen. Sie diskutierte so einige Zeit an der Fahrkartenausgabe und hatte so einige Rückfragen. Dann erklärte sie mir das der eine Zug nicht jeden Tag fährt und für den anderen Zug keine Liegewagenplätze (hard sleeper) mehr zu haben sind. Wenn ich aber bereit wäre Y50 als Provision zu zahlen (die Liegeplatz kostete Y60) könnte mir hier jeder eine entsprechende Fahrkarte besorgen. Die Liegeplätze werden also von einigen Leuten hier aufgekauft und dann in Reisebüros und vor dem Bahnhof mit einem saftigen Aufpreis wieder verkauft. Die einzige Möglichkeit es billiger zu bekommen wäre es eine Stunde vor Abfahrt es irgendwo in der Wartehalle noch zu versuchen, wo dann die nicht verkauften Karten angeboten würden. Ich entschied mich für diese Variante, verabschiedete mich von den Bankern und ging in dir Stadt, um noch etwas zu essen. Ich war dann zur entsprechenden Zeit zurück am Bahnhof, bekam meine Liegewagenfahrkarte für Y10 Aufpreis und gegen 21 Uhr ging es weiter. Im Zug tauschte ich wie üblich mein Ticket gegen eine Karte mit Bettnummer und packte ich mich gleich in meinen Schlafsack und der Tag war für mich beendet.

 

06.12., Mo.

Gegen 3.30 Uhr wurde ich von der Waggonschaffnerin geweckt, tauschte die Karte gegen meine Fahrkarte zurück und pünktlich, wie immer, kam der Zug 3.53 Uhr in Yingtan an. Ohne Probleme bekam ich hier einen Hard Sleeper für Guilin um 10.37 Uhr und setzte mich in den großen Warteraum. Gegen 7 Uhr kam ein Polizist in meine Richtung gerannt und schnappte sich meinen Nachbarn, zeigte auf meine Jackentasche um mir anzudeuten, daß er versucht hat mich zu beklauen. Dann wurde er vor 200 Leuten regelrecht vermöbelt und weggeführt. Alles schaute auf mich und ich mußte mich anstrengen es zu ignorieren und unbeeindruckt weiterzulesen. Ich möchte betonen, daß es das einzige potentiell gefährliche Ereignis während der ganzen Zeit in China war. Nie hab ich mich gefährdet oder unwohl in einer Situation gefühlt. Ich hatte eher das Gefühl, daß auf Ausländer besonders aufgepaßt wird, so daß ja nichts passiert.

Nach einer Weile kamen zwei Bahnangestellte, ließen sich meine Fahrkarte zeigen und bedeuteten mir, daß ich ihnen folgen sollte. Sie führten mich in einen ziemlich leeren 1. Klasse-Warteraum, wo schon beim hineingehen die Fahrkarten kontrolliert wurden und der ziemlich leer war. Hier kam alle halbe Stunde eine Frau durch und sammelte den entstandenen Abfall ein und leerte die Aschenbecher. Man wurde wirklich demotiviert zum Abfalleimer zu gehen. Dann wurden auch Scheiben geputzt und alles ausgewischt. Keine Ahnung, ob die das hier jeden Tag machen. Jedenfalls waren immer viele Leute in Bahnuniform zu sehen.

Pünktlich 10.37 Uhr fuhr der Zug los. Erst ging es durch eine wellige Landschaft, später wurde es flacher und viele Reis- und Gemüsefelder waren zu sehen. Später fuhren wir durch eine Gegend mir roten Böden. Mit der grünen Vegetation war das eine schöne Farbkombination. Wie üblich kamen auch Leute mit ihren Wägelchen durch die Waggons und verkauften alles mögliche. Fürs Abendessen kaufte ich mir für Y10 eine große Pappschachtel mit Reis, Gemüse und Fleischstückchen und ein Gutenacht-Bierchen.

 

07.12., Mo.

Gegen 4 Uhr erreichten wir Guilin. Erst erkundigte ich mich nach den Abfahrtzeiten der Züge nach Kunming am Bahnhof und danach in einem dem Bahnhof gegenüberliegenden Hotel nach den Flugzeiten. Ich war mir ziemlich unschlüssig, wie und wann ich dorthin will. Gerade um einen Liegewagenplatz zu bekommen wäre es jetzt der beste Zeitpunkt gewesen, da diese Plätze oft ausgebucht sind und ich direkt am Bahnhof keine Preisaufschläge bezahlen muß. Ich konnte mich aber nicht entscheiden, da ich doch noch nicht festlegen wollte, welchen Zug ich nehme.

Gegen 6.30 Uhr fuhr ich mit einen Minibus nach Yangshuo, da dort die Zuckerhutberge schöner sein sollen als bei Guilin. Nach 1.5 h kam ich an und checkte im Sihai-Hotel ein. Y15 für ein akzeptables Vierbettzimmer war nicht zu unterbieten gewesen. Ich unterhielt mich sehr gut mit einem Pärchen aus dem Nachbarzimmer. Er war Südkoreaner und sie aus Hongkong. Es war gut, ein paar aktuelle und unabhängige Informationen zu bekommen. Zum Frühstück ging ich runter in die Gaststätte des Hotels. Hier traf ich einen Amerikaner und wir quatschten über alles mögliche. Das konnte ich schon seit langem nicht mehr. Yangshuo ist schon etwas Besonderes, man hat sich hier ganz gut auf Tourismus eingestellt. Es ist schon anders wie im ‚eigentlichen‘ China. Kommunikation in englisch ist möglich, man kann gut Souvenirs kaufen, relativ europäisch essen und es werden verschiedene Touren, auch in billigen Preisklassen, angeboten.

Gegen Mittag lieh ich mir für Y5 ein Fahrrad aus und fuhr etwa 30 min auf einer asphaltierten Straße zum Moon Hill, einem hohen spitzen Hügel mit einem Durchbruch. Dabei fuhr man schon zwischen vielen Zuckerhutbergen. Ich stellte mein Fahrrad ab, traf dabei drei Japaner und stieg mit ihnen den Berg hinauf. Es war eine phantastische Aussicht auf die umliegenden Berge, man war inmitten dieser Zuckerhüte.

Für den Rückweg suchte ich mir einen etwa doppelt so langen Weg über unasphaltierte Nebenstraßen und Feldwege aus. Es war schön, gemütlich und entspannend durch einige alte Dörfer zu fahren, vorbei an Feldern (Reis, Gemüse, Zuckerrohr, ...) und Wasserbüffeln. Man begegnete fast nur Radfahren, nur wenigen Motorrädern.

Am Stadtrand von Yangshuo entschied ich, daß Zeit und Kondition noch ausreichten und ich fuhr noch die 8 km auf der Straße nach Fuli. Auf der großen Straße war das nicht sehr angenehm. In Fuli kam ich mit einem etwa gleichaltrigen Chinesen ins Gespräch und wir fuhren über den Marktplatz des Dorfes zum Li-Fluß. Fluß, Berge und Boote – das war ein schöner Anblick, eine entspannende Atmosphäre. Auf dem Rückweg, vorbei an Feldern und durchs Dorf, zeigte er mir zwei Werkstätten von Malern. Es war interessant zu sehen, wie diese handgemalten Rollbilder auf Seide und die Fächer entstanden. Ich kaufte mir auch zwei Bilder und einen Fächer, nicht nur aus Höflichkeit. Sie sind wirklich schön. Natürlich muß aber hart gehandelt werden. Das ist aber – manchmal auch nicht leicht, wenn man nicht wirklich die Preisrelationen kennt. Für den großen Fächer Y100 und für die über 1 m hohen Rollbilder je Y75 – dürfte ich nicht wesentlich zuviel bezahlt haben.

Danach brachte mich mein Begleiter zu einer kleinen Fähre, etwa 2 km nördlich des Dorfes, und wir verabschiedeten uns. Mit diesem Seitenwechsel entkam ich der Hauptstraße und hoffte nun über Feldwege und drei Dörfer vor dem dunkelwerden im Hotel zurück zu sein. Leider mußte ich bald feststellen, daß die Radgabel gebrochen war. So mußte ich 1.5 h das Fahrrad schieben und immer hoffen, daß ich noch auf dem richtigen Weg bin. Ich fragte zwar einige mir im Dunkeln entgegenkommende Gestalten, meist auf Fahrrädern, aber man weiß nie, ob bestimmte Antworten nur aus Höflichkeit oder Verlegenheit gegeben werden.

Zurück im Hotel gab es eine Diskussion wegen der gebrochenen Gabel, aber da ich mir keiner Schuld bewußt war und ich keine Kaution hinterlegt hatte konnte ich es gelassen sehen. Die Diskussion wurde ja auch erst heftiger, als die Freundin des Verleihers hinzukam. Dann war das Fahrrad plötzlich ganz neu. Als ich ihr vorschlug, dann doch den Garantieanspruch zu nutzen, war das Fahrrad wieder älter. Naja, es wurde mir dann zu dumm, und ich ging einfach weg.

Ich ging danach Geld tauschen, schlenderte noch durch die kleine Hauptstraße mit vielen Geschäften, Ständen (viele verkauften pampelmusenartige, aber süßer schmeckende Shatian pomelo - es war wohl gerade Erntezeit) und Gaststätten, erkundigte mich an verschiedenen Stellen nach den Preisen für Bootsfahrten, kaufte für Y70 noch zwei kleine Rollbilder und aß in meinem Hotel Abendbrot. Dabei ergab sich eine nette Runde mit ein paar anderen Gästen und den Angestellten. Jetzt in der Nachsaison war halt nicht viel los. Einer der Gäste war aus Baden-Württemberg. Schon als wir nur englisch redeten fragte er, ob ich aus Sachsen komme. Das hat mich doch verblüfft.

 

08.12., Mi.

Als erstes suchte ich mir in der Stadt das billigste Angebot für eine Bootsfahrt den Li-Fluß hinauf nach Yangti (Y80). Nach dem Frühstück lieh ich mir wieder ein Fahrrad aus und ging ich gegen 9.30 Uhr zur Anlegestelle und kletterte auf mein Boot. Auf dem Nachbarboot warteten auch schon ein paar Europäer. Dann ging erst einmal nichts los. Ab und zu kamen Leute vorbei, diskutierten und verschwanden wieder. Gegen 10 Uhr kamen noch zwei Dänen und ein Amerikaner auf das Boot, die Fahrräder wurden auf dem Dach des Bootes verstaut und es ging endlich los.

In den ersten Stunden war die Landschaft relativ langweilig, die Berge noch niedrig. Man sah Fischer auf Bambusflößen, einige hatten angebundene Kormorane. Diese werden zum Fischen eingesetzt. Damit sie die Fische nicht selbst verzehren, haben sie einen Ring um den Hals, der das Abschlucken verhindert. Leider war es bewölkt und etwas dunstig. Erst saßen wir auf kleinen Hockern am Bug des Bootes. Da es aber doch ziemlich windig war setzten wir uns in die Kabine. Hier saß auch der alte Steuermann an seinem Rad. Leider war da wieder die Sprachbarriere. Aber mit einem gegenseitigen Lächeln konnte man für eine gute Atmosphäre sorgen.

Nach etwa 3 h passierten wir Xingping und die Dänen stiegen aus, um mit dem Fahrrad zurück zu fahren. Nach Xingping wurde die Landschaft attraktiver und die Berge wurden beeindruckender in ihren Formen und spiegelten sich oft im Fluß. Einige größere Schiffe kamen uns entgegen. Dabei wurde es mitunter eng. Sie kamen von Guilin. Ausländer müssen für diese Fahrt Y400 bezahlen, Einheimische Y150.

In Yangti (nach weiteren 2 h) konnte ich mich aber nicht entscheiden das Boot zu verlassen und mit dem Fahrrad zurück zu fahren. Schon auf dem Weg vom Hotel zur Anlegestelle macht das Fahrrad keinen sehr guten Eindruck. Außerdem tat mir noch der Hintern von der Tour am Vortag weh. Da auch die Rückfahrt nach einigem Verhandeln bereits für Y15 zu haben war brach meine Motivation endgültig zusammen. So legte ich mich, nun als einziger Fahrgast, auf das Dach und genoß die Landschaft weiterhin in aller Ruhe. Ab und zu kam jetzt auch die Sonne durch die Wolken. Herden von Wasserbüffeln fanden sich vor dem Sonnenuntergang am Fluß ein. Man sah immer wieder Fischer auf ihren Bambusflößen mit Köchern, Netzen und Kormoranen sowie Entenherden. Einige Männer ‚ernteten‘ auch Algen oder Gras aus dem Fluß. Es war eine andere Atmosphäre als am Vormittag.

Nach Xingping setzte ich mich wieder in die Kabine. Draußen auf dem Dach war es doch ziemlich kühl und windig geworden. Ich bestellte etwas warmes zu essen bei der Frau des Schiffers. Ihre Haare waren schon sehr grau. Zum Sonnenuntergang waren wir wieder zurück in Yangshuo.

Schon auf dem Boot hatte ich reichlich Zeit, über den weiteren Weg nachzudenken. Ich entschloß mich doch dafür nach Kunming zu fliegen, da ich anderthalb Tage bis Dali sparen konnte. Der Preis von Y690 war nur DM100 höher als für den Zug. So schlenderte ich durch die Straßen, checkte einige Reisebüros und buchte den Flug für den nächsten Nachmittag. Nach dem Abendessen las ich noch etwas im Lonely Planet (LP) herum und ging dann ins Bett.

 

09.12., Do.

Nach einem späten Frühstück fuhr ich mit einem Minibus nach Guilin zurück und von dort mit einem Zubringer gleich weiter zum Flughafen. Dort saß ich nach dem einchecken eine Weile am falschen Gate, merkte es aber zum Glück noch rechtzeitig. Der internationale Flughafen wurde erst vor zwei Jahren eingeweiht. Mit einer nicht mal halbvollen Boeing 737 starteten wir gegen 15.30 Uhr für den etwa anderthalbstündigen Flug. Ich sprach hier mit einem Australier, den man in Thailand um einige Wertgegenstände erleichtert hatte. Er hatte seine Kraxe in einem Bus unter seinem Sitz geparkt. Während der Fahrt wurde sie von hinten aufgeschnitten. Das schien er aber noch besser verdaut zu haben, als das fünftägige hin- und her in Hongkong, um von American Express seine Reiseschecks ersetzt zu bekommen.

Der Flughafen in Kunming lag nur etwa 5 km vom Zentrum der Zweimillionenstadt entfernt. Der Anflug war somit ziemlich interessant, aber leider ziemlich wacklig. Ich saß dann schon in einem Bus ins Zentrum als ich mit Erschrecken feststellen mußte, daß ich auf der Toilette des Flughafens meinen LP vergessen hatte. Ich checke eigentlich immer, ob ich etwas liegengelassen habe. Aber am Anfang legte ich das Buch auf das Spülbecken, klappte den Klodeckel hoch. Als ich nach einer Weile wieder ging schaute ich mich zwar um, aber das Buch war vom Deckel verdeckt. Ohne so einem Führer ist man in China so ziemlich aufgeschmissen und ausgeliefert. Zum Glück fand er sich nach einigem herumfragen wieder an. Es war eine große Erleichterung.

Die wenigen Kilometer ins Zentrum dauerten ewig. Es war ein einziger Stau. Auf dem Busbahnhof holte ich mir eine Fahrkarte für einen Nachtbus nach Dali und schlendert noch zwei Stunden durch Kunming. Als ich in einem Straßenimbiß etwas aß, versuchte man mich etwas zu fragen. Als ich es nicht verstand, schrieb man es mir auf – in chinesisch. Man konnte nicht verstehen, daß ich weder verstehen noch lesen konnte. Erst als ich ihnen meinen Reiseführer unter die Nase hielt, ahnten sie warum. Das konnten sie nicht lesen. Ein paar Tage später ließ ich es mir übersetzen. Man wollte wissen wo ich herkomme. Der Bahnhof war vollgestopft mit Geschäften. Im Zentrum gab es bzw. entstanden so einige Wolkenkratzer und jede Menge Geschäfte. Man hätte sich auch in einer amerikanischen Großstadt befinden können. In einer kleinen Nebenstraße schienen sich auch einige Bordells etabliert zu haben.

Gegen 21 Uhr ging es dann los. Der Bus war doch noch voll geworden. Ich hatte mir die etwa 1.20 m breite Pritsche mit einem nicht allzu schmalen Chinesen zu teilen. Auch er schnarchte und hustete wie so einige andere der etwa 30-40 Mitfahrer.

 

10.12., Fr.

Der Bus hatte unterwegs einige längere Stops. Der Fahrplan war noch aus der Zeit vor der Eröffnung der neuen Schnellstraße. So halbierte sich die Fahrzeit. Gegen 7 Uhr kamen wir in Dali City an. Nach einer 20-minütigen Fahrt mit einem Minibus kam ich im alten Dali an. Die Straßen waren noch leer und ich checkte für Y15 in einem Hostel ein. Nach einem kurzen Ausruhen ging ich zum Frühstück und quatschte mit einigen Leuten und tauschte Informationen. Auch der Australier aus dem Flugzeug hatte es hierher geschafft und dieses Hostel genommen.

Danach schlenderte ich durch die Stadt. Hier leben viele Bai’s, eine nationale Minderheit. Es ist hier anders wie in den meisten chinesischen Innenstädten, in denen die alten Gebäude plattgewalzt und durch neue ersetzt wurden. Die sind dann überall in China fast identisch. Man sieht überall auch die weißen Kacheln an den Gebäuden, sogar das Pflaster der Fußwege ist manchmal identisch, tausend Kilometer entfernt. Hier ist es glücklicherweise anders. Die alten braunen zweistöckigen Holz- und Steingebäude mit ihren grauen, am Ende überhöhten Dächern wurden erhalten und vermitteln eine historische Atmosphäre. Im Parterre sind jetzt meistens Geschäfte untergebracht. Die meisten verkaufen den üblichen Krimskrams, aber auch so einige gute Souvenirs, z. B. Batiks. Die Verkäuferinnen tragen oftmals ihre historischen Trachten. Besonders attraktiv war der Obst- und Gemüsemarkt. Hier verkaufen die in verschiedenen Trachten gekleideten Frauen jeden Alters ihre Waren, natürlich nach Erfüllung ihrer staatlichen Quote.

Am zeitigen Nachmittag fuhr ich weiter mit einem Luxusbus nach Lijiang. Ich versuchte es erst eine Weile mit trampen. Viele Minibusse hielten an, fuhren aber angeblich nicht nach Lijiang. Dabei gab es nur eine große Straße hier, die nur wenige Kilometer vor Lijiang abzweigt. Ich hab es nicht begriffen. Für den Bus mußte ich Y50 berappen für die 3 h nach Lijiang. Die Fahrt war sehr schön, nicht weil es ein Luxusbus und angenehmes Wetter war. Dali liegt zwischen einem 4000 m hohen Gebirgszug und dem 1900 m hoch liegenden Erhai-See. Zuerst passierten wir drei sehr hohe Pagoden und mehrere Dörfer mit der beschriebenen traditionellen Architektur, umgeben von Reis- und Gemüsefeldern. Danach ging es über einen Gebirgszug, und kurz vor Lijiang waren die ersten schneebedeckten Gipfel zu sehen. Die Ausläufer des Himalaya werden hier fast bis 7000 m hoch, Tibet ist nicht mehr weit.

Vom Busbahnhof in Lijiang nahm ich ein Taxi zur Altstadt. Erst fährt man drei Kilometer durch eine neue und moderne chinesische Stadt. Man fragt sich, ob man hier richtig ist. Aber dann kommt man in die Altstadt und es verschlägt einem die Sprache – enge gepflasterte Gassen, viele Holzhäuser, einige kleine Bäche, ... Einfach schön. Hier ist aber die Naxi-Minderheit ansässig. Sie leben in einer matriarchaischen Gesellschaft.

Ich checkte im First-Bent-Inn ein. Es wird von einer Naxi-Familie betrieben und ist im typischen Stil errichtet. Um einen schönen Innenhof herum sind die Zimmer angeordnet. Nach einem Spaziergang durch den Ort ging ich zu einem Konzert mit dem Naxi-Orchester. Es war eine Gruppe von etwa 25 meist sehr alten Männern, teilweise über 80. Sie spielten traditionelle Tempelmusik auf alten Instrumenten, etwas ungewohnt für europäische Ohren. Beeindruckend war das erhabene Erscheinungsbild der Männer. Zur Gruppe und ihrer Musik gab es mehrere Erklärungen. Viele von ihnen verbrachten Jahre, teilweise Jahrzehnte in Gefängnissen und Arbeitslagern. Auch zwei junge Frauen sangen einige tibetanisch anmutende Lieder. Sie hatten wunderbare den Raum ausfüllende Stimmen. Musikalisch war das zweifellos das Beste des Abends.

 

11.12., Sa.

Morgens rasierte ich mich das erste Mal seit Peking und ging zu einem ausgedehnten Frühstück ins Well Bistro. Hier las ich in meinem LP und auch in einigen anderen aus einem Regal herum. Der von Vietnam beschäftigte mich eine ganze Weile. Die Geschichte der Kämpfe dort und der Beteiligten seit dem 2. Weltkrieg ist schon endlos. Aber es soll ein sehr attraktives Land sein. Ich traf einige, die begeistert waren. Danach schlenderte ich in der Stadt herum, beobachtete Leute, fotografierte und genoß es einfach hier zu sein.

Am späten Nachmittag schlief ich etwas und ging am frühen Abend in die Stadt zurück. Auf dem Marktplatz wurde in einer riesigen Eisenschale ein Lagerfeuer angezündet. Irgendwann begannen ältere Marktfrauen in den hier typischen Kleidern einen Kreistanz um das Feuer herum. Dazu wurde Folkmusik eingespielt. Immer mehr Umstehende beteiligten sich und irgendwann drängelte auch ich mich in die tanzende Schlange. Als einziger Nichtchinese, dazu noch mit langen blonden Haaren war ich ein beliebtes Fotoobjekt. Irgendwann begann es zu regnen, aber das störte keinen. Teilweise entstanden chaotische Volkstanzverhältnisse, wo auch der Großteil der Leute den Schrittfolgen nicht folgen konnte. Dazu war es auch ziemlich glatt auf den Pflastersteinen. Nach zwei Stunden blieben noch etwa 50 überwiegend junge Leute übrig. Als die Musik ausgeschaltet wurde gab einer mit Flöte den Takt an. Leider war mit niemanden eine wirkliche Unterhaltung möglich.

Auf dem Rückweg stoppte ich im Well Bistro. Wenn man Ausländer finden kann, dann hier. Hier traf ich das amerikanische Pärchen vom Vortag wieder. Sie arbeiten in Peking und setzen Informationen aus chinesischen Zeitungen ins Internet. Irgendwann kamen auch zwei kräftige Norwegerinnen hinzu, die als Journalistinnen arbeiten und ab und zu mal einen Artikel nach Hause senden.

 

12.12., So.

Heute war ausschlafen angesagt und dann schlenderte ich wieder durch diese herrliche Stadt. Vor ein paar Tagen hatte ich noch vor, eine Zweitageswanderung in der Tigersprungschlucht zu unternehmen. Aber die Zeit war knapp und gewandert bin ich ja in diesem Urlaub schon reichlich. So kaufte ich mir eine Fahrkarte nach Jinjiang (Y48, 10 h) für den nächsten Morgen und fuhr die 12 km nach Baisha in einer Art Lieferwagen auf der Pritsche. Es schien aber das ‚offizielle‘ Transportmittel zu sein.

Heute sollte ja hier Markt sein, hatte mir eine der Angestellten im Well Bistro gesagt. Ich mußte erst etwas durch ziemlich leere Straßen in diesem Naxi-Dorf irren. Aber dann fand ich die Stände. Ab und zu war die Ruhe für einige Minuten unterbrochen und eine Horde chinesischer Bustouristen kam durchgerannt. Ich konnte hier relativ preiswert (vermute ich, Y20-33.5) einige Messingfiguren landwirtschaftlicher Nutztiere erstehen. Das war ganz lustig. Wenn eine Horde durch war konzentrierte man sich auf mich und ich hatte Zeit. In einem Hinterhof tanzten einige Frauen in den typischen Kleidern. Auf den renovierten Tempel des Ortes verzichtete ich. Hatte keinen Bedarf mehr und irgendein erstaunlich bunt gekleideter Mönch, oder was auch immer, wollte mir noch Y8 abnehmen.

Ich ging in ein paar Seitenwege, wo ich keinem Touristen begegnete. Die Fassaden der Lehmziegelhäuser waren nicht so gut erhalten wie an der Dorfstraße, aber sie waren trotzdem interessant. Man sah die Leute bei ihrer täglichen Arbeit, Getreide behandeln, Holz heranschaffen (auf dem Rücken) usw.. Es war ein schöner Spaziergang, die Sonne spielte auch mit. Bei einem Schuster am kleinen Dorfplatz ließ ich auf einer altertümlichen Nähmaschine noch den Träger meines Rucksacks für Y2 wieder festnähen. Dann ging es wieder zurück.

Zurück in meinem Zimmer traf ich eine Chinesin an. Nach ihrem ersten Satz war ich baff, sie sprach perfekt englisch. Naja, ihre Eltern waren schon vor ihrer Geburt nach Australien ausgewandert. Nach einer halben Stunde kam die nächste Überraschung ins Zimmer – der Australier, den ich schon in Guilin und Dali traf. Er versicherte mir als erstes, daß er mich nicht verfolgt hat.

Zum Abendessen ins Well Bistro ging ich dann mit der Australierin und dem mit ihr reisenden Malaysier, auch chinesischer Abstammung. Es war eine herrliche Unterhaltung mit Helen und Peter, und ein schöner Abend. Da sie zwar anfängt in Canberra zu arbeiten aber aus Sydney stammt und er aus Melbourne hatten sie auch ein paar Prestigediskussionen. Da ich ja auch eine Weile in der Gegend wohnte, konnte ich ganz gut mitreden. Wir beendeten ihn aber nicht zu spät, da auch sie am nächsten Tag zeitig los mußten zur Tigersprungschlucht. Später wollten sie mehr in eine unerschlossenere tibetanische Gegend, nach Zhongdian. Da sie ja chinesisch (aber eher Cantonese als Mandarin) sprachen ist das ja auch keine Hürde. Auch wird man wohl nicht versuchen sie auf den Märkten so konsequent abzuzocken wie andere.

 

13.12., Mo.

Ich mußte schon zeitig aufstehen, um den Bus gegen 6.30 Uhr zu bekommen. Es war noch ziemlich kalt, gut das ich noch von Nepal und Tibet so gut ausgerüstet war. Der Bus hatte auch keine Heizung und es war sehr zugig. Nach etwa 2 h wurde es hell und wir fuhren in einem ziemlich bergigen Gebiet. Manchmal ging es neben der Straße viele hundert Meter steil bergab. Wir sahen unzählige Terassenfelder in dieser leicht bewaldeten Gegend. Es war eine schöne Scenic-Tour gratis. Nach mehreren Stunden kamen wir an einen Straßenneubau. Es ist ein Riesenaufwand, um diese Gebiete zu erschließen. Vieles wird mit Hand erledigt. Es werden halbe Berge umgesetzt und unzählige Brücken gebaut. Die Straßenränder werden alle gemauert, mit von Hand zugeschlagenen Steinen.

Gegen 15 Uhr erreichten wir Jinjiang. Die letzten 15 km fuhren wir entlang des Gelben Flusses und einem riesigen Tagebau für Vanadium und Titan auf der anderen Seite. Es war eine graue langgezogene Industriestadt.

Im Bus waren auch ein weiterer Australier aus Brisbane und eine Skandinavierin. Am Bahnhof versuchten wir Liegewagenplätze zu bekommen. Da war aber nichts zu machen, da die hier meist für die Armee reserviert sind. An der Auskunft gab es sogar Probleme, die richtigen Abfahrtzeiten zu bekommen. Zum Glück sah ein Ingenieur aus dem Schacht unsere Hilflosigkeit und gab uns die richtigen Zeiten und Informationen. Er wollte auch im gleichen Zug fahren, so regelte sich der Rest von selbst.

Die Bedingungen im Zug überraschten uns doch. Indische Zustände. Wir kamen kaum in unser Abteil, obwohl wir ja eigentlich Platzkarten hatten. Dann bedeutete uns ein Armist, daß wir ihm zu einem anderen Abteil folgen sollten. Es war hier kein Problem reinzukommen, aber freie Sitzplätze gab es auch hier keine. Wir waren schon dabei wieder umzukehren, aber uns wurde bedeutet, daß wir warten sollten. Wir hatten schon beschlossen zu versuchen nach der Abfahrt wenigstens die Sitzplätze entsprechend unserer Fahrkarte zu reklamieren. Wir hatte keine Lust, die ganze Nacht im Gang zu stehen. Kurz nach Abfahrt des Zuges winkte uns aber ein Schaffner zu, ihm zu folgen. Er hatte am Ende eines Waggons drei freie Plätze organisiert. Wir waren sehr erleichtert. Ein bißchen hatten wir zwar schlechtes Gewissen, die Sitzplätze waren bestimmt schon alle vergeben gewesen, aber wir hatten kein Problem es zu verdrängen. Wir unterhielten uns auch noch längere Zeit mit dem Ingenieur. Er arbeitete in der Personalabteilung. Wenn er sein ganzes englisch im wesentlichen als Autodidakt sich erarbeitet hatte, dann alle Achtung. Es war sehr interessant Preise und andere Dinge zu vergleichen. Er selbst verdiente Y600 im Monat. In Bezug auf Urlaub sagte er auch auf Nachfrage etwa zwei Wochen alle zwei Jahre.

 

14.12., Mo.

Nachts schneite es sogar. Der Australier sagte mir, daß er das Fenster öffnete und das erste mal Schnee berührte. Gegen 7 Uhr beendete ich für mich diese nicht sehr schlafreiche Nacht in diesem zugigen Abteil und setzte mich für ein ausgiebiges Frühstück in den Speisewagen. FürY10 aß ich zwei Nudelsuppen und war voll.

Gegen 10 Uhr erreichten wir Chengdu und ich nahm ein Taxi zum Panda-Zuchtzentrum. Der Fahrer liebte einige Umwege und es gab einige Diskussionen. Die Argumente (abbiegen verboten, Umleitungen, Einbahnstraßen, ...) sind leider nicht kontrollierbar. Im Stau an einer Kreuzung, zu der wäre ich zu Fuß schneller gewesen, stieg ich aus und fragte mich zu einem Stadtbus durch. An der Endhaltestelle nahm ich dann ein dreirädriges Motorrad und wurde die restlichen 6 km geradewegs zum Zuchtzentrum gefahren. Die Gehege der Tiere sind relativ naturnah gestaltet und es wird auch Forschung betrieben. Seit 1995 hat auch die Öffentlichkeit Zutritt.

Etwa 1000 Pandas leben noch. Diese Zahl müßte sich auf die weltweit bekannten Giant Pandas, Wappentier des WWF, beziehen. Davon werden etwa 15 hier gehalten und vermehrt. Das ist noch ein seltenes Ereignis in Gefangenschaft. Durch viele Erfahrungen die mittlerweile gesammelt wurden und künstlicher Besamung wird es aber besser. Es war beeindruckend sie in aller Ruhe beobachten zu können. Sie wurden einzeln oder zu zweit in den Gehegen gehalten. Meist lagen sie nur faul herum oder fraßen. Eine handvoll Besucher verlor sich auf dem großen Gelände.

Wesentlich aktiver sind die braun-roten Lesser Pandas. Sie wirken wie Waschbären mit langem buschigen Schwanz, sind wesentlich geselliger und haben einen lustigen Gesichtsausdruck. Durch ein Fenster war es auch möglich ganz kleine Giant Pandas zu beobachten wie sie schliefen und sich rekelten. Zum Schluß besuchte ich noch das kleine Museum über die Geschichte der Pandas und die Entwicklung des Zuchtzentrums.

Zurück am Bahnhof holte ich meine Kraxe und ging zur Fernbusstation und suchte mir einen Bus nach Chongqing. Die Abfahrt wurde eine halbe Stunde verschoben, damit noch ein paar Leute kommen konnten. Die Fahrer mieten ja sozusagen die Strecken und sind natürlich interessiert, daß der Bus so voll wie möglich wird. Unterwegs wurde auch oft noch gehalten, was so einem Express-Bus nicht zusteht. Es gab dann auch Proteste von einigen Mitfahrern. So dauerte die Fahrt nicht vier, sondern weit über fünf Stunden.

Am Busbahnhof zeigte ich einem Taxifahrer den Namen eines Hotels. Als er mich dann aber an der Buchungshalle einer Reederei absetzte hielt ich es erst einmal nötig mich ordentlich aufzuregen. Ich machte der einzigen etwas englisch sprechenden Angestellten klar, daß ich überhaupt nichts buche, bevor ich nicht in einem Hotel eingecheckt habe. Schon, damit dieser Arsch von Taxifahrer für meine Umwege keine Kommission bekommt. Ich konnte erreichen, daß der Fahrer mich zum Hotel bringt, ohne daß ich den Umweg bezahle. Er bröckelte zwar noch etwas durch die Gegend, aber das war nicht mein Problem.

Das Hotel hatte leider nicht mehr die preiswerten Zimmer, oder wollte sie mir nicht geben. Y130 war einfach zu viel. In einem anderen Hotel fand ich dann ein gutes Sechsbett-Zimmer mit heißer Dusche für Y50. Leider war ich der Einzige im Raum. So schlenderte ich noch durch das unattraktive Zentrum, aß etwas (und wurde ganz schön beschissen, einer der extremsten Orte in China mit Preisabsprachen für Ausländer) und checkte die Zeiten für Schiffsfahrten durch die Drei Schluchten. Es gab zwar noch einige schäbige Hinterhofbüros, aber die Preise waren fix. So ging ich wieder zur Buchungshalle, schon weil die eine Frau halbwegs englisch sprach. Ich konnte mich nicht gleich entscheiden, ob ich am nächsten Tag gleich früh oder erst abends fahren wollte. Sie meinte aber, daß ich mir das noch jederzeit überlegen kann, da sie einen 24-h Telefonservice haben.

Im Hotel checkte ich die Planung für die nächsten Tage und las im LP herum. Gegen 1.30 entschied ich mich dann, das Schiff am Morgen zu nehmen und nicht die Dreitages-Tour bis Wuhan, sondern die Zweitages-Tour nach Yingtan zu buchen. So konnte ich mit Sicherheit rechtzeitig Macau erreichen. Leider sind bei der Morgentour keine Landgänge und Besuche einiger interessanter Stellen möglich. Die kosteten aber auch einiges, und ich sparte einen Tag.

So ging ich also runter zur Rezeption und erkundigte mich, ob Ortsgespräche kostenlos sind. Die waren es, aber es kostete mich einige Geduld sie zu überzeugen, daß ich um die Zeit wirklich jemand erreichen kann. Da ich nicht wegging und sie auch zur Höflichkeit erzogen wurden, überließen sie mir irgendwann das Telefon. Sie waren auch überrascht, als ich wirklich jemand erreichte. Nach einer Minute war auch die Frau am Telefon und sie sagte mir zu welcher Zeit ich kommen muß.

 

15.12., Mi.

Gegen 6 Uhr stand ich auf und eine Stunde später war ich an der Buchungshalle. Hier kaufte ich ein Ticket, tauschte US$50 (ohne Quittung) und wurde zum entsprechenden Anlegesteg gebracht. Allein hätte ich dafür wohl ziemlich lange gebraucht. Für die Y220 bekam ich ein Bett in einer Achtbett-Kabine der dritten Klasse. Zwischen den vier Doppelstock-Betten war nicht allzuviel Platz. Aber natürlich durfte ein Fernseher nicht fehlen. Gegen 8 Uhr ging es los und ich schlief eine Runde. Danach ging ich eine Runde durchs Boot. Es war keines der typischen Touristenboote. Viele Leute saßen auf den Gängen und wollten nur ein paar Orte weiter. Ich war wohl der einzige Ausländer. Die Unterhaltung ging also wieder gegen Null. Im Zimmer hielt sich die Vermüllung diesmal in Grenzen. Nach anfänglichem allgemeinen auf-den-Boden-werfen-und-spucken wurde das dann eingestellt. Einer der Chinesen hatte wohl seine Mitbewohner aufmerksam gemacht, daß das nicht überall so der Brauch ist. Dafür öffnete man mitunter gleich das Fenster und entsorgte den Plastikmüll.

Am ersten Tag war nicht viel zu sehen. Ich stand meistens im windgeschützten Heck des Schiffes. Grau und neblig war es ja auch die ganze Zeit. Die Ufer waren relativ flach, es gab ab und zu Felder zu sehen, manchmal sogar mit Bananenstauden. Ab und zu hielt das Schiff, um Leute ein- und aussteigen zu lassen. In Fengdu war ein über einen Hang verteiltes riesiges weißes tempelhaftes Gebilde zu sehen. Uns begegneten einige andere Schiffe, von Transportschiffen bis zu Kreuzfahrern. Auch die sowjetischen Meteor-Schnellboote waren vertreten.

Nach dem Dunkelwerden schaute ich mir im Zimmer auch die Fernsehfilme mit an. Jede Menge Kampfszenen mit historischen Handlungen oder Geschichten hinterlegt. Reichlich Gemetzel. Die Werbung steht der westlichen Welt auch nicht nach. Gegen 10 Uhr legte ich mich hin, konnte aber nicht gleich schlafen. Das lag weniger am fahrenden Schiff (erst gegen Mitternacht legte es in Wanxian an) sondern an unseren lärmenden Nachbarn.

 

16.12., Do.

Gegen 8 Uhr ging es weiter und nachdem wir zwei Stunden später Fengjie passierten begann die 8 km lange Qutang-Schlucht. Die Schlucht ist hier noch nicht so tief, aber sehr eng. Das Wasser fließt hier am schnellsten. Manchmal gab es doch ziemlich viel Verkehr, so daß die Bootsführer schon aufpassen mußten bei der schmalen Fahrrinne.

Im Zimmer tauschte ich einige einfache Informationen mit einem etwa gleichaltrigen. Ich wußte dann genau wo wir waren und daß er nicht Y220, sondern nur Y122 bezahlen mußte für die gleiche Reise. Nachdem wir Wushan passierten ging es durch die 40 km lange Wu-Schlucht. Die Hänge erheben sich bis zu 900 m über den manchmal nur 100 m breiten Fluß. Es ist ein riesiger Fjord. Da es sehr kurvig ist, war es schwer zu fotografieren. Die karg bewachsenen Berge verschwanden auch immer ziemlich schnell im Dunst.

Nach Badong begann die letzte, 80 km lange Xiling-Schlucht. An den Hängen sah man in 135 m und 175 m hohe große weiße Tafeln mit diesen Angaben. Bis zu diesen Stellen wird in wenigen Jahren das Wasser stehen, wenn einer der größten Staudämme der Welt 2008 beendet ist. Die Schiffahrt wird ungefährlicher, der Hochwasserschutz wird verbessert und es werden dann hier 20 % des chinesischen Energiebedarfes erzeugt. Der See wird 550 km lang sein (wie Assuan) und etwa zwei Millionen Menschen müssen umziehen. Neben den ökologischen Veränderungen ist einigen auch nicht wohl beim Gedanken eines Dambruchs. 1975 starben in Henan 230000 Menschen.

Als wir uns dem Damm näherten gingen fast alle aufs Deck. Schon von weiten sah man die vielen Kräne auf dieser gigantischen Baustelle. Der Damm wird einmal 2 km breit und 185 hoch sein. Im Moment ist der Fluß noch nicht gestaut, aber das ganze Wasser fließt durch ein etwa 100 m breites Tor. Im Moment ist der Damm erst wenige dutzend Meter hoch. Noch beeindruckender wird es hinter dem Damm. Dort entsteht eine große Stadt aus dem Nichts.

Das Schiff hatte Verspätung in Yichang. Zwischen 15 und 17 Uhr sollte es ankommen. Gegen 18.30 sahen wir zwar schon die Stadt, aber dann ging es nach einigem Warten erst in ein Schiffshebewerk und über 20 m abwärts in diesem Riesenkahn. Durch die späte Ankunft entschloß ich mich doch noch in Yichang zu übernachten. Ein Zimmer war schnell gefunden, aber für diesen Zustand war der Preis ziemlich hoch trotz herunterhandelns. Aber in kleineren Orten ist es ein Problem. Es gibt keine Konkurrenz unter den Hotels, die Ausländer nehmen dürfen.

Um etwas zu essen ging ich wieder raus. Ich war positiv überrascht, ich bekam die ortsüblichen Preise. Es scheinen hier also nicht viele Touristen vorbei zu kommen. Für Y5 bekam ich einige Fleisch- und Kartoffelstäbchen und setzte mich an den nächsten Tisch. Einige schauten mich an wie einen Außerirdischen und beobachteten alles was ich machte. Für zwei oder drei Leute war es auch sehr interessant in meinem Reisführer zu blättern. Ein paar 10-12 jährige Mädchen zogen durch die Straße und versuchten ein paar Yuan mit ihrer Gitarre zu verdienen. Als sie mir ihre Liederauswahl in chinesisch unter die Nase hielten konnte ich nicht viel damit anfangen. Als ich mein Tagebuch schrieb schauten einige auch erstaunt auf meine Krakel. Es war eine sehr angenehme und entspannende Atmosphäre.

 

17.12., Fr.

Gegen 7 Uhr stand ich auf und es gab wieder Fertigsuppe und Tee zum Frühstück. Durch die schlecht schließenden Fenster tönte kräftige Blasmusik herauf. Es war ziemlich kalt, aber Heizung gab es nicht im Zimmer. Gegen 8 Uhr lief ich los und gegen 9.30 saß ich in einem Minibus nach Wuhan (Y60). Naja, vielleicht hätte ich doch ein paar Yuan mehr investieren sollen und einen großen Express-Bus nehmen. Der Minibus hielt erst noch an so einigen Stellen in der Stadt, bevor er auf die Schnellstraße nach Wuhan fuhr. Auf der Schnellstraße gab es dann ein Problem mit dem Gas und er mußte einige Male anhalten.

In Wuhan kamen wir glücklicherweise im richtigen Stadtteil nahe des Bahnhofes an, von dem ich weiter wollte. Das sparte Zeit und Streß. In 30 min war ich hin gelaufen. Die Straßen waren voll mit Ständen. Vor dem riesigen Bahnhof mußte ich erst einmal die Orientierung finden. Am Fahrkartenschalter schob ich wieder meinen vorbereiteten Zettel hin, für einen Sleeper nach Guangzhou. Doch sie schüttelte nur den Kopf und zeigte in eine Richtung. Ich ging in die Richtung, blieb aber gleich an einer Fahrkartenkontrolle hängen. Es schien also zum Bahnsteig zu gehen. Als ich aber dann da ziemlich hilflos dastand erinnerte sich eine der Kontrolleure an ihr Schulenglisch und ich konnte deutlich machen, was ich wollte. Mit Hilfe ihrer Kollegin bekam ich auch Preis, Zugfahrzeiten und –nummern heraus. Sie deutete dann an, daß ich auf einem Stuhl warten solle. Okay, ich hatte ja noch reichlich Zeit. Als sie dann eine Pause machen konnte, folgte ich ihr in ein Hinterzimmer der Information. Der Verdacht bestätigte sich – Liegewagen ausverkauft. Danach folgten einige Diskussionen mit Kolleginnen und ich wurde herumgereicht. Am Ende landete ich bei einer, die mich an den Kontrollen vorbei direkt auf den Bahnsteig zum Zug brachte. Sie diskutierte kurz mit der Zugchefin und diese schrieb auf einen Schmierzettel ein paar Zahlen. Das war meine temporäre Fahrkarte. Ich wurde dann sogar noch bis an meinen Waggon gebracht. An dem zugewiesenen Liegeplatz wartete ich dann, der Zug fuhr los und nach einer Weile kamen dann auch zwei Leute, um meinen Zettel gegen eine richtige Fahrkarte umzutauschen (Y261). Sogar ohne Aufschlag. Fand ich gut. Als Ausländer hat man glücklicherweise doch so ein paar Privilegien.

 

18.12., Sa.

Gegen 5 Uhr, pünktlich wie immer, erreichten wir Guangzhou. Ich fragte mich durch zur Busstation mit Bussen nach Zuhai, an der Grenze zu Macau. Gegen 6 Uhr fuhr auch schon ein Bus (Y40, 2 h). Leider hielt er nicht an der Grenze, sondern ich mußte mir noch den richtigen Stadtbus suchen. Es ging durch eine neue moderne Stadt. Der Grenzübergang hätte auch der Bahnhof sein können. Er lag mitten in dem schon fast zusammengewachsenen Gebiet. Zuhai hatte schon lange den Status einer speziellen Wirtschaftszone.

Am Übergang, einer riesigen Halle, gab es einen Stau durch Computerprobleme. Als ein lautes Raunen von den etwas nervösen Chinesen durch die Halle ging, erschienen gleich einige gut ausgerüstete Polizisten. Aber alles halb so schlimm, nach einer Stunde war es geschafft.

Macau ist wesentlich kleiner als Hongkong, in einer Stunde ist man von der Grenze ins Zentrum gelaufen. Da ich keine Patacas (4 M$ = 1 DM), hatte wollte ich an einer Bank tauschen. Die Kommission war aber lächerlich hoch. Ich bin halt nicht mehr in China, mit festen Wechselkursen und vernachlässigbaren Gebühren (0.75 %). So checkte ich ein paar andere Banken und Geldwechsler und bekam bessere Konditionen. Nach einigen suchen fand ich auch die anvisierte billige Unterkunft für M$50. Es war zwar nur ein schmaler Bretterverschlag mit Bett, Waschbecken und Stuhl, aber ich wollte hier sowieso nur schlafen und auch nicht zuviel Geld ausgeben. Macau ist nach vielen Wochen China sowieso erst einmal ein Preisschock. Erwähnenswert ist wohl auch, daß viele Fußgängerüberwege mit Rolltreppen ausgestattet sind.

Ich traf ein paar andere Leute und wir gingen nach dem Essen ins Meeresmuseum. Es war eine ganz interessante Ausstellung, wenn auch nicht weltbewegend. Es gab viele Schiffsmodelle zu sehen und so einige Erklärungen zur Geschichte der chinesischen und portugiesischen Schiffahrt. Auch ein paar kleinere Aquarien waren vorhanden. Ich ging dann weiter zum nahen A-Ma-Tempel. Es ist ein ganz hübscher Tempel, in dem die Seefahrer einmal im Jahr beten und eine große Fete feiern.

Auf dem Rückweg besuchte ich noch ein paar portugiesische Kirchen. Die graue Chapel of Our Lady of Penha auf einem Berg war schon geschlossen. Von hier hatte man aber einen guten Überblick über Stadt, Häfen und Inseln. Die St. Lawrence Kirche war ebenfalls schon geschlossen. Es war eine sehr schöne Architektur, mit gelb-weißer Bemalung. Wenigstens die St. Augustinus Kirche war geöffnet. Hier liefen schon die Weihnachtsvorbereitungen. Am Abend in meinem Zimmer aß ich zu einem Bier, was ich an Ständen gekauft hatte und las Zeitung und den LP.

 

19.12., So.

Heute war der letzte Tag, an dem Macau ein Kolonie war. Ich wanderte durch das sich mit Menschen füllende Zentrum und dann weiter zum Fährhafen nach Hongkong. Ich wollte mir ein Ticket kaufen, um nicht am nächsten Tag auf einen freien Platz warten zu müssen. Das ging auch problemlos für 134 Hongkong-Dollars (knapp 4 HK$ = 1 DM). In Erinnerung blieb mir eher die Antwort eines Angestellten auf meine Frage nach der Toilette: man or woman? Naja, Chinesen mit langen Haaren sind ja wirklich selten.

Die große Straße vor dem Hafen war abgesperrt und viele Polizisten standen herum. Nach einer Weile kam auch eine Fahrzeugkolonne mit schwarzen Limousinen. Ich fragte einen warteten Passanten vor einem Hotel und er sagte, daß es der Premierminister war. Ich setzte mich in den nächsten McDonald und wartete bei Jingle Bells usw. ob noch etwas passiert. War aber wohl alles gewesen und der normale Verkehr begann wieder. Die meisten Taxifahrer hatte sogar kleine chinesische Flaggen auf ihren Autos.

McDonalds ist hier ziemlich preiswert. Eine Kombination ist M$16, man weiß was man bekommt und es wird nicht versucht mehr abzukassieren.

Im Zentrum häuften sich schon die Menschen, vor allem Jüngere. Ich sah nur sehr wenige Nichtchinesen. Auf dem Marktplatz war eine Bühne aufgebaut. An der Hauptpost wartete eine riesige Schlange, es gab Sondermarken und –briefe. Ich genoß die Atmosphäre und stattete auch der St. Dominics Kirche einen Besuch ab. Es ist eine sehr schöne relativ einfach und in gelb-weiß gehaltene Kirche mit schöner Fassade und imposanten Altar. Es war lustig zu sehen, wie sich Chinesen reihenweise vor einem Nebenaltar fotografierten. Die Kirche wurde erst grundlegend renoviert und im Nebengebäude gibt es eine sehr gute Ausstellung über Geschichte und einige Exponate zu sehen.

Ich ging weiter durchs Zentrum und die vielen Stufen hinauf zur herrlichen Fassade der St. Pauls Kirche. Die Fassade ist das einzige, was nach einem Brand noch steht. Am Fuße der Treppen war auch eine Bühne und ein riesiger Videoschirm aufgebaut. Hier lief schon ein etwas diffuses Programm, fast wie Karaoke. Es saßen aber schon viele Leute auf den Stufen. Ich ging weiter den Berg hoch zum Monte Fort. Hier hatte man wieder einen schönen Blick auf das Meer und auf die vielen Hochhäuser. Es wechseln sich schäbige alte mit glänzenden neuen ab.

Für ein Nachmittagsschläfchen ging ich zurück ins Hotel. Gegen 20 Uhr ging ich wieder zum Markt. Hier lief jetzt schon ein ganz gutes Programm mit Sängern und Erzählern. Bis Mitternacht schlenderte ich zwischen den Bühnen und genoß diese freundliche entspannte Menge. Gegen 23.30 Uhr blieb ich dann an der Bühne bei der Kirche, um die Übergabezeremonie auf der Videowand zu sehen. Das Umfeld war schon merkwürdig. Links neben den Stufen war eine riesige Weihnachtsdekoration mit den drei Weisen aus dem Morgenland und daneben eine knallrote Bühne, dazu chinesische und portugiesische Politiker und Militärs auf der Leinwand. Zum Zeitpunkt der Übergabe war eine erregte Atmosphäre und die Leute brachen wirklich in Jubel aus. Wenn ich nicht vorher schon mit einigen etwas geredet hätte wäre ich wohl wirklich überrascht gewesen.

So, jetzt war ich wieder in China, wo ich hergekommen war, ohne mich vom Fleck zu bewegen. Ich erinnerte mich an einen Spruch über einige Ostdeutsche in Westdeutschland: das Land würde eingebürgert, aus dem sie ausgebürgert wurden. Klar, Vergleiche hinken, hinten und vorn.

 

20.12., Mo.

Ich schlief etwas länger, checkte aus und lagerte die Kraxe an der Rezeption und lief dann zur Grenze. Dort stauten sich schon die Massen, um den Einmarsch der chinesischen Truppen der PLA nicht zu verpassen. Ich hatte Probleme eine Lücke zu finden. Die Soldaten kamen in Paradeuniformen, mit weißen Handschuhen. Als erstes kam ein offener Jeep mit einer großen chinesischen Fahne. Darauf folgten einige offene Mannschaftswagen mit stehenden und winkenden Soldaten. Die unzähligen Leute waren sehr begeistert, es war eine wirklich bewegende Atmosphäre. Sie wurden begrüßt wie Befreier.

Ich kam mit einem Amerikaner ins Gespräch, der hier schon seit fünf Jahren als Missionar arbeitet. Er spricht natürlich Cantonese und seine Frau ist aus Taiwan. Nur sehr wenige Chinesen, auch in Macau, sprechen englisch. Mit ihm irrte ich dann durch die Stadt, um die Straßenparade zu sehen. Alle wollten hin, aber keiner wußte so recht wo. Nach einer Weile waren wir am richtigen Punkt und waren begeistert. Tausende Leute waren verkleidet in großen Gruppen, von Kampfsportlern, Musikern bis zur Peking Oper. Riesige Drachen aus dutzenden Leuten bewegten sich durch die Straßen. Immer wieder kamen auch ‚verkleidete‘ Autos und Lkws. Die Polizisten und Helfer hatten zu kämpfen, die Straße freizuhalten.

Als die Parade zu Ende war ging ich zum Hotel zurück, holte mein Gepäck ab und lief zur Fähre. Meine Fähre hätte eine Stunde Verspätung gehabt. So tauschte man mein Ticket gegen das einer anderen Gesellschaft um, ohne irgendwelche Diskussion. So saß ich schon wenige Minuten später, nach dem ‚auschecken‘ von Macau, in der Fähre. In der Fähre sah es aus wie in einem Flugzeug. Wir bekamen sogar eine kleine Verpflegung. Nach einer Stunde kamen wir in Hongkong-Central an. Nach den Einreiseformalitäten ging ich zur U-Bahn, die hier MTR heißt, und fuhr auf die Halbinsel nach Kowloon. Es waren Massen unterwegs. Hier leben über sechs Millionen Menschen. Eine akzeptable Unterkunft für HK$60 war schnell in der Mirador Arcade gefunden. Ich teilte mein Zimmer mit einem englischen Lehrer.

Am Abend bummelte ich durch die Straßen. Jede Menge teurer Geschäfte, nichts mit gut shoppen gehen am Ende der Reise. Ich habe auch nie so viele Doppelstock-Busse gesehen. Die einstöckigen waren eher seltener. Ich fand noch den Nachtmarkt. Hier sah ich ziemlich viele Touristen. Es gab unzählige Stände mit allen möglichen Krimskrams, vielen Wahrsagern und Street Food. Ich ging in ein Fischrestaurant. In einem Fischrestaurant bestellte ich einen Teller mit vielen undefinierbaren Sachen, die erst in eine brodelnde Schüssel in der Mitte des Tisches geworfen und zum Essen wieder heraus gefischt wurden.

 

21.12., Di.

Gegen Mittag traf ich mich mit Kin aus Hongkong, die ich in Yangshuo getroffen hatte. Sie war auf dem Landweg nach Pakistan und zurück gereist. Sie kam auch erst vor ein paar Tagen nach Hause und war noch auf Jobsuche. Wir gingen japanisch essen. Es gab alles in einer Schüssel, unten Reis und darauf Fleisch usw.. Die Miso-Suppe war auch nicht schlecht. Wir saßen wie an einer Bar am Fenster im zweiten Stock und konnten beobachten, was so auf der Straße passiert. Danach schauten wir im Kulturzentrum, ob es in den nächsten zwei Tagen interessante Veranstaltungen gab. Leider Fehlanzeige, erst zu Weihnachten wurde es besser.

Wir fuhren zum taoistischen Wong Tai Sin Tempel. Er wurde erst 1973 im chinesischen Stil erbaut. Es war ein aktiver Platz, im Gegensatz zu den Tempeln im ‚mainland‘ China. Jede Menge Leute mit Räucherstabchen und Essensgaben, von Reis bis zu Spanferkel. Das Essen wird wieder mitgenommen, es soll nur gesegnet werden. Viele Leute schienen ziemlich abergläubig zu sein. Sie versuchten mit dem schütteln von Stäbchen und werfen von Muscheln ihr Schicksal zu deuten.

Weiter ging es zu Fuß zum nächsten Tempel. Der war leider wegen Renovierung geschlossen. Er war ziemlich groß, sah aber nicht sehr attraktiv aus. Kin fuhr dann zu einem Klassentreffen und ich zurück ins Hotel, um noch etwas zu schlafen. Abends bummelte ich noch einige Zeit durch die Stadt.

 

22.12., Mi.

Nach dem Frühstück am späten Morgen traf ich mich mit Kin und wir fuhren mit der Fähre hinüber nach Hongkong Island, um mit der Peak Tram auf den 552 m hohen Victoria Peak steil hinauf zu fahren. Von dort hat man eine herrlich Aussicht auf die Hafenanlage und die vielen Hochhäuser. Dabei befindet man sich mitten im Grün. Ansonsten legt vieles den Vergleich mit New York City nahe.

Hinunter liefen wir durch ein dschungelähnliches Parkgelände und kamen zum Zoo. Er war für die wenigen Gehege mit einigen Affen, Panthern, Flamingos usw. relativ weiträumig angelegt. Am lustigsten waren die Orang-Utans, die sich in Säcken versteckten. Es waren an dem Tag 10-12 Grad, ein Kälteschock für diese Gegend. Sogar im Fernsehen wurden Warnungen und Verhaltenshinweise gegeben. Nicht weit vom Zoo entfernt gibt es eine relativ neue Attraktion – den Travelator. Es sind dutzende Rolltreppen (Elevatoren) verbunden zu einem 800 m langen Weg den Berg hinauf. Das mußte natürlich getestet werden.

Dann ging es wieder zurück nach Kowloon. Dort setzten wir uns mit einer Flasche Bier an die Uferpromenade und bewunderten die kunstvolle Beleuchtung der anderen Uferseite auf Hongkong Island. Dann mußte Kin zurück zu einer Familienfeier (es schien irgendein wichtiger Feiertag zu sein, hatte aber nichts mit Weihnachten zu tun) und ich setzte mich noch ein Stück in ein beheiztes Kaffee.

 

23.12., Do.

Gegen 10 Uhr traf ich mich mit Kim in Oliver’s Kaffee. Sie kam zu spät, wie immer. Wir gingen dann zur Fähre, um nach Mui Wo auf der Insel Lantau zu fahren (KH$20, 35 min). Von dort nahmen wir gleich den Bus nach Tai O, einem Fischerdorf. Die Straße war sehr bergig und ich genoß die grüne Umgebung. Im Dorf sah vieles noch sehr traditionell aus, man konnte kaum glauben, daß es auch zu Hongkong gehört. In der Bucht gab es noch einige Häuser, die auf Stelzen halb über das Wasser gebaut sind. Wir besuchten zwei Tempel die einen buddhistischen Eindruck machten, aber Ahnengöttern oder verdienstvollen Verstorbenen gewidmet waren. Die Marktstraße war kaum belebt. Die Saison war vorbei und es war auch kein Wochenende. Ich kaufte mir für HK$100 fünf Strohhüte in verschiedenen Formen. Ziemlich sperrig, aber heute war ja schon mein letzter Tag und ich hatte sie somit nicht allzuviel herumzutragen.

Danach ging es mit dem Bus zum Po Lin Kloster. Es ist ein aktives Kloster mit Dutzenden von Mönchen und Nonnen. Dadurch bekam es Leben und Charisma, war nicht so trocken wie meist in China. Dort fungieren die Mönche eher als Museumswärter. Auch Stil, Farben und Pfeiler waren anders als in China. Die Außenpfeiler hatten wunderbare Steinreliefs, im Inneren fand man die hängenden Pfeiler wieder, die ich zuletzt in Tibet sah. Die besondere Attraktion war eine riesige Buddha-Statue mit einem Museum im Sockel. Die Preise für Souvenirs und Essereien waren sehr hoch, so nahmen wir den nächsten Bus zurück nach Mui Wo. Da wir nach dem Essen noch etwas Zeit bis zur Abfahrt der Fähre hatten gingen wir noch etwas am Strand spazieren.

Als wir nach Kowloon zurück kamen, war es schon dunkel. Ich holte meine Kraxe im Hotel ab und verabschiedete mich von den Leuten in meinem Zimmer. Dann fuhr ich mit dem Zubringer zum neuen Flughafen (HK$33). Er ist jetzt auf einer Insel, nicht mehr im dichtbevölkerten Kowloon. Um den Flughafen mit dem Zentrum zu verbinden, wurde eine U-Bahn gebaut und eine der längsten Hängebrücken der Welt errichtet. Beim Einchecken ging alles seinen Gang und kurz vor Mitternacht starteten der 320er Airbus der SwissAir für seinen 13-stündigen Direktflug nach Zürich. Neben mir saß ein in Berlin lebender Portugiese. Er hat einen Hardwarehandel und war ein paar Tage geschäftlich in Hongkong. Wir unterhielten uns sehr gut und der Flug verging relativ schnell. Leider flogen wir mit der Nacht, aber schneebedeckte Teile von Nordtibet waren zu erkennen.

 

24.12., Fr.

5.30 Uhr MEZ kamen wir in Zürich an. Ich trank mit Julio einen Kaffee und bald mußten wir zu unseren Flügen nach Deutschland gehen. Ich flog 7.10 Uhr mit der Crossair nach Leipzig, wo mich Ingrid erfreulicherweise schon erwartete. Weihnachten konnte beginnen.